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Papst eröffnet Jugendsynode mit Hölderlin-Zitat

Mit einer großen Messfeier des Papstes hat am Mittwoch die Bischofssynode zum Thema Jugend begonnen. In seiner Predigt auf dem Petersplatz ermunterte Franziskus mehrere hundert Synodenväter dazu, sich nicht „von Unglückspropheten ersticken zu lassen“ und „Strukturen zu verändern, die uns heute lähmen und von der Jugend trennen“.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Dass dir halte der Mann, was er als Knabe gelobt“: Ja doch, es ist ein Zitat von Friedrich Hölderlin, das der Papst seinen Zuhörern zum Synodenstart ins Stammbuch schrieb. Aus demselben Gedicht des Schwaben (Hölderlin schrieb es zum 72. Geburtstag seiner Mutter, es erschien in seiner Gedichtausgabe von 1826) hatte der Papst schon vor fünf Jahren kurz nach seiner Wahl gegenüber Kardinälen zitiert, damals sogar auf Deutsch: „Es ist ruhig, das Alter, und fromm.“

Die Synode gleich auf die richtige Flughöhe gebracht

Mit dem poetischen Ton wollte Franziskus die Synode, die bis zum 28. Oktober im Vatikan tagt, gleich auf die richtige Flughöhe bringen. Die Teilnehmer an der 15. „ordentlichen“ Synode (es gibt auch außerordentliche, zum Beispiel nächstes Jahr zum Thema Amazonas) sollen sich nicht im Kleinklein der Schwierigkeiten verlieren, sondern mit Hilfe des Heiligen Geistes „evangelischen Eifer und Leidenschaft“, „die Fähigkeit zu träumen und zu hoffen“ in sich wachrufen.

„Denn wir wissen, dass unsere jungen Menschen in dem Maße prophetisch und visionär sein werden, in dem wir als mittlerweile Erwachsene oder Ältere zum Träumen fähig sind und in dem wir mit unseren Hoffnungen und Träumen, die wir im Herzen tragen, ansteckend sind (vgl. Joël 3,1).“

Räume finden, wo das Herz entbrennt

Es gehe darum, „sich nicht von den Unglücks- und Schreckenspropheten oder von unseren Grenzen, Irrtümern und Sünden ersticken und zerdrücken“ zu lassen, sondern „Räume zu finden, wo das Herz entbrennt“, fuhr Franziskus fort.

Premiere: Zwei chinesische Bischöfe mit dabei

„Mit dieser Haltung bereitwilligen Hörens auf die Stimme des Geistes sind wir aus allen Teilen der Welt zusammengekommen. Heute sind zum ersten Mal auch zwei Mitbrüder im Bischofsamt aus Kontinental-China hier bei uns. Wir heißen sie herzlich willkommen: die Gemeinschaft des ganzen Bischofskollegiums mit dem Nachfolger Petri ist dank ihrer Präsenz nun noch stärker sichtbar.“ Für diese Worte des Papstes gab es Beifall auf dem Petersplatz. Erst Ende Oktober hat der Vatikan ein provisorisches Abkommen mit Peking über Bischofsernennungen geschlossen; das machte es möglich, dass erstmals überhaupt Bischöfe aus Festland-China an einer Synode im Vatikan teilnehmen.

Strukturen verändern, die uns lähmen

„Vereint in der Hoffnung beginnen wir eine neue kirchliche Versammlung, die in der Lage ist, die Horizonte zu erweitern, das Herz zu öffnen und jene Strukturen zu verändern, die uns heute lähmen, von der Jugend trennen und entfernen und dazu führen, dass sie im Regen stehen und sich selbst überlassen bleiben ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie unterstützt, und ohne einen Horizont von Sinn und Leben.“

Man dürfe junge Leute „nicht allein lassen in den Händen so vieler mörderischer Geschäftemacher“, und man dürfe nicht mehr einfach über ihre Köpfe hinweg entscheiden, sondern solle „gemeinsam mit ihnen träumen“.

Gegen das ‚Es war schon immer so‘

„Die Hoffnung fordert uns heraus, rüttelt uns auf, zerbricht den Konformismus des ‚Das war schon immer so‘ und verlangt von uns, aufzustehen, um den jungen Menschen direkt ins Gesicht zu schauen und zu sehen, in welchen Situationen sie sich befinden. Ebendiese Hoffnung fordert unser Engagement zur Überwindung von Situationen der Unsicherheit, Ausgrenzung und Gewalt, denen unsere Jugendlichen ausgesetzt sind.“

Zum Nachhören

Franziskus appellierte an die zur Synode Versammelten, sie sollten in Demut auf Gott, auf junge Menschen sowie aufeinander hören, nicht „in moralistische oder elitäre Positionen“ verfallen „und gut darauf achten, dass sich nicht die Logik der Selbsterhaltung und Selbstbezogenheit durchsetzt“.

Damals, als wir noch jung waren…

Dann verlas der Papst auch noch die kurze Botschaft, die das Zweite Vatikanische Konzil vor gut fünfzig Jahren an Jugendliche gerichtet hat. „Viele von uns waren (damals) noch jung oder machten ihre ersten Schritte im religiösen Leben“, sagte der 81-jährige Pontifex mit einem Blick über die vor ihm sitzenden Bischöfe. Letzter Satz der Predigt von Franziskus: „Verehrte Synodenväter, die Kirche schaut mit Vertrauen und Liebe auf euch.“

(vatican news)
 

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03. Oktober 2018, 10:33