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Prozess im Vatikan Prozess im Vatikan 

Vatikan: Kardinal aus Como will im Strafprozess aussagen

Der Prozess im Vatikan zu den Geldflüssen in London geht weiter. Die Zeugenaussage von Alberto Perlasca wird auf den 24. November verschoben. Unterdessen erklärte Kardinal Oscar Cantoni, Erzbischof von Como, seine Bereitschaft zur Zeugenaussage in dem Strafprozess.

Der jüngst zum Kardinal erhobene Cantoni will am 1. Dezember auf das Verhältnis des angeklagten Kardinal Giovanni Angelo Becciu zum Hauptzeugen Alberto Perlasca eingehen, wie am Donnerstag angekündigt wurde.

Bei dem Prozess geht es vorrangig um den Vorwurf der Zeugenbeeinflussung gegen Becciu. Als Ex-Verwaltungsleiter im vatikanischen Staatssekretariat spielt Perlasca, der wohl wieder in seinem Heimatbistum Como weilt, eine entscheidende Rolle im Verfahren.

So berichteten Kurienmitarbeiter in jüngsten Zeugenaussagen, dass Perlasca unter dem damaligen Substituten Kardinal Becciu die Hoheit über alle finanziellen Angelegenheiten erhielt. Auch verwiesen Zeugen darauf, dass der „Peterspfennig“, die Spende für den Papst und seine karitative Arbeit, genutzt worden sei, um weniger Wohltätiges zu finanzieren.

Im Kern geht es in dem Prozess um mögliche Straftaten beim Erwerb einer Londoner Immobilie. Hierbei sollen Medienberichten zufolge auch „Peterspfennig“-Spenden benutzt worden sein. Die Immobilie hat der Vatikan inzwischen mit einem Verlust von nach eigenen Angaben rund 130 Millionen Euro verkauft. Im Fall des angeklagten Kardinals Becciu werden im Prozess zudem Geldüberweisungen in sein Heimatbistum auf Sardinien behandelt.

Neben ihm sitzen neun weitere Ex-Mitarbeiter oder vom Vatikan zwischenzeitlich beauftragte Personen auf der Anklagebank. Die Vorwürfe gegen sie reichen von Unterschlagung, Korruption, Erpressung, Geldwäsche, Betrug über Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung.

Die 34. Anhörung im Rahmen des Prozesses über die Finanzanlagen des Staatssekretariats zeichnete sich durch keine wesentlichen neuen Elemente aus. In der Mehrzweckhalle der Vatikanischen Museen war unter den Angeklagten auch Fabrizio Tirabassi anwesend.

Neue Zeugen beim Prozess im Vatikan

Zu Beginn der knapp dreistündigen Sitzung sprach Federico Antellini Russo, stellvertretender Direktor der Aufsichts- und Finanzinformationsbehörde, zum Zeitpunkt des untersuchten Sachverhalts Leiter der Aufsichts- und Regulierungsbehörde der ehemaligen AIF (Finanzinformationsbehörde). Zwischen den Fragen der Anwälte des Klägers und der Verteidigung reichten die diskutierten Themen von den Aufgaben, die Renè Brülhart (ehemaliger Präsident der AIF) und Tommaso di Ruzza (ehemaliger Direktor der AIF) betrafen, bis hin zur juristischen Durchführbarkeitsstudie einer möglichen Finanzierung des IOR (Institut für Werke der Religion) durch den Staatssekretär.

„Die Art der Überwachung, die wir durchgeführt haben“, sagte der Zeuge und bezog sich dabei auf die Analyse möglicher Bürgschaften für das potenzielle Darlehen, „konnte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn das Institut beschloss, weiterzumachen. In diesem Stadium war die Bewertung vorläufig“. „Die IOR ist nicht befugt, systematische Finanzierungsaktivitäten durchzuführen“, fuhr er fort, „weil sie nicht über die entsprechende Struktur verfügt. Es gibt jedoch Ausnahmefälle“. Die Fragen betrafen auch den vorübergehenden Ausschluss der AIF aus dem internationalen Informationsnetz „Egmont Secure Web“ nach den Durchsuchungen in den Büros der Behörde selbst.

„Vernehmungsmethode ändern“

Giuseppe Pocobelli, heute in der Direktion für Sicherheit und Zivilschutz tätig, erläuterte noch einmal einige Aspekte der durchgeführten Ermittlungen, insbesondere die 20 Millionen Euro betreffend, die der Staatssekretär in den im Februar 2018 von Valori AM gegründeten Hearth Ethical Fund investiert habe, sowie die Korrespondenz zwischen der Financial Intelligence Authority und der englischen Anwaltskanzlei Mischon De Reya. In der kurzen Zeugenaussage von Silvia Rinaldi und Flavio Gianetti wurde kurz auf die Prestige Family Office SA eingegangen, die sich auf Enrico Crasso begog.

Einige der nächsten Zeugen

Am 10. November wird unter anderem Giuseppe Milanese, Präsident der Genossenschaft „Osa“, angehört. Da Luciano Capaldo, Berater des vatikanischen Staatssekretariats und ehemaliger Mitarbeiter von Gianluigi Torzi, am 23. November in Rom sein kann, wird die Aussage von Alberto Perlasca auf den 24. November verschoben werden.

(vatican news/kap – mg)

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28. Oktober 2022, 15:11