Suche

Eingang zum Dikasterium für die Glaubenslehre - es ist Vatikan für Missbrauchsfälle zuständig Eingang zum Dikasterium für die Glaubenslehre - es ist Vatikan für Missbrauchsfälle zuständig 

Missbrauch: Papst entlässt einen Diakon aus dem Klerikerstand

Ein schwerwiegender Missbrauchsfall erschüttert die Diözese Latina-Terracina-Sezze-Priverno. Papst Leo XIV. hat in dem Zusammenhang den ständigen Diakon Alessandro Frateschi per Dekret aus dem Klerikerstand entlassen, teilte das zuständige Bistum diesen Dienstag (16.9.) auf seiner Internetseite mit. Die Entscheidung, die demnach dem Diakon an diesem Dienstagmorgen im Gefängnis von Latina zugestellt wurde, ist endgültig und nicht anfechtbar.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Frateschi war beschuldigt worden, zwischen 2018 und Januar 2023 sexuellen Missbrauch an fünf Minderjährigen begangen zu haben. Drei der Betroffenen waren Schüler an einer höheren Schule in Latina, an der der Diakon zeitweise Religionsunterricht erteilte. Ein weiteres Opfer war ihm offiziell in Obhut gegeben worden, ein fünfter Junge war der Sohn befreundeter Familien.

Das Verfahren wurde von der Disziplinarsektion des Dikasteriums für die Glaubenslehre geführt, das für sogenannte Delicta graviora zuständig ist – besonders schwere Vergehen wie „Straftaten gegen das sechste Gebot des Dekalogs, begangen von einem Kleriker mit einem Minderjährigen unter 18 Jahren“. Angesichts der Schwere und der erwiesenen Tatbestände entschied das Dikasterium, den Fall direkt an den Papst weiterzuleiten.

Mit der offiziellen Zustellung des Dekrets wurde Frateschi erklärt, dass er künftig in keiner Weise mehr im Namen der Kirche auftreten darf. Ihm ist es untersagt, Predigten zu halten, Ämter in Seminaren oder Pfarreien zu übernehmen oder theologische Fächer – auch außerhalb kirchlicher Einrichtungen – zu unterrichten.

Zuständiger Bischof hatte bereits reagiert

Bereits am 30. Januar 2023 hatte Bischof Mariano Crociata reagiert, nachdem die diözesane Schulbehörde Zweifel an Frateschis Eignung gemeldet hatte. Nach einem persönlichen Gespräch entzog ihm der Bischof die Lehrerlaubnis, nahm seine Rücktrittserklärung vom Schuldienst an und suspendierte ihn vorsorglich vom diakonalen Dienst. Am selben Tag eröffnete Crociata ein kirchenrechtliches Vorverfahren und leitete die Unterlagen an das Dikasterium für die Glaubenslehre weiter.

Die Diözese Latina sprach in einer Mitteilung von einer „schmerzlichen Wunde für die gesamte Gemeinschaft“. Sie bekräftigte zugleich ihre Solidarität mit den Opfern und ihren Familien. „Unsere Nähe und unser Mitgefühl gelten den jungen Betroffenen und ihren Angehörigen“, hieß es.

Darüber hinaus verwies die Diözese auf das Interdiözesane Amt zum Schutz von Minderjährigen, das Betroffenen und Hinweisgebern als Anlaufstelle dient. Wer von Missbrauch oder unangemessenem Verhalten in kirchlichem Kontext betroffen ist oder davon erfährt, wird ausdrücklich ermutigt, sich an das kirchliche Zentrum zu wenden. Die Diözese betonte, dass dies den Weg zur staatlichen Justiz nicht ersetzt, sondern deren Einschaltung ausdrücklich befürwortet.

(pm)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

16. September 2025, 15:44