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Martha Schads Werk über die heiligen Frauen auf dem Petersplatz Martha Schads Werk über die heiligen Frauen auf dem Petersplatz 

Buchtipp: Heilige Frauen über dem Petersplatz

Hoch über dem Petersplatz stehen 140 Heilige aus Stein. Den Frauen unter ihnen hat die Augsburger Historikerin Martha Schad ein Buch gewidmet, das jüngst in der Kirche S. Maria dell’Anima in Rom vorgestellt wurde. In „Leuchtspuren am Himmel von St. Peter“ präsentiert Schad jene 38 heiligen Frauen, an denen seit dem 17. Jahrhundert kein Weg für jene vorbeiführt, die in den Petersdom streben.

Die Kolonnaden, in zehn Jahren rund um 1660 von Gian Lorenzo Bernini in päpstlichem Auftrag erbaut, rahmen den Petersplatz wie ein Paar weit geöffnete Arme. Sie sind dazu gemacht, Pilger und Besucher aufzunehmen, Gläubige, Andersgläubige, Nichtgläubige und Suchende aus aller Welt – „alle, alle, alle“ in den Worten von Papst Franziskus. Über den 284 Säulen aus Travertin steht und wacht in luftiger Höhe ein steinernes Begrüßungskomitee von 140 Heiligen.

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„Ich habe festgestellt, dass unter diesen Heiligenfiguren, die man ja von unten gar nicht so gut erkennen kann, 38 weibliche, heilig- oder seliggesprochene Frauen sind“, so die Buchautorin Martha Schad. „Und das war nun mein Anliegen, diese Frauen mehr ins Bewusstsein zu bringen oder dass man einfach, wenn man davor steht, mal nach oben schaut und sieht, dass da auch jede Menge Frauen oben stehen.“

„...dass man einfach, wenn man davor steht, mal nach oben schaut und sieht, dass da auch jede Menge Frauen oben stehen“

Ursula von Köln, Katharina von Siena, Teresa von Avila und Elisabeth von Portugal gehören zu den 38 heiligen Frauen, denen Schad in ihrem Buch nachgeht. Jede Figur wird mit einem Foto in Szene gesetzt, für die Bilderserie zeichnete der Vatikan im Auftrag der Autorin selbst verantwortlich. Darüber hinaus sind die Eckdaten der jeweiligen Heiligen, die Bedeutung ihres Namens und das Datum ihrer Selig- oder Heiligsprechung erfasst. Die Autorin beschreibt jede Statue mit kunsthistorischen Kriterien und listet wertvolle Darstellungen der Heiligen an anderen Orten auf.

Dr. Martha Schad
Dr. Martha Schad

Akribische Recherche

Als Herausforderung erwies sich für Martha Schad, die Vita dieser Figuren nachzuerzählen. Denn die Lebensgeschichten der in der Barockzeit populären heiligen Frauen beruhen häufig auf Legenden. „Das war ein bisschen schwierig für mich, weil ich dann anfing, Heiligenlexika miteinander zu vergleichen. Und bei der einen oder anderen wich das Ganze doch schon sehr ab von dem wirklichen oder nicht wirklichen Geschehen.“

Im Zug ihrer Recherchen hat Martha Schad interessante Details zutage gefördert. „Einige dieser Frauen kannte ich überhaupt noch nicht und war dann sehr erstaunt, auch zum Beispiel nachdem ihre Gräber entdeckt worden sind, wie sie dann hergerichtet wurden, also in Perlen und in Schmuck. Das war eine ganz große Entdeckung.“ Ihre persönliche Lieblingsheilige auf dem Petersplatz ist Klara von Assisi, die auch das Buchcover ziert. „Ich rechne ihr hoch an, dass es bis heute noch über 100 Klarissenklöster weltweit gibt.“

Heiligenfiguren auf dem Petersplatz
Heiligenfiguren auf dem Petersplatz

Steinerne Umarmung

Martha Schad, Jahrgang 1939, hat sich als Historikerin auch schon auf die Fersen der Frauen rund um Adolf Hitler geheftet. Ihr Interesse an Rom und dem Vatikan allerdings hat sich in besonders vielen Publikationen niedergeschlagen. So beschäftigte sie sich mit der Augsburger Ordensschwester Pascalina Lehnert, die für Papst Pius XII. den Haushalt und – ungewöhnlich für Frauen ihrer Zeit - manche Sekretariatsagenden führte. Ein weiteres Werk widmete Martha Schad den vier königlichen Frauen, die im Petersdom bestattet sind.

Nun kehrt sie mit ihrem – nach eigener Aussage – letzten Buch zurück nach Sankt Peter. Und wieder nimmt sie gezielt die Frauen in den Blick, mehr noch: den weiblichen Anteil der Architektur des Petersplatzes: „Bernini sagt selbst, da die Kirche Petri sozusagen die Mutter aller anderen Kirchen ist, muss sie Kolonnaden haben, die wie mit mütterlich ausgebreiteten Armen die Katholiken aufnehmen, um sie in ihrem Glauben zu bestärken und die Häretiker, um sie in der Kirche wieder zu vereinen, sowie die Ungläubigen, um sie zum wahren Glauben zu erleuchten.“ Wer heute den Platz betritt, blickt in diese steinerne Umarmung – umgeben von Zeugen des Glaubens, die den Weg nach oben weisen.

Martha Schad: Leuchtspuren am Himmel von St. Peter. Berninis heilige Frauen auf den Kolonnaden in Rom. Das Buch ist im Kunstverlag Josef Fink erschienen und kostet rund 20 Euro.

(vatican news – gs)

 

 

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13. Oktober 2025, 10:36