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Papst Leo bei der Audienz für die Teilnehmer an der Malteser-Wallfahrt Papst Leo bei der Audienz für die Teilnehmer an der Malteser-Wallfahrt  (@VATICAN MEDIA)

Behinderte Pilger nach Begegnung mit Leo XIV.: „Man fühlt sich besser“

680 Pilger haben sich mit Hilfe des Malteser Hilfsdienstes auch dieses Jahr wieder zur großen Behindertenwallfahrt in Rom und im Vatikan eingefunden. Über fünf Tage verteilt absolvieren sie im heiligen Jahr ein eindrucksvolles Programm. Unstrittiger Höhepunkt: Die Privataudienz mit Papst Leo XIV. vor der Generalaudienz am Mittwoch.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Etwa alle drei Jahre bietet sich in Rom und dem Vatikan ein beeindruckendes Bild: Über ein Dutzend Großraumbusse schleusen sich mit kräftiger Hilfe von Motorradeskorten durch den römischen Berufsverkehr, um inklusiv allen Pilgern täglich Messen in den Päpstlichen Basiliken, den Besuch der Vatikanischen Gärten, der Sixtinischen Kapelle und des Petersdoms sowie Streifzüge durch die Ewige Stadt zu ermöglichen. Ein Erlebnis, das für die Teilnehmer jedes Mal aufs Neue ergreifend ist. Doch in diesem Jahr gab es - neben der Heilig-Jahr-Prozession durch die Heilige Pforte des Petersdoms - einen besonderen Höhepunkt: Die Privataudienz mit Papst Leo, noch vor der Generalaudienz auf dem Petersplatz, für die die Malteser eigens in die Audienzhalle geleitet wurden:

Ida und Maria warten in der Audienzhalle auf Papst Leo
Ida und Maria warten in der Audienzhalle auf Papst Leo

„Unbeschreiblich. Das ist wirklich das i-Tüpfelchen von der Wallfahrt“, meint Ida, die vor der Begegnung mit Papst Leo voller Erwartung in der Audienzhalle sitzt. Die Rollstuhlfahrer durften sich direkt unter der Bühne in mehreren Reihen aufstellen. Viele der Anwesenden mussten ohne Frühstück los, weil der Termin für die Audienz kurzfristig nach vorne gezogen war – damit Papst Leo die Malteser vor der Generalaudienz eigens begrüßen konnte. Das frühe Aufstehen nahmen die Pilger dafür aber gerne in Kauf.

„Überhaupt, dass wir miteinander hier sein dürfen, dass wir die Behinderten betreuen dürfen, gemeinsam mit ihnen hier sein können, und jetzt dieses Gefühl hier, das ist nicht zu toppen,“ zeigt sich Ida begeistert. Sie erwarte sich von der Begegnung mit dem Papst „einfach Friede“, wirft ihre Sitznachbarin Maria ein. „Und dass die Menschen, die die Malteser jetzt hierhin gebracht haben, Trost und Zuversicht finden. Das ist für mich das Wichtigste, dass sie in ihrem Glauben noch mal gestärkt werden und trotz ihrer Beeinträchtigungen ein glückliches Leben haben“, bringt die Begleiterin die Gefühle viele der Helfer auf den Punkt.

Angelika war erschöpft, aber glücklich
Angelika war erschöpft, aber glücklich

Nach einer kurzen Ansprache und einem zur großen Überraschung der Anwesenden sogar auf Deutsch vorgetragenen Ave Maria nahm sich Papst Leo am Mittwochmorgen dann auch die Zeit, sämtliche Rollstuhlreihen abzuschreiten und mit den Behinderten ein paar Worte zu wechseln: Ein wirklich unglaubliches Erlebnis, wie auch Angelika aus der Diözese Dresden-Meißen meint. Begleitet wurde die Gruppe durch ihren Bischof Heinrich Timmerevers, den Bundesseelsorger der Malteser. Auch Paderborns Erzbischof Udo Bentz und Triers emeritierter Weihbischof Franz Josef Gebert waren dabei.

„Es war eine sehr schöne Veranstaltung und wir haben viel gesehen, es war wirklich sehr ergreifend und auch anstrengend“, sagt uns die Pilgerin, die im Rollstuhl in den vorderen Reihen saß. Papst Leo habe sogar einige Worte mit ihr gesprochen, aber sie habe ihn nicht richtig verstanden, bedauert sie. Besonders freue sie sich noch auf die Krankensalbung, die am Donnerstag beim Lateran stattfinden soll, so Angelika. „Und die vielen Gespräche mit den Tischnachbarn und den Businsassen und denen, die man mal so am Rande kurz trifft.“

Nur einige Vertreter des Leitungsteams, das die Malteser-Wallfahrt organisierte
Nur einige Vertreter des Leitungsteams, das die Malteser-Wallfahrt organisierte

Viel Organisation... aber auch viel Freude

Für Gespräche am Rande hatten die Organisatoren hinter den Kulissen wenig Zeit. Die gesamte Wallfahrt bisher sei jedoch „erfüllend“ gewesen, sagt uns Markus Bensmann vom Leitungsteam. „Es hat am Ende, auch wenn es immer wieder kleine Stolpersteine gegeben hat, zu einem sehr guten Ergebnis geführt und wir haben so eine gute Stimmung in den Gruppen“, freut er sich. „Es war beeindruckend, heute bei der Papstaudienz die Freude zu sehen, insbesondere bei den Pilgern selber, bei unseren behinderten Mitmenschen, aber auch bei deren Betreuern, wie sie sich für die Behinderten gefreut haben. Man merkt, dass das von Herzen kommt und dass es eine ganz große Erfüllung für alle ist, die dabei sind.“

„Bei der Papstaudienz die Freude sehen, insbesondere bei den Pilgern selber, bei unseren behinderten Mitmenschen, aber auch deren Betreuer, wie sie sich für die Behinderten gefreut haben. Da merkt man, dass das von Herzen kommt und dass es eine ganz große Erfüllung ist für alle“

Für ihn sei neben der Papstaudienz besonders die Messe in St. Peter beeindruckend gewesen, die erstmals am Hauptaltar stattfinden konnte, erzählt der Ex-Marine-Offizier, der mittlerweile zum dritten Mal für die Organisation der Wallfahrt verantwortlich zeichnet. In Höchstzeiten seien bis zu 800 Pilger aus allen deutschen Diözesen bei der in regelmäßigen Abständen veranstalteten Wallfahrt dabei gewesen, doch dies stelle absolut die „Schmerzgrenze“ dar, über die hinaus die Logistik nicht zu stemmen wäre, räumt er ein. Bereits mit knapp 700 Pilgern ist die Wallfahrt eigentlich ein logistischer Alptraum. Neben einem geeigneten Hotel – auch in diesem Jahr das Casa Buon Pastore in Sacrofano – müssen Fahrtwege, Messen und Termine geplant und getaktet werden; allerdings ohne Garantie, dass es am Ende auch so reibungslos läuft wie geplant. Eine Messe musste wegen einer Terminverwechslung sogar um einige Stunden nach hinten gelegt werden, doch auch auf diese Herausforderung reagierten Betreuer wie Betreute mit stoischer Flexibilität.

Flexibilität gehört dazu

„Also für mich als Frau, die gerne einen Plan hat, war es sehr herausfordernd, auf diese etwas andere Art zu planen und zu organisieren“, gesteht uns allerdings Ruth Wertmann vom Leitungsteam ein. „Aber wir sind mit einem guten Plan reingegangen. Jeden Tag war es dann zwar ein bisschen anders, aber es hat trotzdem sehr gut geklappt und wir hatten tolle Unterstützer an jeder Stelle“, freut sie sich. Überhaupt würden alle Strapazen durch die Freude der Teilnehmer relativiert, zeigt sie sich am Ende „ziemlich erleichtert“: „Die Pilger treffen gerade nach einer tollen Audienz hier oben ein und ich schaue in ganz viele glückliche Gesichter. Ich freue mich also, dass es geklappt hat und die Teilnehmer zufrieden sind.“ Auch das Wetter spiele mit, so dass ihr „schon ein bisschen Stein vom Herzen“ falle.

„Die Pilger treffen gerade nach einer tollen Audienz hier oben ein und ich schaue in ganz viele glückliche Gesichter“

Familie Kaspar aus Würzburg
Familie Kaspar aus Würzburg

Das Wetter, ebenso wie der Papstterminkalender, sind eine Komponente, die den Organisatoren bei der schon Monate zuvor anlaufenden Planung durchaus Streiche spielen können, so dass für jede Eventualität Backup-Lösungen gefunden werden müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Pilger trotz der Subventionen durch die Malteser mittlerweile Schwierigkeiten haben, den Eigenanteil für die Reise zu tragen. Doch für die, die kommen konnten, hat es sich gelohnt:

„Ich bin ganz begeistert von Rom und vom Vatikan. Es war alles eine super Atmosphäre, alles geht einem durch und durch“, berichtet begeistert Karin aus der Diözese Würzburg. „Ich bin so glücklich, dass ich jetzt da bin und das heute mit dem Papst. Es war das Höchste für mich und ich hoffe, die nächsten zwei Tage laufen auch noch.“

„Ich bin so glücklich, dass ich jetzt da bin und das heute mit dem Papst. Es war das Höchste für mich und ich hoffe, die nächsten zwei Tage laufen auch noch“

Sie begleitet ihren Sohn Matthias, der im Rollstuhl sitzt. „Sehr aufregend“ sei es gewesen, dem Papst die Hand schütteln zu dürfen, freut er sich nach der Audienz. „Er hat auch ein bisschen Deutsch mit mir gesprochen. Toll. Es war eine tolle Erfahrung, der Höhepunkt der Reise“, erzählt Matthias.

Georg Khevenhüller mit Pilgern in der Audienzhalle
Georg Khevenhüller mit Pilgern in der Audienzhalle

Ganz besonders angetan zeigte sich auch der Präsident des Malteser Hilfsdienstes, Georg Khevenhüller, der schon viele Behinderten-Wallfahrten mitgemacht hat:

„Wir haben heute ein großes Geschenk erhalten, nämlich dass wir eine private Audienz mit dem Heiligen Vater hatten“

„Für mich, und ich hoffe auch für alle Pilger dieser 14. Wallfahrt, war heute das große Highlight. Eine Begegnung mit dem Papst im Rahmen einer Generalaudienz ist immer ein Erlebnis. Aber wir haben heute ein großes Geschenk erhalten, nämlich dass wir eine private Audienz mit dem Heiligen Vater hatten. Seine Ansprache war so, wie er vielleicht zu vielen anderen auch gesprochen hätte. Aber seine Gegenwart und dann seine persönliche Begegnung mit den Kranken, das war herzergreifend. Wie er jeden, dem er begegnete, liebevoll berührt und begrüßt hat. Wenn ich das sehe, geht mir das Herz über vor Freude, weil wir genau deswegen hier sind, um diese Erfahrungen zu machen. Kurz: es ist ein Prachttag.“

Bundesjugendseelsorger Albert Lüken mit dem Jutebeutel für den Papst
Bundesjugendseelsorger Albert Lüken mit dem Jutebeutel für den Papst

Ein Prachttag, für den sich die Malteser auch mit einer kleinen Gabe revanchiert haben: einem Jutebeutel, in den die wichtigsten Beigaben der Wallfahrt gepackt wurden, so zum Beispiel das eigene Gebet, eine Mütze und einen kleinen Stift, „damit er sich an uns besonders erinnert“, erzählt der Bundesjugendseelsorger der Malteser, Albert Lüken. Auch gute Wünsche durften die Pilger symbolisch in den Sack stecken, wobei der Fokus vor allem auf den Jugendlichen gelegen habe, unterstreicht der Geistliche. Die Begegnung mit dem Papst werde mit Sicherheit nachwirken, zeigt er sich überzeugt: „Das Motto der Malteser ist ja: ,Weil Nähe zählt‘.  Und ich glaube, dass diese besondere Begegnung, diese Nähe heute spürbar war und auch Langzeitwirkung haben wird.“

Erika aus Würzburg mit der Diözesen-Tafel
Erika aus Würzburg mit der Diözesen-Tafel

Ihr habe es besonders gut gefallen, dass sie mit Papst Leo fotografiert worden sei, gesteht schließlich noch die Rollstuhlfahrerin Erika aus Würzburg. Viele ihrer Bekannten hätten sie danach angeschrieben und ihr bestätigt, was für ein Glück sie doch habe: „Und das gibt einem wirklich das Gefühl, dass die Schmerzen, die Krankheit, ein wenig nachlassen. Man fühlt sich besser…“

(vatican news)

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Die Malteser im Vatikan
01. Oktober 2025, 15:53