„Wirtschaft, die tötet“: Vatikan erklärt Armut zur „sozialen Sünde“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Kardinal Michael Czerny, Präfekt des Dikasteriums für den Dienst der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung, betonte die Wurzel des Problems:
„Egoismus und Gleichgültigkeit verfestigen sich in den Wirtschafts- und Kultursystemen. Die Wirtschaft, die tötet, misst den menschlichen Wert in Bezug auf Produktivität, Konsum und Gewinn.“
Laut Czerny mache diese „vorherrschende Mentalität“ die „Ausgrenzung der Schwachen und Unproduktiven akzeptabel und verdient daher das Etikett der sozialen Sünde.“ Die Antwort der Kirche dürfe nicht bei Spenden stehen bleiben, sondern müsse „die Bekehrung der Strukturen“ zum Ziel haben.
Roma-Frauen als „spirituelle Lehrerinnen“
Die persönliche Dimension der Armut hob die Ordensfrau Clémence von den Kleinen Schwestern Jesu hervor. Sie teilte ihre Erfahrung, die sie in einem verlassenen Gelände in Süditalien mit Roma-Frauen gemacht hatte, und sagte:
„Diese Apostolische Exhortation hat mir erlaubt, all diese Jahre, die ich unter unseren Roma-Freunden verbracht habe, neu zu sehen und zu entdecken, wie sehr das, was wir zusammen erlebt haben, für mich ein Sakrament war.“
Sie beschrieb die Roma-Frauen als „doppelt arm“, aber Trägerinnen von „bewundernswerten Gesten des alltäglichen Heldentums“. Für sie waren die Frauen „spirituelle Lehrerinnen“ im Vertrauen auf die Vorsehung.
Gaza-Hilfe und die neue Kirchen-Vision
Kardinal Konrad Krajewski, Leiter der Päpstlichen Almosenverwaltung, stellte die Notwendigkeit der konkreten Tat in den Vordergrund und enthüllte, dass während der Synode gesammelte Spenden direkt an die Pfarrei in Gaza geschickt wurden. Er betonte die theologische Bedeutung von Spenden: „Das Almosen tilgt die Sünden – auch wenn es heute keinen guten Ruf genießt.“
Die visionäre Stoßrichtung des Schreibens formulierte Kardinal Matteo Zuppi, Präsident der Italienischen Bischofskonferenz. Er sagte, der Papst lade die Kirche zu einer „Wahl der Seite sowie zu einem entschiedenen Perspektivwechsel ein“, indem er die „Letzten, die Ausgeschlossenen“ in den Mittelpunkt stelle. Das Ziel sei eine Kirche, die:
„keine Grenzen für die Liebe setzt, die keine Feinde zum Kampf kennt, sondern nur Männer und Frauen, die geliebt werden müssen. Denn das ist die Kirche, die die Welt heute braucht.“
Zuppi schloss mit dem Aufruf, „von den Analysen zu den Taten überzugehen, von der Gleichgültigkeit zur Fürsorge.“
(vatican news)
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