Suche

2025.01.24 Cardinale Kurt Koch

Kardinal Koch vor Papstreise: Sympathie und Solidarität für Christen

Die christliche Gemeinschaft in der Türkei wartet auf Papst Leo XIV. für das gemeinsame Gedenken daran, dass die geeinte Christenheit vor 1.700 Jahren in Nizäa zum ersten Konzil zusammengekommen ist. Er erhoffe sich von dem gemeinsamen Gedenken ein Zeugnis dafür, dass wir im Kern des christlichen Glaubens eins sind, so der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, im Vorfeld der Reise.

Herr Kardinal, das erste Konzil von Nizäa hat vor 1.700 Jahren stattgefunden. Warum ist es bis heute relevant?

Kardinal Koch: „Ich glaube, dafür gibt es zweierlei Gründe. Erstens, dieses Konzil hat im Jahr 325 stattgefunden, zu einer Zeit, in der die Christenheit noch nicht verwundet gewesen ist von so vielen Spaltungen und Trennungen. Deshalb betrifft das Konzil eigentlich alle Christen und kann in ökumenischer Gemeinschaft gefeiert werden.

Und zweitens, das Konzil hat den christlichen Glauben an Jesus Christus als dem Sohn Gottes definiert und festgelegt, der für alle Christen gilt. Und daran wieder neu zu erinnern und uns in diesen Glauben gemeinsam in ökumenischer Freundschaft zu vertiefen, ist der große Vorteil dieses Ereignisses.“

Hier das gesamte Interview zum Nachhören

Die Frage nach der göttlichen Natur Christi bleibt in der Ökumene aktuell

Damals ging es ja um nichts weniger als die göttliche Natur Christi, und da wurde ja durchaus auch handfest diskutiert beim Konzil von Nizäa. Was sind denn heute die großen Fragen in der Ökumene?

Kardinal Koch: „Die Frage bleibt natürlich bestehen, weil ich glaube, bei allen Diplomatien, die wir haben, wir können die Einheit nur im Glauben finden. Wir finden die Einheit in jenem apostolischen Glauben, der jedem neuen Mitglied am Leibe Christi in der Taufe übergeben und anvertraut wird.

Und da ist natürlich das Konzil von Nizäa ein großes Fundament, in dem der Glaube festgelegt worden ist. Und diesen Glauben neu zu vertiefen - denn der Glaube an die Göttlichkeit Jesu steht ja nicht einfach fest, sondern ist auch heute immer wieder in Frage gestellt. Und das neu zu vertiefen, scheint mir sehr wichtig zu sein.“

Luftbildaufnahme der byzantinischen Neophytus-Basilika, an der das Konzilsgedenken gefeiert wird
Luftbildaufnahme der byzantinischen Neophytus-Basilika, an der das Konzilsgedenken gefeiert wird   (AFP or licensors)

Zu diesem großen Jubiläum wurden viele Einladungen ausgesprochen, von katholischer wie von orthodoxer Seite. Man wollte eine möglichst breite Teilnahme ermöglichen. Können Sie uns schon verraten, wen wir dort erwarten können und wer es vielleicht nicht geschafft hat, seine Zusage zu geben?

Kardinal Koch: „Man weiß ja noch nicht genau, wer letztlich kommen und wer nicht kommen wird… Deshalb möchte ich in dieser Hinsicht noch nichts sagen, um nicht falsche Meldungen zu verbreiten. Es war das Anliegen, möglichst alle Christen dabei zu haben. Das war auch ein Anliegen von Papst Leo. Und das möchte ich in den Vordergrund stellen. Wer dann dabei gewesen sein wird und wer nicht kommen konnte, das können wir dann nachher besprechen.“

Motto In Illo uno unum gilt für Kirche wie für Ökumene

Was für eine Botschaft sollte denn Ihrem Wunsch nach von diesem Konzilsgedenken ausgehen?

Kardinal Koch: „Ein Zeugnis dafür, dass wir im Kern des christlichen Glaubens eins sind. Das entspricht ja auch dem wunderbaren Motto von Papst Leo XIV., nämlich In Illo uno unum. Das heißt, wir sind viele, wir sind vielfältig, aber wir sind eins in Jesus Christus. Dieses Motto, das er für die katholische Kirche gewählt hat, gilt genauso für die Ökumene.“

Sie selbst blicken ja auf einen langen Dienst im Vatikan und für die Ökumene zurück. Was ist es für Sie, ganz persönlich, für ein Gefühl, an diesem wichtigen Jubiläum teilzunehmen?

Kardinal Koch: „Erstens einmal bin ich sehr erfreut, wie dieses Ereignis 1.700 Jahre Konzil von Nizäa die ganze Christenheit bewegt. Es gab so viele Symposien, es gab so viele Begegnungen dazu... Das hat mich sehr gefreut und ich bin sehr dankbar, dass die Christenheit sich auf dieses Konzil zurückbesinnt und den gemeinsamen Glauben erneuert.“

Ein Besuch von Sympathie und Solidarität 

Es geht ja nach der Türkei auch in den Libanon. Was erhoffen Sie sich denn allgemein für Früchte von dieser ersten apostolischen Reise des Papstes, die ja auch mit großer Aufmerksamkeit beobachtet werden wird?

Kardinal Koch: „Es ist natürlich ein Besuch auch von Sympathie und Solidarität mit den schwierigen Situationen in diesen Ländern, in der Türkei ebenso wie vor allem im Libanon. Er ist eine Ermutigung für die Christen – in der Türkei stellen die Christen eine kleine Minderheit. Im Libanon gibt es eine vielfältige Gemeinschaft von Christen, natürlich mit einer starken Präsenz der Maroniten, die politisch wie wirtschaftlich in einer schwierigen Situation leben. Sie zu bestärken und zu ermutigen ist ganz sicher ein Anliegen des Heiligen Vaters. Und natürlich dann auch der ökumenische Dialog und der interreligiöse Dialog, der Dialog zwischen Christen und Muslimen, der vor allem im Libanon ja sehr wichtig ist, weil der Präsident dort jeweils Maronit und der Premierminister Muslim ist.“

Vielen Dank.

Das Interview führte Christine Seuss.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. November 2025, 10:54