Vatikan: Mehr Transparenz bei Missbrauchsaufarbeitung
Mario Galgano - Vatikanstadt
Der Auftritt erfolgte vor dem Hintergrund alarmierender Medienberichte, wonach im Vorjahr lediglich 81 von 226 angefragten Diözesen und kirchlichen Einheiten einen Fragebogen der Päpstlichen Kommission zu Missbrauchsfällen beantwortet hatten.
Lücken im System transparent benennen
Obwohl Bischof Verny die Fortschritte lobte, die die italienischen Bischöfe seit der Unterzeichnung einer Aufarbeitungs- und Präventionsvereinbarung vor drei Jahren erzielt hätten, betonte er die Notwendigkeit von Transparenz und Verantwortlichkeit.
Verny, der aus Frankreich stammt, räumte zwar „Missverständnisse und Divergenzen“ ein, mahnte aber unmissverständlich: „Es stärkt die Glaubwürdigkeit der Kirche, wenn sie die Lücken im Schutzsystem transparent benennt und professionelle Antworten anbietet, damit unsere Kirche ein sicherer Raum für Jugendliche und Minderjährige ist.“
Er hob hervor, dass es kein perfektes Modell gebe, doch jede Bischofskonferenz sei aufgerufen, „mutig die Vergangenheit anzuschauen und die Wahrheit in der jeweiligen Situation anzuerkennen“.
Zur Untermauerung seines Appells erinnerte Verny an eine Begegnung von Papst Leo XIV. mit Missbrauchsopfern aus Belgien, bei der ein leerer Stuhl symbolisch für ein Opfer stand, das sich das Leben genommen hatte. „In allem, was wir tun, müssen wir diesen leeren Stuhl anschauen. (...) Wir müssen die Opfer und die Überlebenden anerkennen und sie begleiten und ihre Worte hören, so schwer das auch sein mag.“
Datenerfassung als Ausgangspunkt
Bischof Luis Manuel Ali Herrera, aus Kolumbien, bedauerte in seinem Beitrag, dass die Medienberichte über die unvollständige Beantwortung der Fragebögen den Willen der Kirche in Italien zur Missbrauchsbekämpfung insgesamt infrage gestellt hätten. Er betonte, dass die Fortschritte im Kampf gegen Missbrauch nicht übersehen werden dürften.
Dennoch sei die Erfassung der Daten nur ein „Ausgangspunkt“ und essentiell. Die Kirche müsse das Risiko eingehen, das durch die Entscheidung für „Transparenz und Verantwortlichkeit“ entstehe, um die Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Nur mit dieser Ernsthaftigkeit, zu der die lückenlose Datenerfassung gehöre, sei das Vertrauen der Öffentlichkeit wieder zu erlangen.
Wie die Bischofskonferenz am Dienstag mitteilte, sprachen Kommissionspräsident, Bischof Thibault Verny, und sein Sekretär, Bischof Luis Manuel Ali Herrera, bei der Herbstvollversammlung der italienischen Bischöfe in Assisi. Die Bischofskonferenz Italiens ist mit mehr als 200 Mitgliedern die größte in Europa.
(vatican news)
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