Suche

Bei der zweiten Vollversammlung der katholischen Weltsynode, Oktober 2024, im Vatikan Bei der zweiten Vollversammlung der katholischen Weltsynode, Oktober 2024, im Vatikan  (Vatican Media)

Q&A: Synodale Berichte aus dem Vatikan

Worum geht es in den Zwischenberichten, die die ursprünglich von Papst Franziskus am Rand der katholischen Weltsynode eingerichteten Studiengruppen zu speziellen Fragen an diesem Montag vorgelegt haben? Das fragten wir unseren Redaktionsleiter Stefan v. Kempis.

 

Interview

„Es geht um eine breite Spanne von Themen: Digitale Mission, Rolle der Frauen, Ökumene, Polygamie, Priesterausbildung, eine bessere Auswahl von Bischöfen, um nur einige zu nennen. Franziskus hatte diese Themen sozusagen aus der katholischen Weltsynode ausgelagert und sie diesen Studiengruppen anvertraut; das sorgte weiland auch bei einigen für Kritik, weil diese Themen damit den Beratungen der Synode teilweise entzogen waren. Aber es ging dem Papst eben um eine engere Zusammenarbeit zwischen der Weltsynode und den Behörden der Römischen Kurie. Wohlgemerkt: Was jetzt vorgelegt wurde, sind nur Zwischenberichte, auf Englisch und auf Italienisch; die Schlussberichte sollen an Silvester Papst Leo auf den Tisch gelegt werden.“

Papst Leo hatte ja zwei weitere Studiengruppen gegründet – haben die jetzt auch schon ihre Berichte vorgelegt?

„Eine von ihnen, ja. Und zwar die Gruppe zum Thema Liturgie. Die zweite, die sich unter anderem mit dem Statut von Bischofskonferenzen beschäftigen soll, ist noch im Aufbau, die wird noch ein bisschen Zeit brauchen.“

Hier zum Hören:
  (Vatican Media)

„Bei der Auswahl von Bischöfen sollen künftig die Ortsbischöfe eines Territoriums stärker eingebunden werden“

Und was steht genau drin in diesen Zwischenberichten?

„Eine ganze Menge. Bei der Auswahl von Bischöfen sollen künftig die Ortsbischöfe eines Territoriums stärker eingebunden werden; zu ökumenischen Gemeinschaften wie der von Taizé wird das Erarbeiten von praktischen Leitlinien ins Auge gefasst. Und das grundlegende Dokument zur Priesterausbildung, die sogenannte ‚Ratio Fundamentalis‘ aus dem Jahr 2016, wird wohl überarbeitet werden, damit die Ausbildung näher am ‚Volk Gottes‘ stattfindet und Frauen und Familien bei dieser Ausbildung eine größere Rolle spielen.“

„Hinweise darauf, zu welchem Schluss die Kommission in Sachen Frauendiakonat gekommen ist, gibt es noch nicht“

Damit sind wir beim Thema Frauen…

„Ja, genau. Zur Teilhabe von Frauen am Leben und an der Leitung der Kirche soll es gegen Jahresende ein eigenes Dokument des vatikanischen Glaubensdikasteriums geben, und die Ergebnisse einer eigenen Studienkommission zum Thema Frauendiakonat sollen ‚in Kürze‘ bekanntgegeben werden; Hinweise darauf, zu welchem Schluss die Kommission in dieser Frage gekommen ist, gibt es noch nicht. Dafür denkt aber die (neue) Studiengruppe zum Thema Liturgie darüber nach, dass in den biblischen Lesungen beim Gottesdienst künftig häufiger von der Rolle von Frauen im Heilsgeschehen die Rede ist.“

„Mehr Frauen in biblischen Lesungen bei der Messe“

Es gab ja auch eine Studiengruppe zu „umstrittenen“ doktrinären, pastoralen und ethischen Fragen, z.B. zum kirchlichen Umgang mit Homosexualität. Was steht denn in deren Zwischenbericht?

„Diese Studiengruppe hat den folgenden Vorsatz zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen gemacht: ‚Umkehr im Denken und Umgestaltung der Praktiken in Treue zum Evangelium Jesu‘. Von kontroversen Themen will man nicht sprechen, lieber von ‚aufkommenden Fragen‘. Und das Ziel bestehe gar nicht darin, ‚Lösungen zu finden, die für alle passen, sondern einige Referenzkriterien anzubieten‘. Der Horizont sei ein ‚Prinzip der Pastoralität‘, sprich: eine dezidiert seelsorgerliche Optik. Es könne keine Verkündigung des Evangeliums geben ‚ohne Anerkennung und Förderung der Subjektivität des anderen‘. Das ist ein sehr wertschätzender Ansatz.“

  (Vatican Media)

„Ein sehr pastoraler, wertschätzender Ansatz“

Schon im Oktober 2023, also bei der ersten Vollversammlung der Weltsynode, wurde ja auch eine kirchenrechtliche Kommission ins Leben gerufen – was hört man denn von den Kanonisten?

„Nur, dass man eine Überarbeitung der geltenden Vorschriften des Kirchenrechts prüft. Und zwar in den Bereichen Laien/Frauen, Bischofskonferenzen/Partikularkonferenzen und Mitwirkungsgremien. Es wurde heute aber auch noch ein afrikanischer Zwischenbericht veröffentlicht, der sich mit dem Phänomen der Polygamie beschäftigt; er kommt vom Verband der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar. Die Grundfrage lautet: Was tun mit Menschen in polygamen Beziehungen, die sich dem Christentum annähern? Dazu will der Bischofsverband bald ein Dokument vorlegen, das er mit dem Dikasterium für die Glaubenslehre abgestimmt hat. Für Afrika ist das ein großes Thema - für Europa eher nicht.“

„Auch der heutige Papst hat als Kardinal in einer der Studiengruppen mitgearbeitet“

Gibt es eigentlich in den Zwischenberichten, die jetzt publiziert wurden, auch deutsche Spuren?

„Ja, an einigen Stellen. So werden unter den Experten, die von der Gruppe zum Thema Priester angehört wurden, gleich drei Deutsche aufgeführt: der Jesuit Hans Zollner, einer der namhaftesten Experten zum Thema Missbrauch; der neue Leiter des ‚Campo Santo‘ im Vatikan Peter Klasvogt, der zuvor an der Spitze des Verbands von Rektoren der Priesterseminare im deutschsprachigen Raum stand; und die aus Deutschland stammende, aber in Australien lehrende Theologin Isabell Naumann. Zur neuen Studiengruppe zum Thema Liturgie gehört der in Rom lehrende Benediktiner Stefan Geiger. Und in der Gruppe, die sich mit den Bischöfen beschäftigt, findet man den Namen von Felix Genn, dem emeritierten Bischof von Münster, der das Gremium leitet, sowie eines weiteren deutschen Priesters. Dieser Studiengruppe gehörte übrigens auch Kardinal Robert Prevost an – bis zum 8. Mai, da wurde er zum Papst gewählt.“

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

17. November 2025, 11:08