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Vatikanprediger wirbt für „authentische Kirche“

Es ist kein Zufall, dass das Heilige Jahr ausgerechnet am 6. Januar 2026 endet. Das meint zumindest der päpstliche Hausprediger Roberto Pasolini.

Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

In seiner dritten und letzten Adventspredigt für die Spitzenkräfte der römischen Kurie brachte der italienische Kapuziner die Schließung der Heiligen Pforte mit dem Hochfest der Erscheinung des Herrn (Epiphanie) in Zusammenhang, das die Kirche am 6. Januar feiert. „Die Koinzidenz ist bemerkenswert: Eine Tür fällt zu, und zugleich wird kraftvoll verkündet, dass das Heil Christi definitiv offenbleibt für alle!“

Pasolini hielt seine Adventspredigt in der vatikanischen Audienzhalle; auch Papst Leo XIV. hörte ihm zu, wie er über die Universalität des Heilswerkes Jesu Christi sprach. Der Evangelist Johannes schildere Jesus als das „Licht, das in die Welt gekommen ist“ (vgl. Joh 3,19). Dieses Licht wolle allen leuchten, werde aber von vielen abgelehnt.

  (@VATICAN MEDIA)

„Die Koinzidenz ist bemerkenswert: Eine Tür fällt zu, und zugleich wird kraftvoll verkündet, dass das Heil Christi definitiv offenbleibt für alle!“

Das Problem ist nicht das Licht...

„Das Problem ist dabei nicht das Licht, das von Natur aus alles erhellt und belebt, sondern unsere Bereitschaft, es aufzunehmen oder nicht. Licht ist nötig und schön, aber auch anspruchsvoll, weil es Fiktionen die Maske abreißt, Widersprüche anstrahlt, uns vor Augen führt, was wir lieber nicht gesehen hätten. Darum meiden wir das Licht oft und flüchten uns in die scheinbare Sicherheit des Dunklen.“

Vatikanprediger wirbt im Beisein des Papstes für eine authentischere Kirche - Radio Vatikan

„Jeder, der Böses tut, hasst das Licht…, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden“, zitierte Pasolini aus dem Johannesevangelium. „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“ (Joh 3,20f.) Interessant sei, dass Jesus keinen Gegensatz aufbaue zwischen Böses-tun und Gutes-tun, sondern zwischen Böses-tun und „die Wahrheit tun“.

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„Aufhören, sich zu verstecken“

„Um das Licht der Menschwerdung Gottes aufzunehmen, ist es offenbar nicht nötig, schon gut oder gar perfekt zu sein, sondern, vor Gott die Wahrheit zu tun im eigenen Leben. Das bedeutet: Aufhören, sich zu verstecken, und akzeptieren, als der gesehen zu werden, der man tatsächlich ist. Die Menschwerdng ist genau deshalb befreiend, weil sie jeden Moralismus durchbricht und uns sagt, dass Gott sich mehr für unsere Wahrheit ineressiert als für eine gütige Fassade. Dem Herrn den Weg zu bereiten heißt: in der Wahrheit vorangehen. Ehrlich und ohne Angst.“

Von der Kirche wird etwas Wesentlicheres verlangt

Es sei ganz natürlich und richtig, dass an Weihnachten zum Gutes-tun aufgerufen werde, so der päpstliche Hausprediger.

„Und doch wird von der Kirche an diesem Weihnachten im Heiligen Jahr vielleicht noch etwas Wesentlicheres verlangt. Nicht so sehr, dass sie neue Appelle lanciert, als vielmehr, dass sie einen größeren Schritt geht und einen Weg größerer Wahrheit einschlägt… Dass wir uns ehrlich präsentieren, unsere Widerstände und Schwächen nicht verstecken, auch nicht das Misstrauen, das wir manchmal im Herzen tragen. Das ist eine demütige und zugleich mutige Geste: sich der Welt gegenüber nicht mit einer soliden Fassade zu zeigen, sondern mit Ehrlichkeit, im Bewusstsein, auf Rettung angewiesen zu sein. Eine Kirche, die diesen Weg einschlägt, wird nicht schwächer, sondern glaubwürdiger. Sie verliert nicht ihre Identität, sondern lässt die Form hervortreten, die am meisten dem Evangelium entspricht: die Authentizität nämlich.“

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„Dass wir uns ehrlich präsentieren, unsere Widerstände und Schwächen nicht verstecken, auch nicht das Misstrauen, das wir manchmal im Herzen tragen. Das ist eine demütige und zugleich mutige Geste: sich der Welt gegenüber nicht mit einer soliden Fassade zu zeigen, sondern mit Ehrlichkeit, im Bewusstsein, auf Rettung angewiesen zu sein“

Die Welt verlange von der Kirche gar nicht, „keine Risse und Sprünge zu haben“, so der päpstliche Hausprediger, und warte auch nicht „auf die x-te Ansprache über das, was getan werden müsste“. „Sie will eine Gemeinschaft sehen, die trotz ihrer Unzulänglichkeiten und Widersprüche doch wirklich im Licht Christi lebt… Das wäre die wirklich starke Geste, die wirkliche Epiphanie: Christus nicht trotz unserer Schwachheit zu offenbaren, sondern gerade durch diese, denn sie ist der Ort, wo seine Gnade am kräftigsten leuchtet.“

(vatican news)
 

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19. Dezember 2025, 12:48