Kraft der Moral: Warum die Diplomatie des Heiligen Stuhls einzigartig ist

Silvonei Protz - Vatikanstadt

Die besondere Stärke des Heiligen Stuhls liegt laut Villas Boas in seiner Neutralität und seiner moralischen Autorität, da er keine eigenen geopolitischen oder wirtschaftlichen Interessen verfolgt. Darüber verfasste er sein neues Buch „Der Heilige Stuhl angesichts internationaler Konflikte, des Völkerrechts, der päpstlichen Diplomatie und der Kultur des Dialogs".

Imparteilichkeit als Schlüssel zur Mediation

„Die Diplomatie des Heiligen Stuhls ist, wie wir zu sagen pflegen, sui generis. Anders als die Diplomatie gewöhnlicher Staaten“, so der Autor. Er betont, dass der Heilige Stuhl dem Vatikanstaat vorausgeht und sich durch seine Eigenschaften auszeichnet: „Es ist ein Staat, der kein Interesse an Territorium hat, kein Interesse an Geld, kein Heer, um Kriege zu führen.“

Diese absolute Unparteilichkeit mache den Vatikan zu einem gefragten neutralen Raum, selbst für Staaten, die internationalen Mechanismen wie der UNO mit Skepsis begegnen. Sie ermöglicht es dem Heiligen Stuhl, das notwendige Vertrauen für die Förderung eines ehrlichen Dialogs zu schaffen.

Historische und aktuelle Beispiele

Villas Boas, dessen Buch Papst Franziskus gewidmet ist, sieht in dessen Pontifikat ein aktuelles Beispiel für diese diplomatische Kraft. Er verweist auf die Wiederannäherung zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba, bei der der Papst eine entscheidende Rolle spielte. Papst Franziskus habe „Briefe an beide Staaten gesandt, bat und bot den Vatikan als sein Haus an, um den Dialog zwischen diesen Staaten zu fördern“.

Auch angesichts der aktuellen Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten zeige sich die Relevanz dieser „sehr starken moralischen Macht“.

„Der Vatikan ist der kleinste Staat der Welt, hat aber diese sehr starke moralische Macht“, resümiert Villas Boas. Diese Autorität ermögliche es dem Heiligen Stuhl, nicht nur mit direkt am Konflikt beteiligten Parteien zu sprechen, sondern auch andere internationale Akteure zu beeinflussen, die Konflikte durch Waffenlieferungen oder wirtschaftliche Unterstützung schüren.

(vatican news - mg)