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Migranten aus Venezuela passieren die Grenze zu Kolumbien Migranten aus Venezuela passieren die Grenze zu Kolumbien 

Kolumbien/Venezuela: Bis zu 60.000 Migranten pro Tag

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro wurde an diesem Donnerstag unter dem ungläubigen Staunen internationaler Beobachter für sechs weitere Jahre als Präsident Venezuelas vereidigt. Die humanitäre Krise im Land ist ungebrochen, die Massenauswanderung aus dem komplett verarmten Land trifft in erster Linie den Nachbarn Kolumbien. Wir sprachen mit dem Bischof von Cucuta, Kolumbien.

Gudrun Sailer und Giada Aquilino - Vatikanstadt

Víctor Manuel Ochoa kennt die Sachlage aus eigener Anschauung; die Caritas assistiert den Migranten an der Grenze seit Jahren.

„In Cucuta haben wir mindestens 45.000 und 60.000 Menschen pro Tag, die aus Venezuela kommen, um Nahrung zu kaufen oder Medizin, oder die ins Krankenhaus müssen. Oder sie kommen als Migranten, um sich in Kolumbien niederzulassen. Mindestens 6.000 Leute pro Tag bleiben in Kolumbien“, sagt uns der Bischof. Die Menschen erzählen ihren Helfern in Kolumbien Dinge, die buchstäblich wie aus einer anderen Welt klingen.

„Die Lepra ist bei uns zurückgekommen“

„Es ist ein menschliches Drama, einfach nur ein bisschen Reis aufzutreiben oder ein Stück Brot oder Maismehl – sie haben zu Hause nichts. Andere haben schwere gesundheitliche Probleme, weil es an den einfachsten Arzneien fehlt, wie Antibiotika. Die Mütter sind verzweifelt, weil es keine Impfstoffe gibt, mit denen sie ihre Kinder schützen können. In Cucuta sind Krankheiten wiederausgebrochen, die schon lange verschwunden waren. Wir reden da von der Lepra. Die Lepra ist bei uns zurückgekommen.”

Hier zum Hören:

Solche Fakten, sagt Bischof Ochoa, lassen auch die Menschen in Kolumbien besser nachvollziehen, wie das Drama der Migration ganz konkret aussieht.

„Familien mussten sich trennen, Mutter und Vater emigrieren, nach Kolumbien, Ecuador oder Chile, damit sie arbeiten können. Das Geld schicken sie nach Venezuela, damit wenigstens die Kinder überleben, die in Venezuela bleiben.“

„Die Jugendlichen bilden kleine Gruppen, damit sie gemeinsam vorankommen“

Auch die Jugendmigration spricht der kolumbianische Bischof an. Die meisten dieser Migranten, sagt er uns, sind nämlich jung, und sie gehen in Gruppen.

„Das berührt mich immer sehr, sie bilden kleine Gruppen von sechs, acht, zehn Jugendlichen, die sich gegenseitig helfen und begleiten, damit sie gemeinsam vorankommen dorthin, wo sie Unterkunft und Arbeit finden. Viele bleiben in Kolumbien, andere gehen weiter. Wir sprechen da von mindestens 1,5 Millionen Menschen aus Venezuela, die sich derzeit in Kolumbien aufhalten. Plus 800.000 Kolumbianer, die früher nach Venezuela ausgewandert waren und jetzt zurückgekehrt sind.“

Ochoa weiß das detailliert, weil diese Krise schon so lange andauert. Sie begann, so referiert er, am 17. August 2015 mit dem Schließen der Grenzen durch Venezuelas Präsident Maduro; viele gingen danach eben illegal weg. Der ganz „große Moment des Exodus“, sagt der Bischof, war der Mai 2017, „da haben wir begonnen, 40.000 Leute pro Tag an der Grenze zu haben, die nach Cucuta kommen“. In dieser Menge ging es bis heute weiter.

Dank durch Papst Franziskus

Papst Franziskus hat die Aufnahmebereitschaft der Kolumbianer jüngst öffentlich vor aller Welt gerühmt. Er sei „dankbar für die Anstrengungen vieler Regierungen und Einrichtungen, die aus einem großherzigen Geist der Solidarität und christlichen Nächstenliebe heraus zugunsten der Migranten eng zusammenarbeiten“, sagte der Papst bei seiner Neujahrsansprache vor dem diplomatischen Corps Anfang dieser Woche. Und ausdrücklich nannte er „Kolumbien, das zusammen mit anderen Ländern Lateinamerikas in den vergangenen Monaten eine beachtliche Zahl von Menschen aus Venezuela aufgenommen hat.“

„Für uns als Kirche sehr schwierig, da über eine andere Regierung zu reden“

Die Worte des Papstes seien in Kolumbien aufmerksam gehört worden, versichert der Bischof von Cucuta. Die politische Lage im Nachbarland mit der Neu-Vereidigung des Präsidenten, der für die Massenauswanderung aus seinem Land verantwortlich ist, will Ochoa nicht kommentieren, „das ist für uns als Kirche sehr schwierig, da über eine andere Regierung zu reden“, erklärt er.

„Unsere Aufgabe ist es, den Leidenden zu helfen, zu helfen mit der Nächstenliebe Christi. Und das ist die Arbeit, die der Papst uns abverlangt, eine Arbeit der Solidarität und der Nächstenliebe für die Leidenden. Das können wir nicht verschweigen – so wenig, wie wir die Situation verschweigen können, in die dieses Land, Venezuela, gebracht wurde.“

(vatican news)

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10. Januar 2019, 14:57