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An der Grenze zwischen Derry (Nordirland) und County Donegal (Irische Republik), im April '19 An der Grenze zwischen Derry (Nordirland) und County Donegal (Irische Republik), im April '19 

Brexit: Nordirischer Bischof ist besorgt

„Hoffentlich kriegen wir keine neue harte Grenze“: Mit diesem Seufzer reagiert ein nordirischer Bischof auf den Sieg von Boris Johnson bei den britischen Unterhauswahlen.

„Ich glaube, das Schlimmste, was wir hätten erwarten können, war eine weiterhin andauernde Unsicherheit.“ Das sagte Bischof Donal Mc Keown von Derry im Gespräch mit dem Domradio. „Jetzt haben wir Sicherheit und Klarheit darüber, was in der Zukunft geschieht. In diesem Sinne sind die Leute ziemlich zufrieden.“

Wenn da nicht das Thema Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland wäre – hier werden nach einem Brexit das Vereinte Königreich und die EU aneinanderstoßen. „Die Kathedrale und mein Wohnsitz ist im Norden, aber ein Teil der Diözese liegt auch in der Republik. Die Grenze ist für uns eine sehr wichtige und aktuelle Frage. Wir warten jetzt, um zu sehen, was eigentlich mit der Grenze geschieht. Wir wissen nicht, welche Einflüsse das auf unsere Stadt haben wird, besonders auf die Armen der Diözese.“

„Grenze gehört zu unserem Leben“

In den letzten zwanzig Jahren war die Grenze zwischen Nordirland und Irland im Alltag der Menschen kaum noch spürbar. Aber das könnte sich nach einem Brexit, wie ihn Johnson durchziehen will, ändern. Dabei macht sich McKeown aber um die Implikationen für die Kirche keine Sorgen. „Die Grenze liegt vielleicht zwei oder drei Kilometer von meinem Haus entfernt. Sie gehört zu unserem Leben. Ein Viertel der Pfarreien der Diözese liegen in der Republik Irland. Wir haben sogar eine Pfarrei, die teilweise in Nordirland und teilweise in der Republik liegt.“

Zum Nachhören

Nein, Sorgen machen ihm die möglichen Folgen des Brexit für junge Leute, oder für sozial schwache Menschen. Da stellten sich einfach noch zu viele Fragen. „Gibt es mehr Hoffnungslosigkeit, wenn wir eine Grenze kriegen? Gibt es mehr Gewalt? Die Fragen sind für mich viel wichtiger, als die Fragen, wie es für die Kirche ist. Die Kirche ist da, um Frieden zu stiften und den Ärmsten zu helfen. Wir sind nicht so sicher, wie das ausgehen wird. Hoffentlich kriegen wir keine neue harte Grenze!“

Gewalt? „Die nächsten Jahre werden höchst interessant sein“

Könnte im Umfeld des Brexit wieder die Gewalt nach Nordirland zurückkehren? Bischof McKeown: „Natürlich, die Möglichkeit besteht. Wir wissen nicht, was geschehen wird. Wir wissen nur, dass es Leute gibt, die eigentlich die Unsicherheit über die Zukunft ausbeuten könnten.“

Das Vereinigte Königreich könnte auseinanderbrechen – damit meint der Bischof von Derry nicht nur Abspaltungspläne in Schottland, sondern auch in Nordirland. „Die nächsten Jahre werden höchst interessant sein. Als Kirchenführer und auch gemeinsam mit anderen Kirchenführern in Nordirland wollen wir immer darauf bestehen, dass sich alles friedlich entwickelt. Und nicht durch Gewalt, nicht durch Tode oder nicht durch Bombenanschläge. Die möchte keiner mehr haben.“

Weitere Reaktionen

Als Chance auf einen „Neustart mit mehr Klarheit“ bezeichnet Kardinal Vincent Nichols, Erzbischof von Westminster und Präsident der Bischofskonferenz von England und Wales, das britische Wahlergebnis. Ein Neustart sei für das Vereinigte Königreich dringend nötig, dürfe sich jedoch nicht auf die Politik beschränken, sagte er laut einem Bericht des Onlineportals thetablet.co.uk.

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, rief in einem Tweet am Freitag zum Gebet für die Politiker, „sowohl in der Regierung als auch in der Opposition“, auf. Großbritannien brauche eine „Vision für das Land, die wirklich dem Gemeinwohl dient“. Dazu sollten besonders die Stimmen der Menschen an den Rändern gehört werden.

(domradio – sk)
 

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14. Dezember 2019, 11:49