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Fratelli tutti: Nordafrikas Bischöfe sehen sich bestärkt

Die katholischen Bischöfe im Norden Afrikas sehen in der Papst-Enzyklika Fratelli tutti ein wegweisendes Schreiben für das friedliche Zusammenleben von Angehörigen verschiedener Religionen. Im – mehrheitlich msulimischen - Maghreb „leben wir täglich in dieser Kirche, die undenkbar ist ohne ein Band der Geschwisterlichkeit und der Sendung mit dem anderen, der nicht Christ ist", heißt es in einem Schreiben der nordafrikanischen Bischofsfkonferenz (Cerna).

In der Cerna vertreten sind die Bischöfe der Maghreb-Staaten Tunesien, Algerien, Marokko, Libyen und Westsahara. Mit Wohlwollen halten die Bischöfe fest, dass mit „Fratelli tutti“ erstmals ein lehramtliches Schreiben eines Papstes die Rolle eines Muslims erwähnt; gemeint ist der ägyptische Großimam Al-Tayyeb, der mit Franziskus zusammen das Dokument von Abu Dhabi unterzeichnet hatte. Dieser Sachverhalt knüpfe an etwas an, das den Bischöfen aus eigener Erfahrung vertraut ist: Die Begegnung mit Muslimen „kann uns in unserem eigenen Glauben wachsen lassen“, schreiben die nordafrikanischen Bischöfe in ihrer gemeinsamen Stellungnahme. Sie halten darüber hinaus fest, dass „Fratelli tutti“ sich nicht nur an Angehörige der Kirche richtet, sondern an alle Menschen guten Willens, also etwa auch an Muslime.

Und wenn ein Muslim Christ wird?

Die Erfahrung der Geschwisterlichkeit ist nach Ansicht der Maghreb-Bischöfe namentlich auch in Familien präsent, in denen eines der Mitglieder zum Christentum übergetreten ist. Dies seien „Situationen, in denen es Zeit braucht“, bis die Familie erkennt, dass die neue religiöse Orientierung ihr Familienmitglied „weder weniger gut noch weniger Bruder noch weniger Bürger" mache. Auch Rassismus sei eine Herausforderung in den Maghreb-Staaten, wie „viele Christen, Studierende, Migranten und Ordensleute aus der Subsahara-Region“ wüssten. Glücklicherweise sei es solchen Personen oft gegeben, mit ihrer eigenen Haltung der Geschwisterlichkeit zu überzeugen.

 Charles de Foucauld, Heiliger der Geschwisterlichkeit

Mit Freude blicken die nordafrikanischen Bischöfe auf die bevorstehende Heiligsprechung des französischen Märtyrers Charles de Foucauld (1858-1916), den Papst Franziskus in seinem neuen Lehrschreiben ebenfalls erwähnt. Foucauld ist aus Sicht der Maghreb-Bischöfe ein echter Heiliger der Geschwisterlichkeit. Dem in Straßburg in adelige Familie geborenen Charles de Foucauld war in der algerischen Wüste 1885 ein Bekehrungserlebnis zuteil geworden: Der Anblick betender Muslime beeindruckte ihn so tief, dass er zu seinem eigenen christlichen Glauben zurückfand. Als Eremit lebte Charles de Foucauld in Tamanrasset im Süden Algeriens vermittelnd unter Tuareg-Völkern. 1916 wurde er bei einem Überfall in seiner Einsiedelei von Aufständischen erschossen. Die Kirche hat im Mai 2020 ein Wunder auf seine Fürsprache anerkannt, sodass einer Heiligsprechung des Märtyrers nichts mehr im Weg steht. Seine Seligsprechung erfolgte 2005.

Obwohl Charles de Foucauld „weder vom gleichen Blut, noch von der gleichen Kultur, noch von der gleichen Religion“ wie die Tuareg war, „wollte er dennoch von ihnen als Bruder betrachtet werden, weil ihm dies das höchste Zeugnis der Liebe Gottes schien, das er in Jesus Christus gekannt hatte", so die nordafrikanischen Bischöfe. Mit Blick auf die Heiligsprechung riefen sie dazu auf, Charles de Foucauld neu zu entdecken, „um sich von Gott verändern, verwandeln, bekehren zu lassen“.

(vatican news – gs)

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01. November 2020, 16:58