Kanada: Kollekte für die Bedürfnisse und Heilung der Ureinwohner
Die katholische Kirche in Kanada komme aus einer „Periode der Isolation, Angst und Müdigkeit aufgrund der COVID-19-Pandemie“ heraus. Derzeit lebten die Kanadier „immer noch in einer anderen Form der ,Normalität´ als vor der Pandemie“, stellt Erzbischof Gagnon in seinem auf französisch verfassten Brief an die Gläubigen fest. Auch wenn es schwierig sei, das ganze Ausmaß der Pandemie für die kanadische Gesellschaft zu erfassen, könnten die kanadischen Katholiken „doch die gemeinsamen Erfahrungen erkennen“, die alle Regionen betroffen und zusammengeschweißt hätten. Der Erzbischof erinnert an die Gemeinden, die abgeriegelt worden seien; an überforderte Gesundheitsdienstleister und -einrichtungen; angeschlagene Unternehmen und die geistige, emotionale und körperliche Belastung „für Familien, Freunde und Angehörige“.
Aber neben der Pandemie habe in den vergangenen Monaten vor allem die jüngsten Entdeckungen für Aufsehen und Leid innerhalb der katholischen Kirche in Kanada gesorgt, erinnert der Vorsitzende der Bischofskonferenz: „Im vergangenen Frühjahr erlebte die Kirche eine Zeit tiefer Trauer, als die Ergebnisse der Untersuchung der Grabstätten ehemaliger Internatsschulen bekannt wurden. Die Ergebnisse haben das Trauma der Überlebenden von Internatsschulen, ihrer Familien und ihrer Gemeinden im ganzen Land wieder aufleben lassen.“ Und es hae alle Kanadier betroffen, unabhängig von ihrem Glauben, fügte Erzbischof Gagnon an. „Als Bischöfe sahen wir deutlich den Schmerz und das Leid der Vergangenheit und erneuerten unsere Verpflichtung, den Ureinwohnern auch in der Gegenwart zur Seite zu stehen, um mehr Heilung und Versöhnung für die Zukunft zu finden“, versichert er in dem Brief.
Mit Vertretern der Ureinwohnern gesprochen
Die kanadische Bischofskonferenz habe mit katholischen Führungspersönlichkeiten, Vertretern der Ureinwohnern und Mitgliedern der jeweiligen Gemeinschaften zusammengearbeitet, „um gemeinsam über das Erbe der Internatsschulen und das generationenübergreifende Trauma, das sie verursacht haben, nachzudenken“. „Inspiriert durch den konstruktiven Dialog hat die Bischofskonferenz bedeutende Fortschritte auf dem Weg zur Versöhnung gemacht, einschließlich der Bestätigung eines Treffens zwischen Papst Franziskus und einer Delegation von Überlebenden der First Nations, Métis und Inuit sowie Jugendlichen im Dezember“, bestätigte Gagnon.
Darüber hinaus habe die Bischofskonferenz die wichtige Aufgabe übernommen, mehr Klarheit über die Geschichte des „Indian Residential Schools Settlement Agreement“ (IRSSA) und der „Corporation of Catholic Residential School Agreement Holders“ (CCSSA) zu schaffen, was eine große Herausforderung gewesen sei. Ermutigend sei, so Erzbischof Gagnon, dass die Bischöfe vieler Diözesen im ganzen Land ihre Bereitschaft bekundet hätten, die Möglichkeit neuer lokaler oder regionaler Fundraising-Maßnahmen zu prüfen „zur Unterstützung von Heilung und Versöhnung“. Einzelheiten zu diesen besonderen Fundraising-Bemühungen würden nach weiteren Konsultationen vor Ort bekannt gegeben, kündigte er an.
Ein sehr schwierige Zeit
„Dies war eine sehr schwierige Zeit für alle, die in der Kirche und in der weiteren Gemeinschaft in verschiedenen Diensten tätig sind. Trotz der Herausforderungen sind wir ermutigt durch die Kraft der Nächstenliebe, der Kreativität und Innovation bei der Weitergabe der Frohen Botschaft von Christus in unseren Gemeinden“, so Gagnon und schließt mit einem Ausblick auf die Zukunft: „Wir werden in unserer Reaktion auf die Realität der Pandemie in unseren Glaubensgemeinschaften und auf die Heilung und Wiedergutmachungen mit den Ureinwohnern standhaft bleiben und weiter zusammenarbeiten.“ Im Namen aller kanadischen Bischöfe wolle er alle Katholiken für ihre „fortgesetzte Unterstützung“ danken, die sie den Gemeinschaften und der Heilung und Versöhnung der indigenen Völker widmen würden.
In Kanada waren zwischen 1830 und 1998 etwa 150.000 Kinder der Ureinwohner von ihren Familien getrennt und in Heime gesteckt worden. So sollte die Anpassung an die europäische Einwanderer-Gesellschaft erzwungen werden. Im ganzen Land gab es rund 140 solcher Einrichtungen, die häufig von Kirchen im Auftrag der kanadischen Regierung betrieben wurden. Viele der Kinder an diesen Schulen seien Opfer von Misshandlungen und sexueller Gewalt geworden.
(vatican news/pm - mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.