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Proteste in Bamenda Proteste in Bamenda 

Kamerun: Niemand schert sich um sie

Andrew Nkea Fuanya, Erzbischof der Erzdiözese Bamenda, Hauptstadt der anglophonen Regionen Kameruns, schlägt Alarm: „In vielen anderen Teilen der Welt, in denen ein Konflikt andauert, spricht die Presse überall darüber, wenn jemand stirbt oder es Anschläge gibt. In Kamerun finden seit Jahren jeden Tag Zusammenstöße, Tötungen, Massaker oder Entführungen statt, aber niemand spricht darüber.“

Offensichtlich interessierten die Toten und Opfer niemanden, „und das vergrößert unser Leid“. Dies ist der Alarmruf, den der Erzbischof über die Nachrichtenagentur Fides aus Rom schickt, wo er zur Eröffnung der Bischofssynode eingetroffen ist.

Der Erzbischof berichtet über das allgemeine Schweigen zum Konflikt zwischen der Zentralregierung und den „Amba Boys“, den Unabhängigkeitskämpfern, die im Westen des Landes, an der Grenze zu Nigeria, die Abspaltung von Youndè und die Gründung eines eigenen Staates fordern. In den vergangenen fünf Jahren habe der Konflikt Tausende von Toten und etwa eine Million Flüchtlinge gefordert: Der Erzbischof sehe in der Distanz der internationalen Gemeinschaft einen Faktor, der die Situation verschlimmere. Der Krieg kenne keine Pausen, auch nicht im Namen der Pandemie: „Die politische Situation - erklärt der Erzbischof - ist immer noch sehr schwierig und die Krise geht weiter. Es gibt keinen Ausweg. Die Gewalt nimmt zu und immer mehr Waffen zirkulieren unter den Separatisten. Die Bevölkerung ist erschöpft, sie will keinen Krieg mehr, sie will ein normales Leben.“

Am Dienstag besuchte Premierminister Dion Ngute die Stadt Bamenda und wurde von Separatisten angegriffen, die auf ihn und sein Gefolge schossen. Außer dem Premierminister seien auch der Gouverneur und die Verwaltungschefs gekommen, um ihn zu empfangen: Wie durch ein Wunder seien sie alle unversehrt geblieben, aber es herrschte große Panik. Erzbischof Andrew Nkea Fuanya fährt fort: „Der Premierminister wollte dann seinen Besuch fortsetzen, und nach den Bildern, die ich gesehen habe, wurde er von der Menge gut empfangen. In der Prozession befanden sich auch einige Mitglieder der ,Amba Boys´, die den Krieg nun ablehnen. Unser ganzes Volk ist erschöpft, und wir hoffen, dass wir alle davon überzeugen können, dass es keine militärische Lösung für den Konflikt gibt.“

Förderung des Dialogs

Die Kirche und andere religiöse Gemeinschaften in der Region setzen sich sehr für die Förderung des Dialogs und der nationalen Versöhnung ein: „Es gibt eine Plattform religiöser Führer, die ein Bezugspunkt für alle Dialog- und Begegnungsaktivitäten ist. Wir sprechen direkt mit der Regierung und dann mit den ,Ambra Boys´. Wir treffen sie heimlich und sind in ständigem Kontakt. In der Zwischenzeit versuchen wir, mit den Unabhängigkeitsführern der Diaspora zu sprechen: das ist sehr wichtig, denn sie sind sehr einflussreiche Leute. Diese Tätigkeit trägt, obwohl sie mit großen Schwierigkeiten verbunden ist, Früchte, vor allem die Wiedereröffnung der Schulen. Heute besuchen 60 Prozent der Jugendlichen regelmäßig die Schule. Durch die Förderung einer Reihe von separaten Treffen mit den Kriegsparteien versucht die Plattform der Religionsführer, einen Beitrag zur Förderung des Dialogs und des Friedensprozesses zu leisten.“

Als anglophone Religionsführer würden sie sich auch regelmäßig untereinander treffen, vor allem im Ausland: „Wir waren auch in Nigeria, um mit den Menschen zu sprechen, die von dort geflohen sind. Dieser Konflikt kann niemals mit Waffen gelöst werden, es gibt keine Alternative zum Dialog, und wir sind immer unter den Menschen, als eine stabile Referenz für den Frieden. Wir sind zuversichtlich, dass allmählich alle verstehen werden, dass nur durch Gespräche etwas Positives erreicht werden kann und dass ein umfassender Dialog zustande kommen wird“, erklärt Erzbischof Andrew Nkea Fuanya.

Da die Regierung auf offizieller Ebene jedoch nicht zugebe, dass es Verhandlungen gebe, müsse jeder einzelne Schritt sehr sorgfältig abgewogen werden. „Wir arbeiten mit großer Vorsicht, um auf beiden Seiten das Vertrauen in uns als zuverlässige Vermittler zu stärken“, erläutert der Erzbischof.

(fides - mg)

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13. Oktober 2021, 15:32