Kanada: Politiker würdigen päpstliche Vergebungsbitte
Mary Simon erinnerte in ihrem Statement an die schweren Folgen der Zwangsassimilation, die in Kanada Generationen von Indigenen erleiden mussten. Indigene Kinder seien ihrer Heimat entrissen und Familien auseinandergerissen worden, die Folgen des Missbrauchs wirkten bis heute nach und hätten Narben im Leben der Opfer und ihrer Lieben hinterlassen. Die indigene Generalgouverneurin würdigte die „Tapferkeit, Mut und Widerstandskraft“ der um Aufarbeitung bemühten indigenen Gemeinschaften, die „Jahre, Monate und Wochen“ auf eine „sinnvolle Entschuldigung“ hingewirkt hätten.
Der Heilung dienliche Worte
Die in Maskwacis vorgebrachte Vergebungsbitte des Papstes hätten „Überlebende, ihre Familien und Gemeinden im ganzen Land” gehört. Franziskus habe „Worte des tiefen Schmerzes, des Bedauerns und des Entsetzens über den Missbrauch im Internatssystem zum Ausdruck“ gebracht, so die Politikerin anerkennend: „Der heutige Tag hat uns weitergebracht und den Überlebenden Worte gegeben, die ihnen bei der Heilung helfen können.“
Mit Blick auf die immer noch schmerzenden Wunden der Vergangenheit hob Simon zugleich hervor, dass jeder Überlebender und seine Familie selbst entscheiden müsse, „wie er sich fühlt und was er braucht, um weiterzukommen. Und es liegt an jedem von uns, weiterhin Hoffnung zu schöpfen und die Versöhnung nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten zu unterstützen”.
Institutionen „ohne wachsame Führung“ könnten großen Schaden anrichten, warnte Simon mit Blick auf systematische Verbrechen gegenüber den Indigenen. Für die indigenen Völker sei der Papstbesuch „weder der Anfang noch das Ende des Weges der Heilung“, so Simon. Und sie ergänzte: „Wenn wir unsere Gespräche über Versöhnung fortsetzen, sollten wir alle im Geiste der Hoffnung und der Erneuerung zusammenarbeiten, um eine gerechtere Gesellschaft und eine bessere Zukunft zu schaffen.“
Trudeau kündigt weitere Unterstützung der Indigenen an
Kanadas Premierminister Justin Trudeau verwies in seiner Würdigung der päpstlichen Vergebungsbitte vom Montag darauf, dass Franziskus damit auch einer Aufforderung der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission von 2015 nachgekommen sei. Trudeau saß bei der Begegnung des Papstes mit Indigenen am Montag in Maskwacis mit im Publikum.
Der kanadische Regierungschef würdigte den Einsatz der First Nations, Inuit und Métis für eine Vergebungsbitte und verwies auf die Indigenen-Delegation, die im Frühjahr dafür eigens nach Rom gereist war. „Die heutige Versammlung in Maskwacis wäre nicht möglich gewesen ohne den Mut, die Fürsprache und die Beharrlichkeit der Überlebenden aus den Reihen der First Nations, Inuit und Metis, die von ihren schmerzhaften Erinnerungen und Erfahrungen berichteten“, so Trudeau.
Mit Blick auf die bis heute spürbaren Traumata durch das Internatssystem kündigte der Premierminister an, die Regierung werde die Indigenen „auf ihrem Weg der Heilung weiterhin unterstützen“ und sich für eine „vollständige Umsetzung“ der Aktionsaufrufe der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC) einsetzen.
Unterschiede als Chance
Versöhnung liege in der Verantwortung „aller Kanadier“, hob Trudeau zugleich hervor: „Es liegt in unserer Verantwortung, offen zu sein, zuzuhören und zu teilen. Es liegt in unserer Verantwortung, unsere Unterschiede nicht als Hindernis zu betrachten, sondern als Chance, voneinander zu lernen, einander besser zu verstehen und zu handeln. Niemand darf je vergessen, was in den Internatsschulen in ganz Kanada geschehen ist, und wir alle müssen dafür sorgen, dass dies nie wieder geschieht. Im Geiste der Versöhnung und der Heilung werden wir gemeinsam eine bessere Zukunft aufbauen - für indigene Völker und alle Kanadier.“
(vatican news - pr)
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