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Ein in der Redaktion eingegangenes Foto aus Kasindi dokumentiert das Massaker in der Pfingstkirche vom Wochenende Ein in der Redaktion eingegangenes Foto aus Kasindi dokumentiert das Massaker in der Pfingstkirche vom Wochenende 

Massaker im Kongo: Papstreise soll Trost spenden

Der Nuntius im Kongo äußert sich besorgt über die anhaltende Gewalt in dem Land - zuletzt in einer Pfingstkirche. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt er, dass der Hauptgrund für den Guerillakrieg im Ostkongo der Rohstoffreichtum der Region sei. Mit Blick auf die Unterstützung der Bevölkerung durch die Kirche spricht Erzbischof Balestrero von einer „großartigen Arbeit“ - die Kirche sei ein „Katalysator der Hilfe“.

Mario Galgano und Antonella Palermo - Vatikanstadt

Der Isis-Ableger in Zentralafrika hat sich zu dem Bombenanschlag am Sonntag in einer Pfingstkirche in der Provinz Nord-Kivu bekannt, bei dem mindestens 17 Menschen getötet und über vierzig verletzt wurden. Die Dschihadisten sollen den Sprengsatz platziert und gezündet haben und mit weiteren Anschlägen gedroht haben. Die Demokratische Republik Kongo ist das Land, das Papst Franziskus ab 31. Januar auf seiner apostolischen Reise besuchen wird, die ihn dannach auch in den Südsudan führt. Erzbischof Ettore Balestrero, apostolischer Nuntius in der Demokratischen Republik Kongo, analysiert den sozio-politischen Kontext der Region und zieht eine Bilanz der Vorbereitungen auf den Papstbesuch. Den jüngsten Anschlag kommentiert er so:

„Es ist ein beunruhigendes Signal, zumal es die Verschlechterung der Lage vor Ort bestätigt. Gerade deshalb wird die Begegnung des Papstes mit den Opfern aus der Ostregion des Kongo, wenn er kommt, sehr wichtig sein. Es muss auch gesagt werden, dass es tatsächlich zwei Anschläge gab: einen am Sonntag im Grenzgebiet zu Uganda im Gotteshaus einer Pfingstkirche in der Stadt Kasindi-Lubirigha - die Bilder, die sie mir geschickt haben, beschreiben eine wahre Hölle: Verstümmelte Leichen von Erwachsenen und Kindern, ein halb zerstörtes Gebäude...“

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Anschlang in Beni

Und einen zweiten Anschlag habe es am selben Tag im Grenzgebiet zu Uganda gegeben, berichtet der Nuntius weiter, und zwar in Beni auf einem zentralen Markt, der sich eigentlich in einem Teil der Stadt befinde, der bis dahin als relativ sicher galt. Auch hier würden IS-nahe Drahtzieher vermutet. So sollen Guerilla-Kämpfer der ADF (Allied Democratic Forces, Anm. d. Red.) für diesen zweiten Anschlag verantwortlich sein. Die Terrorgruppe hatte ab 2017 Verbindungen zum Islamischen Staat (IS) aufgenommen. Dazu der Nuntius:

„Manche glauben auch, dass es eine Komplizenschaft mit den örtlichen Sicherheitskräften gab, aber die eine Hypothese schließt die andere nicht aus. Auf jeden Fall würde ich sagen, dass wir von Frieden in Ostkongo noch weit entfernt sind. Wir befinden uns in einer Provinz, Nord-Kivu, die sich seit über einem Jahr im Belagerungszustand befindet. Die Situation hat sich nicht nur nicht verbessert, sondern verschlimmert. Eine sehr besorgniserregende Nachricht ist, dass die ADF leider immer stärker werden, und es scheint mir, dass sie auch die Hauptnutznießer des Konfliktes sind, der sich weiter südlich in der Gegend von Goma mit der Milizengruppe M23 abspielt. Der Angriff vom Sonntag zeigt auch, dass die Guerilla in Butenbo, einer großen Stadt in der Nähe von Kasindi, großen Einfluss gewonnen hat. Die Tatsache, dass die Tat von Isis beansprucht wird, zeigt auch, dass die Verbindungen zwischen ADF und Isis immer stärker werden. Die Vorgehensweisen bei den Anschläge werden leider immer ähnlicher, was für die Sicherheit in der Region und vor allem für die Bevölkerung, die immer wieder Opfer des Gemetzels wird, nur besorgniserregend sein kann.“

Kongolesische Messe
Kongolesische Messe

Beunruhigende Allianzen zwischen Terror-Gruppen

In diesem Zusammenhang sei auch der tödliche Anschlag auf den italienischen Botschafter im Kongo, Luca Attanasio, zu sehen, der im Februar 2021 von Terroristen getötet wurde, glaubt der Nuntius:

„Ja, jener Angriff fand in der Nähe von Goma statt, wo leider ein weiterer schrecklicher Konflikt herrscht, durch den seit November mehr als 500.000 Menschen vertrieben wurden. 250.000 von ihnen befinden sich etwas südlich von Goma, und der Ort, an dem der italienische Botschafter getötet wurde, ist eine der unsichtbaren Grenzen zwischen dem von der M23 besetzten Teil des Gebiets und dem Teil, der noch von den kongolesischen Streitkräften kontrolliert wird. Die Situation ist verheerend, die Menschen sterben auf der Straße, Krankheiten breiten sich aus, leider auch die Cholera, und es werden dringend Unterkünfte für die Menschen benötigt. Die Kirche leistet großartige Arbeit, die Priester und Nonnen bleiben vor Ort, sie sind zu Katalysatoren der Hilfe geworden: Sie sammeln Kleidung, Medikamente, Lebensmittel und verteilen sie. Es handelt sich um eine zweigeteilte Diözese, und es genügt zu sagen, dass von den 32 Pfarreien sechs in dem von der M23 besetzten Gebiet liegen.“

(vatican news)

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17. Januar 2023, 11:28