Weltkirche trauert um Benedikt XVI.
Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. am Silvestertag 2022 hat in der katholischen Kirche weltweit Trauer ausgelöst. Auf allen Kontinenten haben Kardinäle und die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen das frühere Kirchenoberhaupt gewürdigt. Hervorgehoben wurde die Rolle von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. als Theologe und die Weltkirche prägende Gestalt, aber auch sein Einsatz für die jeweilige Ortskirche, die Ökumene oder den interreligiösen Dialog. Fast durchgehend betonten Kardinal und Bischöfe zudem Einfachheit, Bescheidenheit und den tiefen Glauben des vormaligen Glaubenspräfekten und späteren Papstes.
Polen, Slowenien und Ungarn
Als bleibend große Kirchengestalt wurde Papst Benedikt in den slawischen Staaten beschrieben. In Polen erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Stanislaw Gadecki, Benedikt XVI. zähle zu den bedeutendsten Nachfolgern des heiligen Petrus: „ein Mann tiefen Glaubens" und langjähriger Mitarbeiter von Papst Johannes Paul II., wie der Erzbischof von Posen erinnerte. Der slowenische Bischofskonferenz-Vorsitzende Andrej Saje dankte dem verstorbenen Papst emeritus „für seine Rolle als Lehrer und Hirte, die er in hervorragender Weise ausgeübt hat, und für die väterliche Zuneigung, mit der er über die katholische Kirche in Slowenien gewacht hat". Benedikt XVI. habe in Slowenien drei neuen Diözesen errichtet und Maribor zur Erzdiözese erhoben. Ebenfalls in Slowenien sprach der emeritierte Kurienkardinal Franc Rode (88) von Benedikt als „einen der größten Päpste" und „einen der reinsten Priester-, Bischofs- und Papstgestalten". Besonders hob Rode mit Blick auf Benedikt XVI. auch die „evangelische Persönlichkeit, seine Bescheidenheit und seinen außergewöhnlich scharfen Intellekt" hervor.
England und Spanien
Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, Kardinal Vincent Nichols, sagte Vatican News, dass Benedikt immer Gott in den Mittelpunkt gestellt habe und „die Menschen zum Gebet und zur Suche nach Heiligkeit drängte, weil er wusste, dass darin das Glück liegt". Beim England-Besuch 2010 habe das damalige Kirchenoberhaupt seine Wertschätzung für die Demokratie bekundet, zugleich aber auch betont, „dass die Demokratie in klaren und festen moralischen Prinzipien verwurzelt sein muss. Diese werden nicht durch einen gesellschaftlichen Konsens festgelegt, sondern durch den Gebrauch der Vernunft, die durch den Glauben erhellt wird." Dass Benedikt vom öffentlichen Großbritannien damals derart groß empfangen worden sei, hätte er sich nie träumen lassen, so Nichols.
Auch in Spanien hob Kardinal Juan Jose Omella Benedikts Verbundenheit mit der Ortskirche hervor. Der „Theologe auf dem Stuhl Petri" habe zahlreiche Spanier selig- und heiliggesprochen und Johannes von Kreuz zum Kirchenlehrer ernannt, erinnerte der katalanische Erzbischof. Dreimal sei Benedikt auf die iberische Halbinsel gepilgert. Inmitten eines Gewittersturms habe er dabei einmal - beim Weltjugendtag 2011 in Madrid - eine Million Jugendlichen dazu ermutigt, „die Prüfungen des Lebens mit Christus zu bestehen". Eine „Stimme in der Wüste der Diktatur des Relativismus" nannte der Bischof von Orihuela-Alicante, Jose Ignacio Munilla, den Verstorbenen. Seit seiner Emeritierung habe er die Kirche im Stillen durch sein Gebet weiterhin getragen. Lob für den „offenen Dialog mit der säkularisierten Kultur" gab es vom Bischof von Cadiz-Ceuta, Rafael Zornoza.
Amerika: „Reiches Erbe für die Zukunft"
Auf dem amerikanischen Kontinent nannte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy P. Broglio, den Papst aus Deutschland einen „hervorragenden Theologen" und „wirksamen Lehrer des Glaubens". Seine Stimme habe „zur Vertiefung eines authentischen Verständnisses und zu einer tieferen Liebe zur Wahrheit und zum Geheimnis Gottes" beigetragen. Viele Jahre werde es dauern, „bis wir den Reichtum an Wissen, den er uns hinterlassen hat, vertiefen können", so der Erzbischof, und weiter: „Generationen werden weiterhin durch seine Bücher, Reden und Predigten bereichert werden. Sie alle offenbaren eine Tiefe des Lernens und der Reflexion, die sowohl in unserer Zeit als auch in der Zukunft von wesentlicher Bedeutung ist." Den Rücktritt 2013 wertete Broglio als Fortsetzung von Benedikts „Lehre über Mut, Demut und Liebe zur Kirche".
Auf ähnliche Weise nannten Mexikos Bischöfe Benedikt XVI. in einem gemeinsamen Nachruf als „treuen Diener, der ein großes Erbe hinterlassen hat". Diesen Dienst habe der frühere römische Pontifex „vor allem in den letzten Jahren geleistet, die unter der demütigen Präsenz des kontemplativen Gebets des Mysteriums Papst Franziskus die Kraft gegeben haben, das apostolische Werk an der Spitze der Sendung der Kirche fortzusetzen". Seine „Fülle von geistlichen und theologischen Überlegungen" müssten immer wieder aufgegriffen werden, als Beitrag zum Frieden angesichts zahlreicher Prüfungen der Gegenwart.
In Brasilien nannte Kardinal Odilo Scherer Benedikt XVI. einen „einfachen, bescheidenen, sensiblen und sogar schüchternen Menschen, sehr aufmerksam und raffiniert im Umgang mit anderen. Er war ein Intellektueller und Theologe von großer Tiefe, und seine Schriften und Predigten werden sicherlich ein Bezugspunkt für die Kirche in der Zukunft sein". Der emeritierte deutsch-brasilianische Bischof Zeno Hastenteufel sieht in Benedikt einen „großen Theologen, der der Welt eine Lektion in Demut hinterlassen hat". Ratzingers ganzes Wirken sei zum Vermächtnis für die Kirche geworden, und „er muss nicht am Leben sein, damit diese Lehre aufrechterhalten wird".
Reaktionen aus Afrika
Asien
Erzbischof Felix Machado, Sekretär der Indischen Bischofskonferenz und 15 Jahre lang im Vatikan im Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog, betonte gegenüber „AsiaNews", Benedikt habe auch bei seiner viel kritisierten Regensburger Rede 2006 „keine Religion beschuldigt", sondern vielmehr „immer den Weg für einen authentischen Dialog gewiesen" und „das korrigiert, was er für einen Missbrauch des Dialogs hielt".
Auf den
Philippinen, Asiens Land mit der größten Katholikenzahl, würdigte
Bischofskonferenz-Vorsitzender Pablo Virgilio David den emeritierten Papst nach dessen Tod für seine Schwerpunktsetzung. „Wenn Papst Franziskus als der Papst der Barmherzigkeit und der Freude bekannt ist, wird man sich an Papst Benedikt als den Papst der Nächstenliebe erinnern. Er begann sein Episkopat mit einer zutiefst theologischen Enzyklika mit dem Titel Deus Caritas Est (Gott ist Liebe)", sagte der Bischof von Kalookan. Andere wie Bischof Ruperto C. Santos verwiesen darauf, dass Benedikt bei Begegnungen mit großer Bescheidenheit und Geduld jede Frage akzeptiert und beantwortet habe.
Russland
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