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Aleppo an diesem Dienstag Aleppo an diesem Dienstag  (AFP or licensors)

Syrien: „Eine neue, schreckliche Bombe“

„Nach zwölf Jahren Krieg ist das wie eine neue, schreckliche Bombe, die auf uns fällt.“ So reagiert der chaldäische Bischof Antoine Audo von Aleppo auf das verheerende Erdbeben.

„Jetzt ist es noch wichtiger, den Menschen nahe zu sein, die in Angst und Schrecken versetzt worden sind“, so Audo zur vatikanischen Fides-Nachrichtenagentur. Gegenüber Vatican News sprach Audo von einer „apokalyptischen Lage“: Er habe noch nie eine solche Zerstörung erlebt, Häuser seien „einfach zerbröselt“.

Die Stadt mit zweieinhalb Millionen Einwohnern sei derzeit trotz der klirrenden Winterkälte ohne Strom, Wasser und Heizung, so der Bischof und Jesuit. Viele Menschen schliefen aus Angst vor weiteren Erdstößen in ihren Autos, andere wärmten sich an offenen Feuern auf der Straße. Auch viele Kirchen und kirchliche Gebäude seien beschädigt worden.

Kirchen sind Tag und Nacht geöffnet

Auch die Kirchen haben Opfer zu beklagen. Beim Einsturz eines Gebäudes der melkitischen Kirche in Aleppo kamen ein Priester, eine Frau und ihr Kind ums Leben. Der melkitische Erzbischof Jean-Clément Jeanbart wurde verletzt.

Beisetzung eines Opfers am Dienstag in Aleppo
Beisetzung eines Opfers am Dienstag in Aleppo

In Aleppo und anderen syrischen Städten sind die christlichen Kirchen seit dem Beben Tag und Nacht geöffnet; viele Menschen haben darin die Nacht verbracht. Ein Franziskaner aus Aleppo erzählte dem Pressedienst sir, allein in seiner Pfarrei hätten über 400 Menschen in den Sitzbänken oder auch auf dem Fußboden der Kirche geschlafen. Tagsüber würden in der Pfarrei Hunderte von Mahlzeiten für Überlebende des Bebens ausgegeben.

Der päpstliche Botschafter in Damaskus, Kardinal Mario Zenari, will nach sir-Angaben an diesem Dienstag Aleppo besuchen.

Verzweiflung und Durcheinander

Dramatisch präsentiert sich die Lage auch in der syrischen Stadt Homs, wo ebenfalls Dutzende Häuser einstürzten. „Überall sieht man Menschen, die durch die Straßen wandern, nicht wissen, wohin sie gehen sollen, und verzweifelt nach Familie und Freunden suchen. Viele Menschen sind gestorben oder werden vermisst“, schilderte der melkitische Erzbischof Jean Abdo Arbach gegenüber „Kirche in Not“.

In den 30 Sekunden des Erdbebens habe sich das Leben Tausender Menschen komplett verändert. Zu hoffen sei, „dass das Erdbeben die Herzen der internationalen Gemeinschaften und aller führenden Politiker der Welt öffnen wird, damit sie Syrien helfen können und dessen Bevölkerung nicht vergessen“.

Laut „Kirche in Not“ wurden etliche syrische Städte und Ortschaften mit einer bedeutenden christlichen Bevölkerung - neben der Millionenstadt Aleppo auch Homs, Lattakia und Hama - vom Erdbeben schwer getroffen. Die Hilfsorganisation hat unbestätigte Berichte über Todesfälle unter christlichen Familien in Aleppo und Lattakia und Berichte über mindestens 20 Verletzte unter Christen in Hama erhalten.

(fides/sir – sk)
 

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07. Februar 2023, 12:19