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Parade zur Feier der taoistischen "Stadtpatronin" Hong Kongs, Tin Hau Parade zur Feier der taoistischen "Stadtpatronin" Hong Kongs, Tin Hau 

Hongkongs Bischof: „Brücke sein ist überhaupt nicht romantisch“

Größte Herausforderung einer „brückenschlagenden Kirche“ ist es, verschiedene und gegensätzliche Seiten miteinander zu verbinden. Das hat der Hongkonger Bischof Stephen Chow Sau-yan im Gespräch mit der Jesuitenzeitschrift „La Civiltà Cattolica“ hervorgehoben. Alternativen zu dieser verbindenden Funktion gebe es nicht, so der sich zu Dialog bekennende Kirchenmann.

Im Interview mit dem Direktor von ,La Civiltà Cattolica', dem italienischen Jesuiten Antonio Spadaro, ging der Hongkonger Bischof auf seine jüngste Reise nach Peking ein (17.-21. April). Sein Besuch in der Hauptstadt war auf Einladung des Vorsitzenden der Chinesischen Patriotischen Katholischen Vereinigung und des Bischofs von Peking, Joseph Li Shan, erfolgt.

Brücke sein ist nicht leicht

Der Hongkonger Bischof bezeichnete seien Pekingbesuch als „Brücke auf Diözesanebene zwischen Peking und Hongkong“. Die „Zusammenarbeit in mehreren Bereichen“ sei beiderseitig erwünscht und wiederbelebt worden, was Chow als hoffnungsvoll bezeichnete. Der Besuch des Hongkonger Bischofs in Peking war der erste seit Jahrzehnten gewesen. Als „historisch“ will der Hongkonger Bischof seine Reise aber nicht bewerten, eher als Fortsetzung bereits bestehender Verbindungen. So sei sein Vorgänger in Hongkong, Kardinal John Baptist Wu, 1994 bereits in Peking gewesen, und er selbst sei als Vorstandsmitglied und Provinzial der Jesuitenprovinz China mehrere Male nach Peking gereist, ruft Stephen Chow Sau-yan ins Gedächtnis.

Hongkongs Kirche habe den Anspruch, in ihrer verbindenden Funktion auch tatsächlich wirksam zu sein, führt der chinesische Bischof weiter aus. Die Alternative – „nichts zu tun und den Status quo beizuhalten“ – komme nicht in Frage, stellt er klar. Leicht sei das freilich nicht: „Ich habe schon mehrfach gesagt, dass es überhaupt nicht romantisch ist, eine Brücke zu sein“, formuliert der chinesische Kirchenmann. „Damit eine Brücke ihren Zweck erfüllt, müssen Menschen über sie gehen, und auch Autos müssen über sie fahren. Ansonsten wäre der Bau einer Brücke völlig sinnlos.“ Die Herausforderung bestehe darin, „sich Angriffen und Kritik von vielen Seiten zu stellen“, „verschiedene und gegensätzliche Seiten miteinander zu verbinden“ und Zusammenarbeit zu fördern.

Abkommen „nicht tot“

Der Heilige Stuhl und die Volksrepublik China unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Sie haben sich 2018 aber auf ein provisorisches Abkommen zu Bischofsernennungen geeinigt, das kürzlich verlängert wurde. Einige Beobachter nehmen an, dass das Abkommen von chinesischer Seite zerbrochen sei. Das glaubt der Bischof von Hongkong so nicht, der mehr Dialog anregt: „Meiner Meinung nach ist die Vereinbarung nicht tot, wie einige zu behaupten scheinen. Aber die unterschiedlichen Auffassungen beider Seiten über die Zuteilung von Bischöfen an andere Diözesen könnten ein Faktor sein, den man besser verstehen sollte. Wenn also in Zukunft regelmäßigere und eingehendere Gespräche geführt würden, könnte dies vielleicht zu einer Klärung führen.“

Auf die Frage, ob man in der Volksrepublik „ein guter Bürger und ein guter Christ sein“ könne, antwortet der Hongkonger Bischof, dass „die Liebe zu unserem Land Teil der Lehre der katholischen Kirche“ sei. Bürger- und Christsein schlössen sich nicht gegenseitig aus, so Chow, der auf den Katechismus verweist. Dort sei schließlich von der „Pflicht der Bürger“ die Rede, „sich im Geiste der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Freiheit“ zum Wohl der Gesellschaft einzubringen. Menschen könnten ein „gutes“ Leben führen, wenn ihre Regierung ihren Auftrag erfülle. Tue sie das nicht, sie das Gegenteil der Fall. „Es ist daher wünschenswert, dass zwischen Regierung und Kirche ein offener Dialog stattfindet. Zum Wohle des Landes sollten wir der Regierung helfen, sich zu verbessern.“

Regierung schätze „Aufgeschlossenheit und Inklusivität“ des Papstes

Papst Franziskus hat wiederholt seine Liebe zu China bekundet und auch den Wunsch geäußert, dorthin zu reisen. „Viele Katholiken haben Ehrfurcht vor dem Heiligen Vater und schätzen, was er für die Kirche in China tut“, berichtet der Bischof von Hongkong. Auch Bischöfe in Peking seien dem Papst gegenüber „positiv eingestellt“, und die Regierung habe „großen Respekt“ vor dem Papst. Sie schätze vor allem Franziskus‘ Aufgeschlossenheit und Inklusivität. Die Gegner des vorläufigen chinesisch-vatikanischen Abkommen schienen „eher voreingenommen“ zu sein, räumt der Hongkonger Bischof weiter ein, der insgesamt aber davon ausgeht, „dass eine große Mehrheit der Katholiken in China Papst Franziskus gegenüber loyal ist“. Diese Menschen hofften auf wünschenswerte Veränderungen für ihre Kirche Dialog und nicht zuletzt ein Treffen zwischen Papst Franziskus und dem chinesischen Präsidenten Xi.

(civiltà cattolica/vatican news – pr)

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12. Mai 2023, 13:34