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Der Papst im Gespräch mit den Indigenen Kanadas, hier in Quebec, vor einem Jahr Der Papst im Gespräch mit den Indigenen Kanadas, hier in Quebec, vor einem Jahr  (Vatican Media)

Kanada: Die Aussöhnung von Indigenen und Kirche kommt voran

Ein Jahr nach dem Besuch von Papst Franziskus in Kanada macht die Versöhnung der indigenen Bevölkerung mit der katholischen Ortskirche Fortschritte. Franziskus hatte sich während der „Pilgerreise der Buße“, wie er sie selbst bezeichnete, bei den Indigenen für das erlittene Unrecht durch die Kirche entschuldigt.

Von Michael Hermann, Adélaïde Patrignani und Jean-Charles Putzolu, Vatikanstadt

Die Indigenen Kanadas hatten über Jahrzehnte unter Enteignungen, Umerziehungen und unter der Zerstörung ihres kulturellen Erbes gelitten. In Internatsschulen, die von der damaligen kanadischen Regierung geschaffen und von katholischen Organisationen betrieben worden waren, wurden Kinder und Jugendliche schwer misshandelt. Viele starben an den Folgen.

Initiativen zur Aussöhnung

„Die freundliche, brüderliche Haltung, der beruhigende, offene und vorurteilsfreie Blick des Heiligen Vaters hinterließ bei allen einen bleibenden Eindruck", sagt der kanadische Bischof Raymond Poisson gegenüber Radio Vatikan mit Blick auf die Papstreise in das Land vor einem Jahr. „Er hat einen außergewöhnlichen Schritt der Demut gezeigt, und das wurde von unseren indigenen Brüdern und Schwestern sehr geschätzt", so der Bischof von Saint-Jérôme-Mont-Laurier und Vorsitzende der kanadischen Bischofskonferenz.

Auch der kanadische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Paul Gibbard, bestätigte im Gespräch mit Radio Vatikan, dass die Papstreise vor einem Jahr den Initiativen mit dem Ziel der Aussöhnung großen Auftrieb gegeben habe. Beispielsweise sei ein Fonds mit insgesamt 30 Millionen Dollar eingerichtet worden, der Projekte für und mit Indigenen unterstützt. „Es sind Projekte, die wir gemeinsam denken, mit unseren indigenen Brüdern und Schwestern, zuerst mit ihnen und für sie, und nicht wir in ihrem Namen", sagt Bischof Raymond Poisson.

 

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Heiliger Stuhl distanzierte sich von Doktrin der Entdeckung

Der Heilige Stuhl hatte im März dieses Jahr eine so genannte „Note zur Doktrin der Entdeckung“ veröffentlicht. Darin distanzierte sich der Vatikan von einer Lehre, die über lange Zeit als Freibrief zur Ausbeutung der früheren Kolonien und indigenen Völker benutzt wurde. Sie sei mit den Auffassungen der katholischen Kirche nicht vereinbar, so die zuständigen Dikasterien im März 2023. Papst Franziskus hatte in diesem Zusammenhang unter anderem betont, dass die christliche Gemeinschaft es nie wieder zulassen werde, eine Kultur höher zu stellen als eine andere. Es werde nie wieder passieren, dass Menschen im Namen der Kirche gezwungen würden, ihre Kultur aufzugeben, so das katholische Kirchenoberhaupt.

Franziskus war vom 24. bis 30. Juli des vergangenen Jahres in Kanada. Er besuchte eine Reihe von indigenen Siedlungsgebieten und führte zahlreiche Gespräche mit Vertretern der indigenen Bevölkerung. Während einer gemeinsamen Feier gab Franziskus zwei Paar Mokassins zurück, die ihm die Indigenen einige Monate zuvor in Rom mit der Bitte um Rückgabe überreicht hatten. Die Schuhe symbolisierten das Leid indigener Kinder und stünden sowohl für den Schmerz, den die Kinder, die Jugendlichen und deren Eltern erleiden mussten, als auch für den gemeinsamen Weg, der von katholischer Kirche und Indigenen nun  beschritten werden müsse, sagte der Papst.

(rv – mch)

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26. Juli 2023, 12:55