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Migranten wandern auf die US-amerikanische Grenze zu Migranten wandern auf die US-amerikanische Grenze zu 

USA: Kirche fordert Menschenwürde an der Grenze

An der Grenze zwischen den USA und Mexiko müssten die Behandlung der Migranten und deren Aufnahme neu aufgestellt werden, fordern Experten bei einem Seminar zur Migrationskrise. Der Flüchtlingsbeauftragte der US-Bischofskommission, Bischof Mark J. Seitz von El Paso, Texas, forderte die Behörden dazu auf, die Migranten als Menschen zu sehen.

„Immigration wird von vielen als eine Frage der Durchsetzung von Recht oder soziale Frage betrachtet. Die Kirche betrachtet Migration als menschliche Frage, bei der es insbesondere um Menschenrechte und die Menschenwürde geht“, so Seitz bei einem Webinar am vergangenen Mittwoch, das vom New Yorker „Centre for Migration Studies“ durchgeführt wurde. Wie ucanews am Samstag berichtete, nahmen an dem Seminar auch verschiedene Teilnehmer teil, die an der Grenze wohnen und /oder mit Migranten arbeiten.

Seitz betonte, dass die jüngsten Grenzabkommen aus Sicht der Kirche die Rechte der Asylbewerber schwächten und gegen die Menschenwürde verstießen. Teils sei es unmöglich, einen legalen Asylantrag zu stellen. Die Kombination aus weniger Schutz und verstärkter Strafverfolgung sei „eine gefährliche Formel“, die Menschen dazu zwinge, in die gefährliche Lage zurückzukehren, aus der sich kamen. Es sei möglich, ein funktionierendes Grenzregime zu erreichten, ohne Menschenrechte mit Füßen zu treten. Das individuelle Recht auf Asyl dürfe nicht angetastet werden.

Das Einwanderungssystem sei in seinem jetzigen Zustand „kaputt“ und müsse reformiert werden, vor allem hinsichtlich der Eröffnung legaler Migrationswege. Dadurch würden auch Schleppernetzwerke geschwächt werden. Zudem müssten die Aufnahmeländer mehr in die Ursachenbekämpfung von Flucht und Migration investieren, damit sich die Menschen erst gar nicht auf den Weg machten. Der Bischof rief alle Parteien dazu auf, in Grenzfragen wieder zusammenzuarbeiten und das Einwanderungsrecht zu reformieren.

Flüchtlinge müssen einen der gefährlichsten Orte der Welt durchqueren

Einen Überblick über die aktuelle Situation an der Grenze verschaffte Joanna Williams, die für die „Kino Border Initiative“ auf beiden Seiten der Grenze arbeitet. Viele Menschen strandeten in der Stadt Nogales. 76 Prozent aller potentiellen Migranten dort seien Mexikaner, die meisten aus dem krisengeschüttelten Südwesten des Landes. Guerline Jozef von der Organisation „Haitian Bridge Alliance“ berichtete über Migranten aus Haiti, dem Kongo oder Guinea. Es gebe Flüchtlinge aus Kenia, Mauretanien und sogar aus Afghanistan. Die meisten strandeten in Südamerika, von wo aus sie sich zu Fuß auf den Weg in die USA machten.

Auf der Route liegt die gefürchtete „Darién Gap“, eine Lücke in der panamerikanischen Autobahn zwischen Kolumbien und Panama. In dem dichten Dschungelgebiet, durch das keine Straße führt, haben sich Drogendealer und Guerillas eingenistet. Für die Passanten, bis zu einer halben Millionen Menschen im Jahr 2023, ist die Durchquerung lebensgefährlich. Ihnen drohen von Seiten der Banden Raub, Vergewaltigung und Mord.

Dylan Corbett, geschäftsführender Direktor des „Hope Border Institute“ in El Paso, Texas, betonte nochmals, dass die aktuelle Grenzpolitik „nicht funktioniert“. Die Grenze sei „hyper-politisiert“ worden, und sei „ein Hindernis für alle Bemühungen um eine Einwanderungsreform, egal ob bei Republikanern oder Demokraten“. Er warb für ein Ende des „Krisen-Modus“, der das klare Denken behindere. „Es gibt keine Krise der Einwanderung“, schloss Corbett. „Es gibt eine Krise der Vorstellungskraft, der Vision, der menschlichen Verletzlichkeit, der Gewalt gegen Frauen, der Ungleichheit, des Rassismus, des politischen Opportunismus, der Suche nach einem Sündenbock. Das ist die Krise. Wir müssen uns der Sprache der Krise entledigen.“

(ucan – ww)

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24. Februar 2024, 15:42