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Eine Mutter sendet ihr Kind mit einem Bus von Port-au-Prince aufs Land, um ihn vor den Angriffen von Banden in Sicherheit zu bringen Eine Mutter sendet ihr Kind mit einem Bus von Port-au-Prince aufs Land, um ihn vor den Angriffen von Banden in Sicherheit zu bringen  (AFP or licensors)

Haiti: UN-Bericht meldet Massaker

Die Gewalt durch Banden in Haiti hat weiterhin verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung. Das unterstreicht ein neuer Bericht des UN-Büros in dem Land (BINUH) über Menschenrechtsverletzungen im letzten Quartal 2024.

Der am Dienstag, 4.2., veröffentlichte Bericht hebt hervor, dass im vergangenen Jahr durch die bewaffneten Banden, die einen Großteil der Hauptstadt und des Landes im Allgemeinen kontrollieren, mindestens 5.626 Menschen getötet und mehr als 2.213 verletzt wurden.

Der Sprecher der Vereinten Nationen, Stéphane Dujarric, wies bei der Vorstellung des Berichts während eines Pressebriefings in New York auf die dramatische Verschlechterung der Sicherheitslage in Haiti hin. Laut BINUH verzeichnete das letzte Quartal 2024 einen alarmierenden Anstieg von tödlichen Angriffen durch Banden. Mindestens 1.732 Menschen seien aufgrund der Gewalt von bewaffneten Gruppen, Selbstverteidigungseinheiten und Polizeioperationen getötet und 411 verletzt worden.

[ Photo Embed: [ Photo Embed: Mitglieder einer Friedensmission von El Salvador kommen in Haiti an, 4.2.2025]

Schwerste Massaker ohne Eingreifen der Polizei

Der Bericht hebt besonders drei schwere Massaker hervor, bei denen fast 400 Menschen ums Leben kamen, wobei der schlimmste Angriff im Stadtteil Wharf Jérémie in Port-au-Prince stattfand. Zwischen dem 6. und 11. Dezember wurden mindestens 207 Menschen von einer Bande unter der Führung von Monel Felix, bekannt als „Micanor“, ermordet. Dieser hatte die überwiegend älteren Opfer beschuldigt, dem Voodoo-Glauben anzuhängen und für den Tod seines Sohnes verantwortlich zu sein. Während des fünf Tage dauernden Angriffs wurde kein Eingreifen der Sicherheitskräfte registriert.

Verzweifelte Bewohner von Pont Sondé suchen nach Bandenangriffen Zuflucht in einem Park und bitten um Hilfe (6. Oktober 2024)
Verzweifelte Bewohner von Pont Sondé suchen nach Bandenangriffen Zuflucht in einem Park und bitten um Hilfe (6. Oktober 2024)

Ähnliche Gräueltaten ereigneten sich in Pont Sondé und Petite Rivière de l'Artibonite, wo koordinierte Angriffe der Banden Anfang Dezember mindestens 170 Tote forderten. Die Morde führten zu Racheakten von Selbstverteidigungsgruppen, was die Gewalt weiter anheizte.

Auch die Sicherheitskräfte Haitis waren demnach in schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen verwickelt. Der Bericht dokumentiert mehr als 250 Exekutionen durch die Polizei im Jahr 2024, darunter die von zwei Minderjährigen. Auch der Staatsanwalt von Miragoâne wurde im Zusammenhang mit sechs außergerichtlichen Exekutionen genannt, was die Gesamtzahl der Tötungen durch Staatsanwälte auf 42 im Jahr 2024 anhebt. Trotz Appellen zur Verantwortlichkeit bleiben die Ermittlungen zu den Polizeimissbräuchen weitgehend blockiert.

150 Prozent mehr Entführungen

Der Bericht verzeichnete auch einen Anstieg von 150 Prozent bei Entführungen, wobei Banden zunehmend Kinder ins Visier nehmen. Besonders besorgniserregend ist die weit verbreitete sexuelle Gewalt, mit mindestens 94 dokumentierten Fällen von Vergewaltigung und sexueller Ausbeutung allein im letzten Quartal.

Frauen und Mädchen bleiben besonders gefährdet in den von Banden kontrollierten Gebieten, wo sie systematischen Misshandlungen ausgesetzt sind. Auch der Kinderhandel und die Zwangsrekrutierung durch bewaffnete Gruppen nehmen weiter zu. UNICEF meldete einen Anstieg von 70 Prozent bei Kindersoldaten, wobei Jungen im Alter von nur zwölf Jahren für Entführungen, bewaffnete Auseinandersetzungen und Erpressungen eingesetzt werden.

(agensir - cs)

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05. Februar 2025, 12:01