Russland: Deutscher Weihbischof will Versöhnung fördern
Gudrun Sailer und Olga Sakun – Vatikanstadt
Als Wahlspruch für seinen Dienst als Bischof wählte der aus Essen stammende Lipke „Obsecramos pro Christo“ (2 Kor 5,20), also „wir bitten an Christi statt“ - und zwar um Versöhnung mit Gott. „Die Idee der Versöhnung, die Idee, Ungerechtigkeit, Streit, Konflikt zu überwinden in Gerechtigkeit und Liebe: Das ist, worum es mir geht und wozu ich hoffentlich ein bisschen beitragen kann“, erklärt der Weihbischof.
Lipke lebt seit 2011 in Russland, seit 2020 ist er Generalsekretär der dortigen Bischofskonferenz. Diese Woche bestätigten die sechs katholischen Bischöfe Russlands den 49-jährigen Deutschen bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im westsibirischen Nowosibirsk in diesem Amt.
Lipke bezeichnet den „Beitrag zu Frieden, Versöhnung, zum gemeinsamen Geist, zur Gemeinsamkeit“ in unserem Interview als „natürlich die größte Herausforderung. Und da sind die Dinge, die trennen: Das sind nicht nur die Meinungen, die einerseits natürlich da sind, sondern es sind ganz klar auch die Entfernungen. Ich werde viel unterwegs sein, viel reisen müssen und dürfen.“ Es gebe aber auch „Entfernungen“ im Sinn einer breitgestreuten Zusammensetzung der Gemeinden: „Einheimische Katholiken, ausländische Studierende, vor allem aus Afrika und Lateinamerika - und das zusammen zu bringen, das ist wohl die größte Herausforderung.“
Lipke sieht seinen Auftrag auch in einem vorurteilslosen Zugehen auf andere. „Was wir tun können für den Frieden, ist: jedem Gutes tun, der uns begegnet, ohne zu fragen, was dessen Meinung ist, was dessen Herkunft ist, und so weiter. Einfach für jeden Menschen da sein.“ Er wünscht sich auch, mit seinen Landsleuten in Deutschland in Verbindung zu bleiben, so der Weihbischof. Der Krieg gegen die Ukraine ist in Russland unter der Regierung Putin aus Sicherheitsgründen kein öffentlich debattiertes Thema.
Hintergrund
Papst Franziskus hatte Pater Lipke im September zum Weihbischof der Diözese „Verklärung von Nowosibirsk" ernannt. Wie alle vier katholischen Diözesen in Russland ist es aus Rücksicht auf die orthodoxe Kirche offiziell nicht nach der Bischofsstadt benannt. Der Name nimmt stattdessen Bezug auf die Verklärung Christi.
Zu der sehr ausgedehnten Diözese Nowosibirsk gehören rund 400.000 katholische Gläubige. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt also zwischen einem und zwei Prozent. Bischof ist der aus dem heutigen Kasachstan stammende deutschsprachige Jesuit Joseph Werth, der seinem Mitbruder Lipke am vergangenen Sonntag die Weihe spendete.
(vatican news – gs)
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