Philippinen: Hoffnung auf Gerechtigkeit
In der katholischen Gemeinschaft der Philippinen sei aktuell viel von der „Rechenschaftspflicht“ die Rede, berichtete Daniel Pilario CM, Präsident der Adamson Universität in Manila, gegenüber dem Fides-Dienst. Es müsse sichergestellt werden, „dass die Opfer und ihre Familien Gerechtigkeit erfahren, und um eine Botschaft an alle zu senden, dass niemand über dem Gesetz steht“, so derVinzentiner-Missionar, der sich auf den Philippinen um Familien kümmert, die zur Zeit von Dutertes „Drogenkrieg“ Angehörige verloren haben. „Die Familien der Opfer verdienen Wahrheit, Wiedergutmachung und Gerechtigkeit. Wir müssen sicherstellen, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen“, betonte der Ordensmann. Knapp 80 Prozent der 118 Millionen Einwohner des asiatischen Landes bekennen sich zur katholischen Kirche.
Opfer der ,Todesschwadronen'
Der Präsident des internationalen katholischen Hilfswerk missio München, Wolfgang Huber, bezeichnete die Festnahme des ehemaligen philippinischen Präsidenten als „großen Tag für Recht und Gerechtigkeit“. Während der Amtszeit von Duterte seien mehrere zehntausend Menschen von Todesschwadronen kaltblütig getötet worden. „Im ganzen Land finden gerade Gottesdienste statt, denn eine große Hoffnung hat sich auf den Philippinen erfüllt“, berichtete Huber. Die Festnahme zeige, dass keine Person, egal wie hoch ihr politisches Amt sei, über dem Gesetz stehe, „nicht einmal der vormalig höchste Mann im Staat“.
,Verbrechen gegen die Menschlichkeit'
Die Festnahme am internationalen Flughafen von Manila nach der Rückkehr Dutertes aus Hongkong folgt einem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. Das Gericht wirft dem ehemaligen Staatschef vor, in seinem „Krieg gegen Drogen“ während seiner Amtszeit (2016-2022) Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Duterte hatte als Präsident den Austritt der Philippinen aus dem Haager Gerichtshof erklärt, nachdem dieser Ermittlungen gegen ihn eingeleitet hatte. Dennoch hat der Strafgerichtshof das Recht, zu mutmaßlichen Verbrechen zu ermitteln, die während der Mitgliedschaft eines Landes begangen wurden.
Schmerz und Trauer
Laut Mitteilung des Hilfswerks meldeten sich bei ihm derzeit missio-Projektpartnerinnen und Projektpartner. Die Erleichterung im Land sei riesig. Damit erfülle sich eine große Hoffnung der kirchlichen Partner, die sich über Jahre hinweg unter Gefahr für Leib und Leben für die Menschen eingesetzt hätten. Noch im Februar sei Huber mit einer Delegation unter anderen mit Vertretern des Bistums Augsburgs auf den Philippinen gewesen. „Es war erschütternd zu hören, mit welcher Brutalität Väter, Mütter und Kinder oft vor den Augen der eigenen Angehörigen ermordet wurden und wie viel Schmerz und Trauer der sogenannte Anti-Drogenkrieg verursacht hat“, so der missio-Präsident.
Viele Duterte-Unterstützer
Dennoch gibt es auf den Philippinen noch immer viele Duterte-Unterstützer, etwa auf der Insel Mindanao. In Cagayan de Oro wie in Davao gingen die Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit dem inhaftierten ehemaligen Präsidenten zu bekunden, berichtete Antonio Ledesma SJ, emeritierter Erzbischof von Cagayan de Oro gegenüber Fides. Die Verhaftung von Duterte bedeute noch nicht, dass er schuldig sei, „sondern dass die dem ehemaligen Staatschef vorgeworfenen Verbrechen untersucht werden müssen“, betonte der Erzbischof.
Instrumentalisierung im Wahlkampf
Er verwies zudem darauf, dass Dutertes Verhaftung in einen politisch aufgeladenen Moment auf den Philippinen falle. Präsident Ferdinand Marcos Jr. und seine Vizepräsidentin Sara Duterte, die Tochter von Rodrigo, waren früher verbündet, doch seien jetzt Rivalen, die um die Gunst der Wähler bei den Zwischenwahlen buhlten. Dort sollen der Kongress, ein Teil des Senats sowie regionale und kommunale Verwaltungen gewählt werden. „Diese Verhaftung fällt mitten in den Wahlkampf und wird zu einer Konfrontation zwischen den gegnerischen Fraktionen führen“, so Erzbischof Ledesma. „Man kann den politischen, nicht nur den juristischen Wert eines solchen Aktes, den die Regierung Marcos genehmigt hat, nicht übersehen“.
Außergerichtliche Tötungen
Der aktuelle philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. sei dem Internationalen Strafgerichtshof nicht wieder beigetreten, erinnert das Hilfswerk missio. Außergerichtliche Tötungen würden fortgesetzt, wenn auch in geringerem Maße. Gegen Sara Duterte, die Tochter des nun inhaftierten Ex-Staatschefs, laufe ein Amtsenthebungsverfahren.
(fides/missio – pr)
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