Libanesischer Bischof: „Unsere Völker wollen keinen Krieg mehr“
„Die Hoffnung kämpft darum, sich zu verwirklichen“, beschrieb Bischof Khairallah die Lage in der Region. Er beklagte die „Macht der Waffen, der Gewalt, des Krieges“ und die Rolle von Führern, „die in keiner Weise über Frieden sprechen wollen“.
Völker wollen Frieden
Dabei sei gerade der Frieden „so sehr von all unseren Völkern, von den Libanesen, von den Palästinensern, von den Israelis, gewünscht“. Der Bischof betonte die Verpflichtung der Kirche, nicht nur an den Frieden zu glauben, sondern ihn auch zu verwirklichen. Dazu müssten die politischen Akteure über ihre „engen Interessen“ hinausdenken. „Mögen sie aus dieser Logik ausbrechen und endlich verstehen, dass ihre Völker nur Frieden wollen“, so Khairallah. „Unsere Völker wollen keinen Krieg mehr, keinen Hass und keine Rache. Wir haben genug.“
Seine Botschaft stützt der Bischof auf eine persönliche Erfahrung. Im Jahr 1958, als er fünf Jahre alt war, ermordete ein syrischer Helfer, den seine Eltern auf ihrem Bauernhof aufgenommen hatten, beide Elternteile. Nach der Tragödie nahm die Kinder eine Tante auf, eine Nonne, die sie dazu anwies, nicht für die ermordeten Eltern zu beten, sondern „für den, der sie ermordet hat“. Sie forderte die Kinder auf, weiter zu beten, zu vergeben und ihr Leben zu leben. „Ich glaube, die Vorsehung war immer unser Beschützer“, sagte der Bischof. Das Leben dieses „inneren Friedens mit der Vergebung“ habe seine Horizonte für den Dialog und den Respekt vor anderen geöffnet und ihm geholfen, „in die Tiefe zu gehen“.
Am Jahrestag des Todes der Eltern
19 Jahre nach der Ermordung seiner Eltern wurde Mounir Khairallah am 13. September zum Priester geweiht – am Jahrestag des Todes seiner Eltern. Dieses Datum habe er gewählt, um daran zu erinnern, „dass das Zeichen der Zeit ein Zeichen des Willens Gottes ist“. Seine eigene Vergebung wurde Ende der 1970er Jahre erneut auf die Probe gestellt, als er libanesischen Jugendlichen, die nach dem Beginn des Bürgerkriegs nach Rache dürsteten, seine Geschichte erzählte. Er erkannte dabei, dass auch er selbst nur aus der Ferne vergeben hatte. Seither sei es sein Auftrag, Zeugnis von einem Christus abzulegen, „der am Kreuz vergeben hat“.
Mit Blick auf den Nahostkonflikt stellte er fest, dass der Frieden „nicht durch Gewalt, durch Macht, durch Waffen und durch Kriege“ erreicht werden könne. Seiner Überzeugung nach muss eine neue Logik beginnen, die darauf aufbaut, dass die Völker „gemeinsam einen Staat bilden“ und „gemeinsam Frieden aufbauen“ können. „Als Christen, als Kirche, aber auch als Libanesen, ist unsere Botschaft, dass das Zusammenleben trotz allem immer möglich ist“, so Bischof Khairallah abschließend.
(ucan - mg)
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