Pater Girish Santiago SJ lebt seit 2016 in Yangon, Myanmar Pater Girish Santiago SJ lebt seit 2016 in Yangon, Myanmar 

Myanmar: Ordensleute stehen Notleidenden bei

Im Bürgerkriegsland Myanmar helfen Jesuiten gemeinsam mit anderen Religionsvertretern den Opfern von Krieg, Armut und Naturkatastrophen. Inmitten von Angst und Entbehrung spenden sie Hoffnung mit menschlicher Nähe, materieller Hilfe und Bildung. Unterstützt werden sie dabei vom katholischen Hilfswerk missio, das am Wochenende eine Spenden-Kampagne für Myanmar startet. Radio Vatikan sprach mit dem Regionaloberen der Jesuiten in Myanmar, Pater Girish Santiago, über die Lage im Land.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Millionen von Menschen sind in Myanmar auf der Flucht und kämpfen tagtäglich ums Überleben. Zu der landesweiten Gewalt im Zuge des Bürgerkriegs kamen in diesem Jahr noch Überschwemmungen und ein schweres Erbeben hinzu, was die humanitäre Notlage verschärfte. Unzählige Menschen, darunter Kinder, Alte und Kranke, leben in Angst und mit großen Entbehrungen. Auch religiöse Zentren wie Kirchen und Tempel sind Gewalt und Zerstörungen ausgesetzt.

Lebensmittel, Unterkünfte, Medizin

Die Jesuiten und andere Ordensvertreter sind in dieser extremen Lage bei den Menschen und kümmern sich um Vertriebene, ethnische Minderheiten und die Schwächsten - unter schwierigsten Bedingungen und selbst mit einfachen Mitteln. Girish Santiago, Regionaloberer der Jesuiten in Myanmar, berichtet im Interview mit Radio Vatikan, was die Menschen in Myanmar derzeit am meisten benötigen.

„Die Vertriebenen der Diözese Mandalay und Opfer der Überschwemmungen und Erdbeben brauchen Lebensmittel, Unterkünfte, Medikamente und vor allem auch eine Begleitung in ihrer traumatischen Erfahrung, die sie gerade durchmachen“, berichtet der Jesuit, der nach dem Erdbeben im März 2025 in Mandalay die Nothilfe seines Ordens koordinierte. Tausende kamen damals ums Leben, Zehntausende standen vor dem Nichts.

Hilfe für Vertriebene

Heute gibt es in Myanmar vier Millionen Binnenvertriebene, darunter Angehörige verschiedener Ethnien und Religionen, die vor dem Krieg und den Folgen der Naturkatastrophen flohen. Jesuiten und kirchliche Netzwerke versorgen Bedürftige mit Lebensmitteln, Unterkünften und Medikamenten und werden dabei durch das Missionswerk missio unterstützt. Die Hilfe gelte allen Notleidenden in Myanmar, erläutert Pater Girish gegenüber Radio Vatikan.

„Wir kümmern uns um alle Menschen, die in Not sind, jenseits von Konfession oder Religion, und tun das gemeinsam mit anderen Menschen guten Willens und Organisationen, mit buddhistischen Mönchen und Nonnen sowie auch mit Islamvertretern. Auf jede erdenkliche Weise versuchen wir, den Menschen zu helfen, weil ihre Würde für uns alle sehr wichtig ist. Darum geht es auch in der katholischen Soziallehre.“

Der Buddhismus spreche von „Achtsamkeit“, fährt er fort, „sei dir deiner selbst, deiner Umgebung und dem, was geschieht, bewusst und sende Friedenswünsche aus. Möge Frieden herrschen für jeden Menschen, jede Nation und jede Schöpfung“. Solidarität und der Wunsch nach Frieden einten Myanmars Religionsvertreter bei ihrem Einsatz für die Schwächsten. Pater Girish formuliert das so: „Ich würde sagen, dass wir als Männer und Frauen der Kirche in Myanmar aus unseren Kirchen hinaus zu den Menschen gegangen sind: Unser Ziel ist es, uns um die Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen zu kümmern.“

Bildung in einem zerrütteten Land

Zu diesen Bedürfnissen gehört auch der Wunsch nach einer besseren Zukunft durch Bildung: Schulunterricht und Bildungsangebote sind Teil der kirchlichen Hilfe. Dabei wird auch in Flüchtlingscamps oder unter freiem Himmel unterrichtet. Die Jesuiten unterhalten in Myanmar viele Bildungszentren wie die „Community Colleges“, berichtet Peter Girish gegenüber Radio Vatikan. Diese Zentren seien auch Schulen des Friedens.

„Durch solche Zentren versuchen wir, uns für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen und die Schüler für solche Dinge zu sensibilisieren. Wir haben gemeinsam mit anderen religiösen Gemeinschaften, Diözesanzentren oder Laienorganisationen ein Netzwerk gebildet, das 16 solcher Bildungszentren oder ,Community Colleges' betreibt. Die jungen Menschen sollen zu Menschen des Friedens heranwachsen und den Frieden fördern.“

Pater Girish ist gebürtiger Inder, in Yangon lebt er seit 2016. Er hat den Beginn des Bürgerkrieges in Myanmar gesehen und auch die Covid-Pandemie und jüngsten Naturkatastrophen hautnah miterlebt. Die Bevölkerung habe „unvorstellbares“ Leid erlebt, sagt er, Myanmar sei „tief verwundet“. Dennoch hat der Jesuit, der sein Leben den Vertriebenen und Benachteiligten gewidmet hat, selbst nie die Hoffnung verloren, die er unermüdlich weiterzugeben versucht.

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Hoffnung auf Frieden 

„Meine Hoffnung und unsere Hoffnung ist, dass die Menschen in Myanmar eines Tages wieder das zurückgewinnen werden, was man einst das Goldene Myanmar nannte, Shwe Myanmar. Myanmar ist durch Krieg und Gewalt zerstört, verwundet, verkrüppelt und blutig. Aber unsere Hoffnung ist, dass eines Tages der Frieden siegen wird und dass Männer und Frauen guten Willens die Herzen der Menschen berühren können, ohne zu hassen. Diese Hoffnung entsteht durch gute Werke, gute Taten, gutes Denken, Positivität. Das ist meine Hoffnung für Myanmar.“

Myanmar ist überwiegend buddhistisch, Christen machen nur etwa sechs Prozent der Bevölkerung aus und gehören selbst großteils ethnischen Minderheiten an. Seit dem Militärputsch 2021 herrscht Bürgerkrieg. Das Militär kämpft gegen verschiedene Widerstandsgruppen, darunter Armeen ethnischer Minderheiten und Bürgerwehren junger Menschen. In einigen Regionen richtet sich die Gewalt gezielt gegen christliche Dörfer. Kirchen, Schulen und Krankenhäuser werden bombardiert. Papst Franziskus und Papst Leo haben wiederholt zum Gebet für Myanmar und Frieden aufgerufen. Nach dem Erdbeben gab es im April einen vorübergehenden Waffenstillstand im Land.

missio-Monat der Weltmission

Pater Girish und weitere Gäste aus Myanmar halten sich derzeit auf Einladung des katholischen Hilfswerkes missio Aachen zur Eröffnung des „Monats der Weltmission“ in Deutschland auf. Das katholische Hilfswerk ruft dabei zu Spenden für die Arbeit der Kirche im globalen Süden auf, die am Weltmissionssonntag (26. Oktober) von allen Päpstlichen Missionswerken in 120 Ländern gesammelt werden.

 

(vatican news/missio – pr)

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26. September 2025, 09:53