Haiti: „Wahlen geben Hoffnung auf Veränderung“
Federico Piana – Vatikanstadt
„Wir hoffen, dass dies ein Schritt in Richtung Demokratie ist. Es gibt eine Verfassung, die eingehalten werden muss, und man muss zu den Grundsätzen der Würde, der Solidarität, der brüderlichen Integration und der Subsidiarität zurückkehren“, so Pierre-André Dumas, Bischof der Diözese Anse-à-Veau-Miragoâne.
Wahlen als Hoffnungszeichen
Die Ankündigung der Wahlen durch den neuen Direktor des Provisorischen Wahlrats, Jacques Desrosiers, sei ein „wichtiges Signal“, so der Bischof im Interview mit Radio Vatikan.
„Das Volk braucht diese Hoffnung. Einer der Aspekte der Krise in Haiti ist gerade der Vertrauensverlust der Bevölkerung. Alles hängt jedoch von den Sicherheitsbedingungen ab, unter denen die Wahl stattfinden wird: Es gibt Gebiete im Land, die Niemandsland sind, wo Banden das Sagen haben. Das ist etwa in 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince der Fall. Der Wahlprozess muss in völliger Transparenz ablaufen und die gesamte Gesellschaft einbeziehen, die in die Lage versetzt werden muss, ihr Recht in voller Freiheit auszuüben.“
Unterstützung durch internationale Gemeinschaft
Damit die Wahl jedoch nicht zu einem „formalen Ritual ohne demokratischen Gehalt“ werden, brauche es Sicherheit und Transparenz und „eine starke Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, wie es auch der Papst gefordert hat“, so Bischof Dumas. Außerdem brauche Haiti auch einen moralischen Wiederaufbau - das „ethische und soziale Gefüge“ müsse wieder zusammengesetzt werden, um eine gerechte und friedliche Zukunft zu ermöglichen.
„Es geht nicht nur darum, Haiti von den Banden zu befreien, die dort wüten, die von bewaffneten Gruppen besetzten Häuser an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben und die Viertel vor dem Verfall zu retten. All das ist gut und schön, aber man muss verstehen, dass die gravierenden Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, auch auf die Verdunkelung des Menschlichen zurückzuführen sind. Sie hängen auch damit zusammen, dass Kinder, die in der Vergangenheit sich selbst überlassen waren, zu den Kriminellen von heute geworden sind. Der wahre Wiederaufbau Haitis beginnt mit dem Wiederaufbau der Herzen.“
Moralischer Wiederaufbau
Die haitianische Diaspora spiele in diesem Prozess eine wichtige Rolle, ist der Bischof überzeugt – „auch weil sie aus über drei Millionen Menschen besteht, die alle gut ausgebildet sind, die sich mit anderen Kulturen auseinandersetzen konnten, die Erfahrungen gemacht haben, die ihren Horizont erweitert haben. Und die jedes Jahr 4 Milliarden Dollar in unser Land schicken. Ich bin überzeugt: Die Diaspora ist eine entscheidende Kraft, die viel zur Entstehung eines neuen Haiti beitragen kann.“
Bischof Dumas richtet zum Ende des Interviews einen Appell an sein eigenes Volk: „Wenn Sie zur Wahl gehen, haben Sie den Mut, ehrliche und glaubwürdige Politiker zu wählen. Diese Wahlen können wirklich eine radikale Veränderung bewirken. Wie Papst Franziskus immer wieder betont hat: Lasst euch eure Hoffnung nicht nehmen.“
Der haitianische Kirchenmann bemüht sich in seinem Heimatland gemeinsam mit US-amerikanischen Vermittlern, den Dialog von Bandenführern mit Staatsvertretern in Haiti zu fördern, was sich als sehr schwierig gestalte. 2024 wurde er bei einer Explosion in Port-au-Prince schwer verletzt und erlitt großflächige Verbrennungen. Dank eines Gesundheitsvisums der USA konnte er zur medizinischen Behandlung nach Florida ausreisen.
(vatican news – pr)
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