Nigeria: Lage der Christen bleibt komplex
Die Lage für Christen in Nigeria ist weiter angespannt. Sie leiden unter der Gewalt von Terrorgruppen wie der islamistischen Boko Haram. Bandenkriminalität, Konflikte und systematische Benachteiligung der christlichen Bevölkerung verschärfen die Situation. Dennoch wächst vor allem im Norden des Landes die christliche Bevölkerung weiter.
P. Peter Okonkwo, Direktor des Instituts für das geweihte Leben in Afrika (InCLA), äußerte seine große Sorge über die anhaltende Gewalt gegenüber Christen im Land. Er bedauerte, dass diese Gewalt weiterhin Opfer fordere und viele Gläubige aus Angst den christlichen Glauben nicht mehr offen bekennen würden. „Wir haben gesehen, wie Pfarreien geschlossen, Missionen aufgegeben, Priester getötet und Ordensschwestern entführt wurden. All das lässt uns fühlen, dass die Terroristen versuchen, Angst zu verbreiten und das Evangelium zum Schweigen zu bringen“, sagte er nach Bericht der Agentur Aciafrica am Mittwoch, dem 22. Oktober.
Interreligiöse Freundschaft
Demgegenüber steht die Aussage von Matthew Hassan Kukah, Bischof von Sokoto im Norden Nigerias. Er sehe zwar auch „gewisse Einschränkungen der Freiheit“, aber Verfolgung oder eine Einschränkung der Religionsfreiheit sei kein Problem, erklärte er anlässlich der Vorstellung des Berichts 2025 über die Religionsfreiheit in der Welt von Kirche in Not am 21. Oktober. „Wir pflegen freundschaftliche Beziehungen zu den Muslimen. Ich selbst habe gute Freunde islamischen Glaubens. Wir arbeiten auch gut mit dem Gouverneur des Bundesstaates zusammen, der Muslim ist“, wird er von der Agentur Fides zitiert.
Konflikt beruht auf Vorurteilen
Viele Muslime seien allerdings nicht bereit, christliche Werte zu akzeptieren; das äußere sich auch in der Gewalt im Norden des Landes, räumt er ein. Er sieht die Gründe dafür im mangelnden Geschichtsbewusstsein des Landes. „Viele Muslime setzen das Christentum mit dem Kolonialismus gleich“, sagt Kukah. In Lügen über das Christentum sieht er den Ursprung der Probleme. „Die Missionare kamen nicht, um zu erobern, sondern um den Menschen zu helfen, während die Kolonialherren kamen, um die Ressourcen unseres Landes auszubeuten“, betont er. Dies äußere sich nun in Misstrauen und führe zu Wut und Frustration
Politik in der Verantwortung
P. Okonkwo nimmt die Politik für die fortwährenden Angriffe in die Verantwortung. Sie handle nicht und stehe den Vorfällen gleichgültig gegenüber. Dies legitimiere die Taten vor dem Hintergrund zunehmender Unsicherheit im Land. „Wenn Führer nicht handeln, nutzen Menschen die Situation aus. Wenn sie Katholiken angreifen wollen, tun sie es; wenn sie Christen angreifen wollen, rechtfertigen sie es mit derselben Unsicherheit. Diese Unsicherheit ist zu einer Waffe in den Händen der Politiker geworden – und genau deshalb wollen sie sie nicht beenden. Sie haben die Tötungen in Nigeria politisch instrumentalisiert“, beklagt der Geistliche.
Machtwechsel gibt Hoffnung
Nach Ansicht von Bischof Matthew Hassan Kukah entspanne sich die politische Situation mit Blick auf den Regierungswechsel im Jahr 2023 zumindest. Die Lage habe sich spürbar verändert, betont er. „Unter dem neuen Präsidenten Bola Tinubu, einem Muslim, der mit einer Pastorin einer pfingstkirchlichen Gemeinde verheiratet ist, scheint viel Entschlossenheit zu bestehen, die Demokratie und die Menschenrechte aller Nigerianer zu verteidigen“, zeigt sich Kukah zuversichtlich, dass „Nigeria wieder zu einem friedlichen Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen zurückfinden“ könne.
Einstehen für den Glauben
Pater Peter Okonkwo rief alle gläubigen Christen dazu auf, ihren Glauben offen zu bekennen. Denn laut dem Priester liegt das Problem nicht im Fehlen von Religion, sondern im Mangel an Bereitschaft, nach Glaubenswerten zu leben. „Das Leben eines geweihten Menschen ist ein Leben des Zeugnisses – Zeugnis für Wahrheit, Gerechtigkeit und die Sendung Christi“, betont er. Arbeitslosigkeit und große existenzielle Nöte dürften kein Grund sein, „die Wahrheit für das Überleben zu opfern. Alles, was Essen auf den Tisch bringt, wird wichtiger als ein Leben in Integrität“, erklärte Pater Okonkwo.
(fides / ACI Africa – lyk)
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