Türkei: „Botschaft von Nizäa aktueller denn je“
„Die Botschaft von Nizäa ist aktueller denn je“, bekräftigte Erzbischof Martin Kmetec in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur sir mit Blick auf die erste Reiseetappe des Papstes, die Türkei. „Vor allem in diesen Territorien, wo wir uns klein und schwach fühlen, bekommt sie eine außergewöhnliche Kraft: der Gewalt zu widerstehen, sich Größen- und Machtwahn zu widersetzen und daran zu glauben, dass das letzte Wort zur Geschichte Gott gehört“, führte Kmetec aus.
Türkei, dann Libanon
Papst Leo besucht Ende November zunächst die Türkei und dann den Libanon; es ist seine erste Reise als Papst. Am 28. November ist er in Iznik und hält dort ein ökumenisches Gebet, das den 1.700 Jahrestag des Konzils von Nizäa markiert. Am Vortag (27. November) begegnet er in Ankara Präsident Erdoğan und spricht zu Verantwortungsträgern aus Politik und Gesellschaft.
Lage der christlichen Minderheit nicht leicht
Von den Begegnungen des Papstes mit der Welt der türkischen Politik erwartet sich Erzbischof Kmetec ein „positives Signal der Öffnung gegenüber dem Katholizismus und der Präsenz der katholischen Kirche im Land wie auch gegenüber den Christen allgemein“, wie er gegenüber Sir formuliert.
Aufgrund von religiösem Nationalismus in der Türkei hat sich die Lage der Christen laut Angaben des Hilfswerkes „Open Doors“ zuletzt verschlechtert, Diskriminierungen nähmen zu. Wer kein Muslim sei oder sich vom Islam abgewandt habe, werde nicht als loyaler Türke betrachtet, so „Open Doors“.
Ökumenischer Akzent
Dass Papst Leo in der Türkei mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., brüderlich zusammentrifft, sei „ein wichtiges Zeichen auch für alle anderen Christenführer“, ist der Erzbischof überzeugt. Die Begegnung lade dazu ein, „sich einer vor dem anderen niederzuknieen, um Vergebung zu bitten, Einheit zu suchen und die Präsenz Christi in der Welt anzuerkennen“, formulierte Kmetec. Von der angekündigten gemeinsamen Erklärung von Papst und Patriarch erwartet sich der türkische Kirchenvertreter Kontinuität zu Leos Vorgänger Franziskus, allerdings sei noch unklar, was von dem neuen Text zu erwarten sei. „Hoffen wir auf eine schöne Überraschung“, so Erzbischof Martin Kmetec.
Libanon-Etappe: Trost für Christen der Region
Papst Leo habe als „moralisches Gewissen der Gegenwart“ auch ein Gewicht in der Weltpolitik, betonte Erzbischof Kmetec weiter. Dass der US-amerikanische Papst in den Libanon reise (ab dem 30. November bis 2. Dezember), sei „ein Akt großer Nähe gegenüber allen leidenden Christen im Nahen Osten“. Das Land sei „tief verwundet“ und „zahlt einen äußerst hohen Preis“, so Kmetec, „vor allem die Christen dort“. Im Nahen Osten seien diese Gemeinschaften immer stärker gefährdet, betont er. Die Papstreise sei auch ein Appell an die Mächtigen der Region, „damit sie sich bewusstwerden, dass Gott – der Gott, an den Muslime, Christen und Juden glauben – Gerechtigkeit von uns und Respekt vor der Menschenwürde verlangt“.
(sir/open doors – pr)
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