Myanmar: Bischöfe rufen zur Versöhnung auf
Deborah Castellano Lubov und Mario Galgano - Vatikanstadt
In ihrem am 29. Oktober datierten Schreiben warnten die Oberhirten, dass die Notlage in der Nation historisch niedrige Tiefpunkte erreiche, bekräftigten jedoch, dass Frieden für künftige Generationen möglich und erreichbar sei.
„Überall in unserem geliebten Land, von Nord nach Süd, von Ost nach West, sehen sich unsere Menschen mit einer Krise konfrontiert, wie wir sie in der jüngeren Geschichte noch nie erlebt haben“, heißt es in der Mitteilung der Katholischen Bischofskonferenz von Myanmar (CBCM).
Die „Polykrise“ und das Trauma der Vertriebenen
Die Bischöfe stellten klar, dass es sich nicht um eine einzelne Tragödie handle, sondern um das, „was Experten als Polykrise bezeichnen – wo mehrere Notlagen zusammenkommen und jede die andere verschlimmert“. Dazu zählen bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen, Vertreibung, wirtschaftlicher Zusammenbruch und eine tiefe soziale Spaltung.
Die CBCM erinnert an die Zahlen der Vereinten Nationen, denen zufolge über drei Millionen Menschen seit der Eskalation des Konflikts aus ihrer Heimat vertrieben wurden. „Das sind nicht nur Zahlen. Das sind Mütter, Väter, Großmütter und Kinder“, betonten die Bischöfe. Viele suchten Zuflucht unter Bäumen, in Reisfeldern oder provisorischen Zelten, ohne Nahrung, Wasser, Bildung oder Sicherheit.
Besonders hart treffe es Frauen und Kinder, die „wie immer in Zeiten von Krieg und Katastrophen, die schwersten Lasten tragen“. Viele Kinder seien seit Jahren ohne Schulbildung, hungrig und hätten ihre Eltern verloren. Während Frauen das Trauma des Verlusts und die Angst vor Ausbeutung still ertrügen, seien sie paradoxerweise auch diejenigen, die „die Gemeinschaften zusammenhalten, im Dunkeln beten und Trost spenden“.
Appell für Dialog und aktive Versöhnung
Als „eine der größten Wunden“ im Land bezeichneten die Bischöfe das mangelnde Verständnis und Vertrauen unter den verschiedenen Akteuren, was den dringend benötigten humanitären Zugang und die Entwicklung blockiere. Dies führe dazu, dass Zivilisten, die unbeteiligt seien, „in der Mitte gefangen sind und die Konsequenzen tragen“.
Die Bischöfe bieten den christlichen Weg der Versöhnung an, der nicht bedeute, „zu vergessen oder so zu tun, als sei alles in Ordnung“, sondern aktiv zuhören, weinen und „eine gemeinsame Basis suchen, bei der niemand verlieren muss, damit andere gewinnen können“.
Frieden sei nicht passiv, sondern ein „aktives, mutiges Bekenntnis, das Leben über den Tod, Würde über Rache, Gemeinschaft über Isolation wählt“. Abschließend drückten die Bischöfe ihre unbeirrbare Hoffnung aus: „Möge unsere Nation, zerschlagen und lädiert, wieder auferstehen – nicht nur mit Gebäuden, sondern mit neuen Herzen.“
(vatican news)
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