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Bewaffnete drangen am Freitag in die katholische St. Marys School, eine Schule im Bundesstaat Niger ein, und entführten zahlreiche Menschen Bewaffnete drangen am Freitag in die katholische St. Marys School, eine Schule im Bundesstaat Niger ein, und entführten zahlreiche Menschen  (ANSA)

Nigeria: Neue massenhafte Entführungen im Bundesstaat Kwara

Nach den jüngsten Entführungen aus zwei Schulen und dem Überfall auf eine Pfingstkirche in Nigeria hat die Bischofskonferenz des Landes die Regierung aufgerufen, konkrete und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten. Der Bischof von Kontagora warnte: „Die Menschen sind müde. Es besteht die Gefahr, dass früher oder später Selbstjustiz geübt wird.“

Federico Piana - Vatikanstadt

In einer offiziellen Erklärung bringen die Bischöfe Nigerias an diesem Dienstag die Trauer der gesamten Ortskirche über die Eskalation von Gewalt, Entführungen und Ermordungen zum Ausdruck, die das ohnehin schon fragile und angespannte soziale und religiöse Klima weiter anheizten, wie die Kirchenvertreter beobachten. Die Lage drohe früher oder später zu explodieren. 

„Während Gruppen von Mördern weiterhin Terror unter wehrlosen Bürgern verbreiten, verurteilen wir diese Gräueltaten, die unbeschreibliches Leid verursacht haben, auf das Schärfste“

„Während Gruppen von Mördern weiterhin Terror unter wehrlosen Bürgern verbreiten, verurteilen wir diese Gräueltaten, die unbeschreibliches Leid verursacht haben, auf das Schärfste. Es gibt Anlass zu großer Besorgnis, dass mehrere überwiegend christliche Gemeinden, insbesondere in den nördlichen Regionen und im zentralen Gürtel des Landes, wiederholt brutalen Angriffen ausgesetzt waren, die schwere Verluste verursacht haben“, beklagt die Bischofskonferenz.

Zahlreiche Massenentführungen

Erst am späten Montagnachmittag (24. November) gab es neue Entführungen: Eine Gruppe von mindestens 20 bewaffneten Männern drang in die Gemeinde Isapa im Verwaltungsbezirk Ekiti im nigerianischen Bundesstaat Kwara ein und entführte eine schwangere Frau, zehn Kinder und zwei stillende Mütter, berichtet der vatikanische Pressedienst Fides. Die Täter, die mehrere Schüsse abfeuerten und dabei eine ältere Frau verletzten, flohen demnach anschließend. 

Die Bischöfe erinnern in ihrer Erklärung an weitere Massenentführungen - etwa vor wenigen Tagen in der katholischen St. Mary's School in Papiri im nördlichen Zentrum des Landes, wo zwölf Lehrer und 303 Schüler verschleppt wurden. 50 von ihnen konnten auf abenteuerliche Weise aus den Fängen ihrer Peiniger fliehen. Entführt worden waren jüngst auch 25 Schülerinnen einer Schule im Bundesstaat Kebbi; es gab einen Angriff auf eine christlich-pfingstliche Kirche in Eruku im Bundesstaat Kwaran und die Entführung eines katholischen Priesters der Erzdiözese Kaduna. Im Bundesstaat Kwara im Westen Nigerias waren zudem bereits am 18. November 38 Gläubige gefangen genommen, während das Gemeinschaftsgebet einer Kirche der „Christ Apostolic Church“ in Eruku live gestreamt wurde. Sie wurden dank einer Operation der Sicherheitskräfte später befreit. 

Regierung in der Pflicht

Die katholischen Bischöfe sind überzeugt, dass die Zunahme der Verbrechen ein Zeichen für eine tiefe institutionelle Krise ist und dass die Regierung alles tun muss, um die Sicherheit der Bürger zu erhöhen und die Verantwortlichen der schrecklichen Verbrechen, die den nationalen Zusammenhalt zu untergraben drohen, vor Gericht zu stellen. Sie machen auch auf „die anhaltenden Verstöße gegen die Rechte und Freiheiten christlicher Minderheiten in verschiedenen nördlichen Bundesstaaten“ aufmerksam. Die Verweigerung von Grundstücken für den Bau von Kirchen, insbesondere innerhalb föderaler Institutionen, und die Zerstörung christlicher Kultstätten, vor allem auf dem Höhepunkt des Aufstands von Boko Haram, seien ebenfalls Probleme, die dringende und entschlossene Lösungen der Regierung erforderten.

Hoffnung auf Frieden

Für die tieferen Gründe für diese Angriffe, die oft auch Christen zum Ziel haben, haben die Bischöfe nur eine Erklärung: „Ich denke, dass die Banditen nach leichten Zielen suchen. Im Bundesstaat Kebbi beispielsweise wurden fast ausschließlich Muslime entführt. Daher glaube ich, dass einige dieser Bewegungen aus echten Kriminellen bestehen, die nur darauf aus sind, Geld zu verdienen", meint Bischof Yohanna. Ihn beunruhigt die Möglichkeit, dass die Menschen beginnen könnten, Selbstjustiz zu üben. „Die Kirche“, erklärt er, „betet weiterhin dafür, dass dies nicht geschieht. In diesem Moment müssen wir zusammenarbeiten und dürfen uns nicht spalten. Frieden kann nur entstehen, wenn wir vereint sind.“

„Frieden kann nur entstehen, wenn wir vereint sind“

Die Bischofskonferenz ruft in in ihrer Erklärung alle auf, die Hoffnung nicht zu verlieren. Alle seien aufgerufen, „ein Vermittler der Heilung zu sein, Hass und Vergeltung abzulehnen, Worte zu sprechen, die das Verständnis fördern, und Gerechtigkeit, Dialog und gegenseitigen Respekt zu unterstützen“. Eine Verpflichtung, zu der auch die internationale Gemeinschaft aufgerufen wäre, die jedoch laut Bischof Yohanna in den letzten Jahren eher untätig geblieben ist: „Wären unsere Führer an ihre Pflichten erinnert worden, hätte dies sicherlich etwas Positives bewirkt. Wäre dies geschehen, befänden wir uns nicht in der dramatischen Situation, in der wir uns heute befinden.“  Es bestehe die Gefahr, dass sich diese Situation zu einem Krieg aller gegen alle entwickelt, wenn keine konkreten Maßnahmen ergriffen werden.

(vatican news/fides - sst) 

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25. November 2025, 16:28