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Der nigerianische Präsident Bola Tinubu bei einem Auftritt in Abuja Der nigerianische Präsident Bola Tinubu bei einem Auftritt in Abuja 

Nigeria: Gemischte Reaktionen auf Trump-Drohung

Die Rückkehr Nigerias auf die US-Liste der Länder, die wegen der Verfolgung von Christen „besonders besorgniserregend“ sind, löst bei Kirchenvertretern gemischte Reaktionen aus. Im Land ist eine hitzige Debatte entbrannt.

Präsident Donald Trump gab die Einstufung am 31. Oktober bekannt. Dabei forderte er, das Christentum zu schützen, das seiner Meinung nach „in Nigeria einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt ist“. Der US-Staatschef drohte außerdem damit, alle Hilfen für Nigeria einzustellen und militärische Maßnahmen zu ergreifen, sollte die Regierung die Morde nicht stoppen. Später wies er das Verteidigungsministerium an, sich auf mögliche „Maßnahmen“ vorzubereiten. „Tausende Christen werden getötet. Radikale Islamisten sind für dieses Massaker verantwortlich“, schrieb Trump auf Truth Social.

Einige nigerianische Christen begrüßen diesen Schritt, während andere negative Auswirkungen auf das interreligiöse Zusammenleben in dem Land befürchten, in dem Christen und Muslime fast gleich stark vertreten sind. Bischof Mathew Kukah aus Sokoto begrüßte die Entwicklung vorsichtig, warnte jedoch vor emotionalen Reaktionen auf Trumps Erklärung. „Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Mal sehen, welche Lehren wir aus dieser Entwicklung für unser nationales Wachstum ziehen können“, wurde Bischof Kukah in der Zeitung „Sunday Punch“ zitiert. Sokoto ist eine der nordöstlichen Regionen Nigerias, die am stärksten von der Gewalt betroffen ist.

„Abwarten, wie sich die Lage entwickelt“

Der Bischof fuhr fort, er glaube, dass die Neueinstufung die Arbeit am interreligiösen Dialog innerhalb von Nigeria erschweren werde. Er warnte, die Neueinstufung könne „die Spannungen verstärken, Zweifel säen, Raum für Misstrauen und Angst schaffen und es Kriminellen und Gewalttätern einfach ermöglichen, die Situation auszunutzen“.

Der nigerianische Geistliche Augustine Anwuchie setzte die Akzente gegenüber der Nachrichtenagentur ucanews anders. Er befürchte, dass das Land den Krieg gegen den Terror niemals gewinnen werde, solange die derzeitige Regierung an der Macht sei. Der Priester, der derzeit als Missionar in Niger tätig ist, wirft der aktuellen nigerianischen Regierung vor, Terror als Mittel zur politischen Kontrolle und zum Überleben einzusetzen und von Angst und Chaos zu profitieren.

„Die Nation brennt, während die Führer in den Flammen tanzen“

„Wenn die Vereinigten Staaten und andere internationale Akteure nicht beginnen würden, Nigeria zur Rechenschaft zu ziehen, würden (Präsident Bola Tinubu und seine Mitstreiter weiterhin Nigerianer dem Terrorismus opfern, während sie ihre nächste Amtszeit planen“, so Anwuchie. „Die Nation brennt, während die Führer in den Flammen tanzen.“

Mehrere militante islamistische Gruppen sind im Norden Nigerias präsent. Die wichtigsten Gruppen sind Boko Haram und der „Islamische Staat in Westafrika“. In letzter Zeit sind zusätzlich kleinere Terroristengruppen entstanden, die um ihre Territorien kämpfen. Mitglieder der Fulani-Hirten, einer vorherrschenden muslimischen ethnischen Gruppe, haben ebenfalls großen Schaden in der Region Middle Belt in Nigeria angerichtet.

Täglich werden durchschnittlich 32 Christen getötet

Der jüngste Bericht von Intersociety, einer katholisch geprägten Nichtregierungsorganisation, gibt an, dass in Nigeria täglich durchschnittlich 32 Christen getötet werden. Der im August veröffentlichte Bericht listet auf, dass in den ersten 220 Tagen des Jahres 2025 bis zu 7.000 Christen in ganz Nigeria ums Leben gekommen sind. Insgesamt sind laut dem Bericht seit 2009, als Boko Haram seine mörderische Kampagne zur Errichtung eines Kalifats in der Sahelzone begann, mindestens 185.000 Menschen getötet worden, darunter 125.000 Christen und 60.000 moderate Muslime.

Nach Schätzung der NGO Open Doors ist die Wahrscheinlichkeit, getötet zu werden, für Christen in Nigeria 6,5-mal höher als für Muslime, und die Wahrscheinlichkeit, entführt zu werden, 5,1-mal höher. „Das macht das Leiden eines Muslims nicht weniger tragisch, es macht es nur weniger wahrscheinlich“, so Open Doors.

In Hinsicht auf die Religionszugehörigkeit zerfällt Nigeria grob in zwei Hälften: Muslime, die hauptsächlich im Norden leben und 50 bis 55 Prozent der Bevölkerung ausmachen, sowie Christen, die im Süden leben und 35 bis 50 Prozent der über 230 Millionen Einwohner stellen.

(ucanews – sk)

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05. November 2025, 12:40