UNICEF warnt vor dem Kollaps der HIV-Hilfe für Kinder
Mario Galgano - Vatikanstadt
In ihrem neuen Bericht „Their Future is on the Line: Cost of inaction on HIV for children“ warnen die Organisationen eindringlich vor den verheerenden Folgen, die drohen, wenn die Finanzierung der HIV-Programme weiter reduziert wird.
Die aktuellen Schätzungen aus dem Jahr 2024 zeichnen bereits ein düsteres Bild: 120.000 Kinder unter 14 Jahren infizierten sich neu mit HIV, und 75.000 Kinder starben an AIDS-bedingten Ursachen – das entspricht etwa 200 Todesfällen pro Tag. Besonders betroffen sind junge Frauen: Unter den 150.000 Neuinfektionen bei Jugendlichen (15–19 Jahre) waren 66 Prozent Mädchen. In Subsahara-Afrika, das mit 88 Prozent die Hauptlast der mit HIV lebenden Kinder trägt, betreffen sogar 85 Prozent der Neuansteckungen in dieser Altersgruppe Mädchen. Ein eklatantes Versorgungsgefälle zeigt sich bei der Therapie: Nur 55 Prozent der HIV-positiven Kinder erhielten 2024 eine antiretrovirale Behandlung, im Vergleich zu 78 Prozent der Erwachsenen. Das bedeutet, dass rund 620.000 Kinder ohne lebenswichtige Medikamente bleiben.
Rolle der frühzeitigen Diagnose
UNICEF warnt davor, dass Kinder und Jugendliche, die mit HIV leben, aufgrund schrumpfender Finanzmittel weiterhin von frühzeitiger Diagnose, lebenserhaltender Behandlung und Gesundheitsversorgung ausgeschlossen bleiben. Die Reduzierung der Mittel droht, jahrzehntelange Fortschritte zunichtezumachen. Der Bericht rechnet vor, dass selbst bei Beibehaltung des aktuellen langsamen Fortschritts bis zum Jahr 2040 noch 1,9 Millionen neue Infektionen und 990.000 AIDS-bedingte Todesfälle unter Kindern verzeichnet werden. Sollte sich die Programmkohärenz aufgrund von Finanzierungskürzungen halbieren, könnte sich die Katastrophe dramatisch verschärfen: Bis 2040 drohen zusätzlich 1,1 Millionen Neuansteckungen und 820.000 weitere Todesfälle. Die Gesamtzahl der Ansteckungen bei Kindern würde in diesem Szenario auf drei Millionen und die der AIDS-bedingten Todesfälle auf 1,8 Millionen steigen.
Lücken im Gesundheitssystem
Anurita Bains, stellvertretende Direktorin von UNICEF für HIV und AIDS, machte deutlich, dass die Lücken im Gesundheitssystem bereits vor den drastischen Kürzungen der globalen Mittel bestanden. „Obwohl die Länder schnell gehandelt haben, um die Auswirkungen der Finanzierungskürzungen abzumildern, ist der Kampf gegen AIDS bei Kindern ohne gezielte Maßnahmen in ernster Gefahr“, so Bains. Sie betonte, die Wahl sei klar: „Heute investieren oder riskieren, jahrzehntelange Fortschritte zunichtezumachen und Millionen junger Leben zu verlieren.“
Dabei zeigen die letzten globalen Daten, dass Fortschritte möglich sind. Zwischen 2000 und 2024 konnten HIV-Programme etwa 4,4 Millionen Infektionen und 2,1 Millionen AIDS-bedingte Todesfälle bei Kindern verhindern. 21 Länder und Gebiete wurden bereits für die Eliminierung der vertikalen Übertragung von HIV oder Syphilis zertifiziert; die Malediven waren das erste Land, das auch die Hepatitis B einschloss. Botswana und Namibia konnten trotz hoher HIV-Belastung wichtige Fortschritte erzielen. Angesichts dieser Erfolge fordert UNICEF die Regierungen und Partner auf, die HIV-Dienste für Mütter, Kinder und Jugendliche zu schützen und zu priorisieren, indem sie die Prävention der Mutter-Kind-Übertragung und die pädiatrische Behandlung ausbauen und die HIV-Versorgung in umfassendere Gesundheitssysteme integrieren. Entscheidend sei dabei eine erhöhte und vorhersehbare Unterstützung durch Geber mittels nachhaltiger und innovativer Finanzierung.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.