Erzbischof in Mozambik: Bevölkerung im Norden hat alles verloren
Olivier Bonnel und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Anlass der Reise von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in der Vorwoche war das 30-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen mit Mosambik. Parolin besuchte unter anderem die Stadt Pemba im Norden des Landes und ein Lager für Binnenflüchtlinge, um seine Solidarität mit den Binnenvertriebenen des Landes zu bekunden. Ignacio Saure, Erzbischof von Nampula, der drittgrößten Stadt des Landes und Vorsitzender der mosambikanischen Bischofskonferenz, begleitete Parolin. Er berichtet uns über den Krieg, der seit 2017 den Norden des Landes zerfrisst:
„Zwei, drei Jahre später meldeten sich viele Kriegsflüchtlingen aus dieser Provinz bei uns. Seitdem bin ich mit ihnen in Kontakt. Der Besuch von Kardinal Parolin gab mir nun erneut die Gelegenheit, die Realität des Leidens dieser Menschen, der Kriegsflüchtlinge, zu erleben. Es war auch wichtig für mich, die Lager der Kriegsflüchtlinge zu besuchen."
Mosambik ist ein großes Land im südlichen Afrika. Der Norden ist seit 2017 durch eine dschihadistische Guerilla stark destabilisiert. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen sind allein in den letzten Monaten rund 300.000 Menschen vor der Gewalt im Norden des Landes geflohen. In der reichen Provinz Cabo Delgado mussten Tausende von Zivilisten vor den Kämpfen fliehen und leben nun in größter Armut. Dazu Erzbischof Saure:
„Die Lage der Vertriebenen ist sehr, sehr schwierig, denn diese Menschen haben beim Verlassen ihres Dorfes alles verloren. Sie sind geflohen, um sicherere Orte zu suchen, ohne irgendetwas mitnehmen zu können. In den Dörfern, die wir unweit von Pemba besucht haben, trafen wir viele Menschen, die sagten, dass sie absolut nichts haben: Nichts zu essen, kein Wasser, keine Gesundheitsversorgung, ihnen fehlt es an allem."
Parolins Besuch fast wie Papstbesuch
Für Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin war die Reise Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf die Bevölkerung dieses Landes zu richten, das Papst Franziskus 2019 besucht hat. Vor Ort war nun, sechs Jahre später, auch die Freude über die Visite von Parolin groß. Der Besuch des Vatikanvertreters wurde als Zeichen der Aufmerksamkeit von Papst Leo für Mosambik wahrgenommen.
Behörden und Kirche versuchen zu helfen
Erzbischof Saure erklärt uns, dass die mosambikanischen Behörden versuchten, etwas zu unternehmen, um den Menschen zu helfen, aber nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten hätten:
„Ich würde nicht sagen, dass die Behörden nichts tun, sie tun immerhin etwas, aber es reicht wirklich nicht aus, um die sehr ernsten Probleme zu lösen". Die katholische Kirche, insbesondere die Diözesen im Norden, die Diözese Pemba und die Erzdiözese Nampula, seien alle mobilisiert, um den Kriegsvertriebenen zu helfen, insbesondere durch die Caritas - aber auch die könne nur eingeschränkt wirken:
„Leider verfügen unsere Diözesan-Caritasverbände nur über geringe Mittel. Die Caritasverbände sind auf Hilfe von außen angewiesen. Es müssen Projektanträge gestellt werden, deren Finanzierung manchmal Zeit braucht. Dennoch steht die Kirche diesen Vertriebenen sehr nahe. Es gibt christliche Familien, die mehrere Menschen in ihrem Haus aufgenommen haben. Zum Beispiel eine fünfköpfige Familie in einem kleinen Haus, die zehn oder mehr Flüchtlinge aufgenommen hat", berichtet uns der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Mosambik.
Probleme an der Wurzel angehen
Wie die Gewalt im Norden beendet werden kann? Erzbischof Saure ist sich sicher, dass die Antwort nicht nur militärischer Natur sein kann und dass es Dialog braucht:
„Ich denke, dass man unbedingt nach den wahren Ursachen dieses Krieges suchen muss und beginnen muss, die Probleme an der Wurzel zu lösen. Das Wichtigste ist jetzt, den mosambikanischen Behörden, Mosambik, dabei zu helfen, eine endgültige Lösung für diesen Krieg zu finden. Hinzu kommen die großen Ressourcen im Norden des Landes, insbesondere Gas, Öl und Gold. All dieser Reichtum ist für die Region und für Mosambik zu einer Art Fluch geworden. Die Lösung liegt also in der Entwicklung, aber solange der Krieg andauert, wird dies unmöglich sein."
(vatican news - sst)
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