Don Carlo Giorgi mit einigen der Migranten, die in der Pfarrei St. Joseph Amonot in Beirut aufgenommen wurden. Don Carlo Giorgi mit einigen der Migranten, die in der Pfarrei St. Joseph Amonot in Beirut aufgenommen wurden. 

Beirut: Italienischer Priester kämpft gegen Ausbeutung von Migranten

Mitten in Beirut, in der Pfarrei St. Joseph Amonot, hat sich eine Anlaufstelle für englischsprachige Migranten und Geflüchtete aus der ganzen Welt etabliert. Geleitet wird sie von dem italienischen Priester Don Carlo Giorgi, einem „jungen, alten Priester“ mit einer ungewöhnlichen Vorgeschichte: Der 57-Jährige war vor seinem neunmonatigen Priesteramt und den neun Jahren im Libanon 20 Jahre lang als Journalist in Mailand tätig.

Salvatore Cernuzio - Korrespondent im Libanon

Don Giorgi, der dem Neokatechumenalen Weg angehört, dient in der Pfarrei, die zur Heimat für Menschen geworden ist, die vor Armut und Gewalt flohen oder auf der Suche nach Arbeit sind. „Unsere ist eine universale Messe für die ganze Welt. Jeden Sonntagmorgen um 11 Uhr in St. Joseph ist wirklich die ganze Welt versammelt“, beschreibt Don Giorgi das bunte Gemeindeleben.

Zum Nachhören - was der Priester sagt

Das Kafala-System als große Not

Die Migranten, die oft nicht die komplizierten Visa-Anforderungen europäischer Länder erfüllen können, sehen im Libanon eine Zwischenlösung. Doch die Not ist groß, besonders aufgrund des sogenannten Kafala-Systems.

Dieses rechtliche System bindet Arbeitskräfte sehr streng an ihre Arbeitgeber, was oft zu schweren Missbräuchen führt. „Der Arbeitgeber hat das Recht, dieser Person den Pass zu entziehen, sie im Haus festzuhalten oder sie herauszulassen“, erläutert Don Giorgi. Viele Migranten verlieren bei Jobverlust ihre Dokumente, was sie schutzlos macht. Der Priester berichtet von der Mutter zweier Mädchen aus seiner Pfarrei: „Nur weil sie die Dokumente nicht hatte, wurde sie verhaftet und ist seit drei Monaten im Gefängnis. Sie hat nichts getan! Und die Kinder sind jetzt ohne Mutter.“

„Welcome home!“: Die Kirche als Zufluchtsort

Die zentrale Aufgabe der Pfarrei ist daher, den Menschen „ein Zuhause“ zu geben. Das Motto, mit dem der Pfarrer die Messe eröffnet, lautet konsequent: „Welcome home! Willkommen zu Hause!“ Die spirituelle und materielle Hilfe ist umfassend: Es gibt Bibelkurse, Sakramentenpastoral, und jede Woche bereitet eine andere Gemeinschaft ein ethnisches Mittagessen für rund 200 Personen aus den Philippinen, Sri Lanka, Nigeria und dem Sudan zu.

Das Engagement der Pfarrei zeigte sich besonders während des Krieges, als die Kirche ihre Türen für alle Flüchtlinge aus dem Süden öffnete, die alles durch die israelischen Bombardierungen verloren hatten. Darunter waren auch Hunderte Muslime. „Wir hatten die Möglichkeit, etwa hundert Muslime aufzunehmen, und die Pfarrei wurde für mehrere Monate zu einem Schutzraum“, berichtet Don Giorgi. Die Muslime seien erstaunt gewesen: „Mir haben mindestens drei Personen gesagt, dass sie noch nie eine solche Liebe gesehen hatten.“

Für Don Giorgi liegt der Sinn dieser Arbeit nicht in der Konversion: „Es geht nicht darum, jemanden zu bekehren, sondern zu zeigen, dass das Evangelium wahr ist, dass das Evangelium ein lebendiges Wort ist, das das Leben verändert und allem Geschmack verleiht.“

Die Hoffnung auf Papst Leo XIV.

Mit Blick auf den Besuch von Papst Leo XIV. im Libanon betonte Don Giorgi, die Worte des Papstes hätten ins Schwarze getroffen: „Die Kirche als Haus für alle.“ Die libanesische Bevölkerung, die seit Jahrzehnten unter Konflikten leidet, setze große Hoffnungen in den Besuch: „Die Leute hoffen zutiefst, dass dieser Papst dem Krieg ‚ein Ende‘ setzt, dass er ein Wort spricht, das die Herzen bekehren kann.“ Er appelliert an alle, dem Wort des Papstes zuzuhören, damit tatsächlich etwas geschehen und der Krieg beendet werden könne.

(vatican news - mg)

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03. Dezember 2025, 11:00