Radio-Akademie: Jesus ist Gott der Sohn (3)

Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

Unser Gesprächspartner ist der profilierte deutsche Theologe Karl-Heinz Menke, ein Träger des Ratzinger-Preises. Auf die Frage, was das Allerwichtigste am Christsein ist, zögert er in unserem Interview nicht lang. „Das Wichtigste ist, dass wir als gläubige Christen sagen: Der Mensch ist Ebenbild nicht nur Gottes, sondern Ebenbild Jesu Christi. Er ist Bruder, Schwester Jesu Christi. Und wie das Menschsein Jesu eben nicht die Verbergung, sondern die Offenbarkeit des ‚Logos‘ Gottes, also der Mitteilung Gottes war, so ist jeder Mensch auch Mitteilung Gottes, wenn er Christus ähnlich ist.“

Christusähnlichkeit – das hat aus der Sicht des katholischen Dogmatikers immer ewas mit Liebe zu tun. „Das Wort ist zwar inflationär missbraucht und abgenutzt, aber wenn man auf Christus blickt, ist schon klar, welche Liebe gemeint ist: was den Menschen groß macht.“

Da gehe es nicht um Weltflucht oder um eine Kraftanstrengung der Nachfolge Christi. „Christus ist das Kriterium unseres wahren Menschseins. Nicht weil wir ihn nachmachen könnten; man kann überhaupt keinen Heiligen nachmachen, Christus erst recht nicht. Sondern: Wenn ich Christus empfange in der Eucharistie, dann kann ich mit den Gaben, aber auch mit den Grenzen, die mit meiner Biografie verbunden sind, Jesus Christus einzigartig zur Darstellung bringen. Jeder einzelne Mensch.“

Das war, wie Menke anmerkt, übrigens auch die Grundidee des berühmten Fensters von Gerhard Richter im Kölner Dom: „Richter selbst hat ja dieses Fenster Allerheiligenfenster genannt: Also, jeder einzelne Mensch ist, wenn er Christus ‚anzieht‘, nicht einer, der irgendwas nachmacht, sondern er ist ein Solitär, der in Verbindung mit allen anderen Einzelnen eben eine Symphonie des Lichts darstellt. Das ist eine wunderschöne Darstellung von Allerheiligen – was Kirche eigentlich sein soll...“

Christus und die Ehebrecherin: Miniatur aus einer mittelalterlichen Handschrift

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(vatican news)