Organist Paul Fey: „Wir sollten Musik für die Leute machen“
Luca Karsai - Vatikanstadt
„Hi, my name is Paul Fey, and I’m an organist.“ – mit diesem Satz eröffnet er seine Videos. Und damit ist fast alles gesagt. Sein Name ist Paul Fey, und er ist Organist. In seinen Videos, die ein weltweites Publikum erreichen, möchte er das Instrument Orgel wieder in den Mittelpunkt stellen, Interesse wecken und ihr verstaubtes Image aufpolieren. Die Aufmerksamkeit beim heutigen Publikum sei schnell weg. Und daher probiere er, das Image der Orgel „ein bisschen zu revitalisieren und wiederzubeleben“. Für ihn steht fest, das funktioniere nur mit einer „lustigen, unvoreingenommenen Art. Wir gehen an die Orgel und gucken, was geht.“ Für ihn ist es das, was den Kanal ausmacht: „Komm, lass uns probieren. Und wenn es schiefgeht, dann geht es halt schief.“
Wenn er in seinen Videos an der Orgel sitzt, wirkt es so, als wäre ihm das Spiel in die Wiege gelegt worden. Doch weder sei er außergewöhnlich talentiert, noch dürfe man vergessen, dass auch sein medialer Erfolg viel Arbeit gewesen sei. „Ich würde nicht von mir behaupten, dass ich großartig begabt bin. Es ist ganz viel Üben und allein in der Kirche sitzen“, betont Fey.
Ein Video für Opa
Er beginnt in der ersten Klasse, Gitarre zu spielen, später Klavier und dann Orgel. Es war ein langer Weg, aber auch ein sehr schöner, wie er betont – auf dem sein Großvater eine wichtige Rolle spielt. Er ist es, der den jungen Paul anfangs zum Orgelunterricht fährt und jeden Fortschritt mit Freude verfolgt. „Mit Corona ging das nicht mehr. Das Problem war, dass wir uns gar nicht mehr sehen konnten.“ Er grübelt, wie er seinem Großvater dennoch seinen Fortschritt näherbringen kann, denn der habe es sehr gemocht, ihm zuzuhören, wie Fey erzählt.
„Dann kam die Idee: Ich habe eine Kamera hier, dann nehme ich doch einfach ein Video für ihn auf.“ Fey lädt die Videos auf YouTube hoch – veröffentlicht sie aber nicht; nur sein Opa kann sie sich anschauen. Später stellt er sich die Frage: „Warum veröffentliche ich das nicht einfach?“ Anfangs hatte er Angst, dass seine Videos auf Kritik stoßen könnten. „Das ist ja immer dieses deutsche Denken: ‚Was ist, wenn da jemand was sagt oder wenn ich nicht gut genug bin?‘ Aber das muss man einfach vergessen.“ Er merkt: „Da interessieren sich ja andere Leute für.“
Zuschauer aus der ganzen Welt
Und es interessiert immer mehr Menschen – über 80.000 folgen ihm allein auf YouTube. Dabei hätte er selbst nie gedacht, einmal so im Rampenlicht zu stehen. Denn eigentlich sei er ein sehr schüchterner Junge gewesen. „Ich habe mich nicht mal getraut, einkaufen zu gehen. Ich musste aus meiner Komfortzone rauskommen“, erzählt er. Heute ist das kein Problem mehr. Regelmäßig lädt der 27-Jährige Videos hoch, stellt verschiedene Orgeln vor, hebt deren Besonderheiten hervor, spielt eigene Stücke oder teilt bedeutende Momente mit seiner Community.
Am 15. Juni 2025 wird ihm eine besondere Ehre zuteil: Während einer Messe mit Papst Leo XIV. durfte er ein selbstgeschriebenes Stück an der Orgel des Petersdoms spielen. „Das ist natürlich unglaublich. Ich kann es immer noch nicht so ganz fassen, dass es überhaupt geklappt hat.“ Zu diesem Zeitpunkt sei er das erste Mal in Rom gewesen. „Wenn man Rom kennt, weiß man, dass es eine richtig tolle Stadt ist und an jeder Ecke Geschichte ist.“ Er erinnert sich gerne an diese „unglaubliche Erfahrung“ zurück: „Ich glaube, das ist so eine ‚once in a lifetime opportunity‘. Aber ich bin sehr froh, dass das alles geklappt hat und dass wir das auch teilen konnten – mit den Menschen auf YouTube.“
Ausgezeichnet vom Vatikan
Für seine Leistungen wurde er vor einigen Wochen mit dem „VEXILLVM – GIUSEPPE SCIACCA“-Preis in der Kategorie Musik ausgezeichnet. Dieser wird jedes Jahr gemeinsam mit dem Heiligen Stuhl an junge Menschen verliehen, die sich „in unterschiedlicher Weise in verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft hervorgetan haben“. Trotz des Erfolgs und der Vielzahl an Orgeln, die er sieht – jede ist etwas ganz Besonderes. Und obwohl es in seinen Videos so selbstverständlich wirkt, wenn er regelmäßig neue Orgeln vorstellt, darf auch er nicht an jeder Orgel spielen oder seine Videos dort aufnehmen. Er habe zwar den Luxus seiner Reichweite, aber es brauche mehr Offenheit, um dieses besondere Instrument für mehr Interessierte zugänglich zu machen, denn Potenzial gäbe es genug: „Wenn sich daraus entwickelt, dass jemand dann Orgelunterricht nehmen will, dann haben wir doch schon wieder was gut gemacht, oder?“
Musik für die Menschen
Um dieses Interesse zu wecken, brauche es keine große Orgelliteratur. Zwar spiele auch er gerne mal komplizierte Stücke, aber nicht in seinen Konzerten, erklärt er. Für Fey ist klar: „Die Kirche ist letztendlich für alle da, und der Job des Organisten ist, den Leuten zu helfen, im Gebet Gott näherzukommen. Und wenn ich das mit hochwertiger Literatur machen kann, sehr gern. Wenn ich das mit einfacher Literatur machen kann, umso ‚gerner‘.“ Er begreift den Sinn seiner Berufung darin, „den Leuten eine Freude zu machen. Und deswegen bin ich der Meinung, dass wir Musik für die Leute machen sollten.“ Ein Credo, das für ihn ganz vorne steht.
Auf seiner aktuellen Konzertreise in den Vereinigten Staaten eröffnet sich auch für Paul Fey eine ganz neue Orgelwelt. So wird er unter anderem auf der größten Orgel der Welt in Atlantic City spielen – und seine Zuschauer nimmt er dabei natürlich mit. Denn für Paul steht immer eines an erster Stelle: „Das große Ziel ist einfach, die Orgel wieder ins Bewusstsein der Leute zu holen. Und wie das geht, werden wir sehen – auf dem Weg.“
(vatican news)
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