„Kultur ist der neue Schnee“: Schweizer Sakralbauten als Tourismus-Magneten
Mario Galgano - Vatikanstadt
Christian Cebulj, ist Professor für Religionspädagogik und Katechetik an der Theologischen Hochschule Chur und leitet das Projekt. Er betonte im Interview mit uns die Notwendigkeit der Initiative: „Gäste in der Schweiz, die Sakralbauten im Internet suchen, werden viel schneller zu Schlösser und Museen geleitet, selbst wenn sie gezielte Eingaben machen. Also wer Kathedralen und Klöster sucht, wird nicht ganz so schnell fündig.“
Ökumenische Basis und kulturelle Renaissance
Das Projekt wird vom Verein Kirchen + Tourismus Schweiz getragen und von Partnern wie Tourismusorganisationen (u.a. Zürich Tourismus, St. Gallen-Bodensee Tourismus) sowie kirchlichen Institutionen (Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Katholische Kirche im Kanton Zürich) unterstützt.
Dabei spiele die Konfession keine Rolle, unterstrich Cebulj: „Da ist in jedem Fall Ökumene die Basis.“ Die Plattform wird die gesamte Geschichte der Reformation und des Katholizismus in der Schweiz abbilden, von Hotspots wie dem Grossmünster Zürich bis zum UNESCO-Kulturerbe Stiftsbezirk St. Gallen. Man sei zwar derzeit auf Kirchenbauten fokussiert, stehe aber „mit offener Neugier“ auch Sakralbauten anderer Religionen gegenüber.
Bildung, Pilgern und die „neue Wertschöpfung“
Als primäre Zielgruppe sieht Cebulj Kulturtouristen mit Bildungsinteresse, die die wichtigen Sakralbauten des Landes sehen wollen. Darüber hinaus spielt das Pilgern eine große Rolle: „Da sehe ich jetzt auch einen gewissen Boom.“ Die Plattform soll neben den Räumen auch die spirituellen Wege wie den Jakobsweg oder die Via Francigena abbilden.
Der Projektleiter zitierte den Geiger Yehudi Menuhin, um die wachsende Bedeutung des Themas hervorzuheben:
„Er sagte […]: Wenn einmal der Schnee weniger wird, dann gilt eine Überzeugung von mir, nämlich: Kultur ist der neue Schnee.“
Dieses Bestreben, kulturelle Aspekte im Tourismus zu stärken, werde durch den Klimawandel nur noch beschleunigt.
Das Biografische als Chance für die Religion
Das auf zwei Jahre angelegte Projekt wird vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und den unterstützenden Kirchen mit einem Gesamtvolumen von rund 500.000 Franken finanziert.
Aus religionspädagogischer Sicht sieht Cebulj in der Erforschung der Sakralräume auch eine Chance für die Religion selbst. Bei Kirchenrundgängen komme es fast immer zu einem Moment, in dem Gäste biografische Bezüge herstellten: „Ich erinnere mich an meine Taufe da. Oder wir haben dort geheiratet.“
„Das Projekt soll vielleicht eine neue Chance bieten, wieder Religion in materieller Gestalt, nämlich in unseren wunderbaren Sakralbauten, neu kennenzulernen. Und vielleicht ist das nicht nur eine Chance für die Bauten, sondern auch für die Religion.“
Als faszinierende Neuentdeckung der Forschung nannte Cebulj das Kloster St. Johann im Müstair (Engadin), ein UNESCO-Welterbe, dessen Besucherbefragungen die Verbindung von Religion, Identität und Biografie unterstrichen.
(vatican news)
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