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Die Zwillingsgeschwister Kessler Die Zwillingsgeschwister Kessler 

D: Caritas fürchtet wegen Kessler-Zwillingen Anstieg bei Suizid

Der Deutsche Caritasverband befürchtet nach der breiten Medienberichterstattung über den Freitod der Showstars Alice und Ellen Kessler einen Anstieg von Suiziden. Caritaspräsidentin Eva Welskop-Deffaa kritisierte am Mittwoch in Berlin, die mediale Darstellung der Selbsttötung der Zwillinge sei vielfach „sehr positiv und romantisierend“ erfolgt.

„Jedes Mal, wenn bekannte Personen sich das Leben nehmen und darüber breit in der Presse berichtet wird, gibt es einen messbaren Anstieg von Suiziden“, sagte Welskop-Deffaa.

Sie kritisierte, dass in der Berichterstattung vor allem der Wunsch betont wurde, „vereint“ zu sterben, um nicht „ins Heim“ zu müssen, und die Selbsttötung als „souveräne Entscheidung starker Frauen“ beschrieben wurde. Dagegen werde kaum hinterfragt, „inwieweit er als Ausdruck von Ausweglosigkeit und Verzweiflung zu werten ist, gegen die das soziale Umfeld hätte etwas tun können.“

Wachsender Druck auf alte Frauen

Die Caritaspräsidentin beobachtet einen wachsenden gesellschaftlichen Druck, insbesondere auf ältere Frauen. Viele fühlten sich fälschlicherweise in der Verantwortung, niemandem zur Last fallen zu wollen. Angebote von begleiteten Selbsttötungen würden in diesem Kontext als „notwendige Handlungsoption“ wahrgenommen.

Welskop-Deffaa rief die Medien zu einer zurückhaltenden und verantwortungsvollen Berichterstattung über Suizide auf. Sie forderte zudem mehr Suizidprävention, ein Werbeverbot für Organisationen, die Sterbehilfe anbieten, sowie eine gesetzliche Regelung der Suizidbegleitung.

Fehlende gesetzliche Regulierung nach Grundsatzurteil

Die Debatte um die Suizidbegleitung ist in Deutschland seit dem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts vor fünf Jahren juristisch ungeklärt. Damals hatten die Karlsruher Richter das zeitweise geltende Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zum Suizid für ungültig erklärt. Sie formulierten ein Recht auf Selbsttötung und ärztliche Begleitung beim Suizid, sofern dieser freiverantwortlich geschieht.

Seitdem existiert keine gesetzliche Regelung zu dieser Frage. Das Verfassungsgericht überließ es dem Gesetzgeber, ein neues Gesetz zu erlassen oder darauf zu verzichten. Zwei Gesetzesinitiativen scheiterten im Bundestag ohne Mehrheit. Aktuelle neue Gesetzesvorhaben sind derzeit nicht bekannt.

In einer seelischen Krise? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe

Wenn Sie depressiv sind oder an Suizid denken: Holen Sie sich bitte Unterstützung. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr kostenlos erreichbar: 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222. Die Beraterinnen und Berater helfen Ihnen, Auswege aus schwierigen Situationen aufzuzeigen. Im Notfall wenden Sie sich bitte an die Feuerwehr (112) oder den Polizei-Notruf (110).

(caritas/kna - mg)

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19. November 2025, 11:10