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Protest gegen Antisemitismus, nachdem in Berlin 2019 zwei Menschen bei einem Anschlag auf die Synagoge in Halle erschossen worden waren Protest gegen Antisemitismus, nachdem in Berlin 2019 zwei Menschen bei einem Anschlag auf die Synagoge in Halle erschossen worden waren 

Österreich: 726 antisemitische Vorfälle registriert

Die Lage für jüdisches Leben in Österreich bleibt angespannt. Die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) hat im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 726 antisemitische Vorfälle registriert. Obwohl die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (808 Fälle) leicht sank, liegt sie weiterhin dramatisch über dem Niveau vor dem Hamas-Terrorangriff vom Oktober 2023, als 311 Vorfälle gezählt wurden.

IKG-Präsident Oskar Deutsch bezeichnete die Situation als eine „bedrohliche Lage jüdischen Lebens in Österreich“. Er zog eine drastische Metapher heran: „Der antisemitische Tsunami wurde zu einer andauernden Überflutung“, so Deutsch. Trotzdem halte man weiterhin am jüdischen Leben als selbstverständlichem Bestandteil Österreichs fest. Die IKG-Statistik dokumentiert ein breites Spektrum an Übergriffen, wobei fünf physische Angriffe und acht Bedrohungen erfasst wurden. Die häufigsten Kategorien waren: Verletzendes Verhalten: 432 Fälle, Massenzuschriften: 203 Fälle, Sachbeschädigungen: 78 Fälle.

In 77 Fällen enthielten die Vorfälle einen Aufruf zu oder eine Verherrlichung von Terror. Die häufigste Erscheinungsform war mit 80 Prozent der israelbezogene Antisemitismus, gefolgt von antisemitischem Othering (53,7 Prozent) und der Relativierung bzw. Leugnung der Schoa (44,3 Prozent).

Die ideologische Zuordnung der Täter ist breit gefächert:

Ideologischer Hintergrund       

Anzahl der Vorfälle

Politisch links

202

Muslimischer Hintergrund

195

Politisch rechts

147

Unklarer Hintergrund

182

Hohe Dunkelziffer befürchtet

Johannan Edelman, Leiter der Meldestelle, betonte, dass nur verifizierte, eindeutig antisemitische Meldungen in die Statistik aufgenommen werden. Gleichzeitig sei die Meldebereitschaft Betroffener jedoch rückläufig. Viele Betroffene zögen sich aus Angst zurück oder wünschten weder Betreuung noch statistische Erfassung. Dies lasse eine hohe Dunkelziffer vermuten. Der IKG-Bericht hält fest, dass Diskriminierungen, Drohungen oder Angriffe immer häufiger hingenommen würden.

IKG-Generalsekretär Benjamin Nägele sprach von einer „Dauerbelastung“ für die Gemeindemitglieder, deren Alltag „von einem latenten Unsicherheitsgefühl begleitet“ sei. Er forderte Politik, Justiz und Zivilgesellschaft auf, geschlossen „gegen jede Form des Antisemitismus aufzustehen“.

Eine statistische Auswertung des gesamten Kalenderjahres 2025 wird für das Frühjahr 2026 erwartet. Die IKG sieht eine Parallele zu anderen europäischen Ländern, wo sich das Niveau antisemitischer Vorfälle seit dem Oktober 2023 „auf hohem Niveau“ eingependelt habe.

(Vollständiger Bericht: https://www.antisemitismus-meldestelle.at/berichte)

(kap - mg)

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05. November 2025, 12:01