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Schweiz: Reformierte Kirche beschließt Missbrauchsstudie

Die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) hat an ihrem ersten Beratungstag in Bern zukunftsweisende Entscheidungen getroffen. Im Mittelpunkt standen die einstimmige Beauftragung einer umfassenden wissenschaftlichen Studie zu Missbrauchsfällen sowie die Verabschiedung von Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die Synode beschloss einstimmig, eine unabhängige wissenschaftliche Studie zu sexuellem und spirituellem Missbrauch innerhalb der EKS in Auftrag zu geben. Ziel ist die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sowie die Untersuchung von strukturellen Risikofaktoren im kirchlichen Umfeld. Für das interdisziplinäre Projekt wurde ein Kostendach von 250.000 Schweizer Franken (etwa 268.000 Euro) bewilligt. Die Vergabe soll bis Sommer 2026 erfolgen, die Ergebnispräsentation ist für die Sommersynode 2028 geplant.

Die Studie ergänzt das Forschungsmandat des Bundes, indem sie spezifisch auch den spirituellen Missbrauch, erwachsene Betroffene und kirchliche Machtstrukturen beleuchtet.

Famos ruft zur Freude und Hoffnung auf

Vor den Beschlüssen ging EKS-Präsidentin Rita Famos in ihrem „Wort der Präsidentin“ der Frage nach, ob Kirche noch Spaß mache. Sie beschrieb die Erschöpfung vieler junger Menschen und plädierte für eine Kirche, die Freude, Gemeinschaft und geistliche Erneuerung ermöglicht – eine Kirche, die nicht als Last, sondern als Quelle von Hoffnung und Lebenskraft wahrgenommen wird.

Londoner Swiss Church assoziiert

Ebenfalls einstimmig genehmigte die Synode die Assoziierung mit der Swiss Church in London. Die traditionsreiche Gemeinde, die ihre Wurzeln in der Schweizer Reformation hat, erhält künftig das Recht, eine Vertretung mit beratender Stimme an die Synode der EKS zu entsenden. Diese Partnerschaft soll die historische Verbindung zum Schweizer Protestantismus stärken und Einblicke in kirchliches Leben ohne staatskirchenrechtliche Absicherung ermöglichen.

Des Weiteren nahm die Synode das Umsetzungskonzept „Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung“ zur Kenntnis. Geplant sind unter anderem eine theologische Fachtagung (2027), die Zertifizierung der EKS-Geschäftsstelle mit dem Label „Grüner Güggel“ sowie die Überprüfung des Anlagereglements (2026). Mehrere Synodale unterstrichen die Dringlichkeit dieses gesellschaftspolitischen Engagements.

Im Zuge einer Effizienzsteigerung wurde die Auflösung des Fonds für Menschenrechte per 1. Januar 2026 beschlossen, wobei die verbleibenden Mittel an die Missionsorganisationen DM und M21 sowie das Hilfswerk HEKS übertragen werden.

Zudem genehmigte die Synode den Voranschlag 2026 mit Gesamterträgen von 11,6 Millionen Franken (ca. 12,5 Millionen Euro) und einem geringen Aufwandsüberschuss.

(pm)

 

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04. November 2025, 13:25