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Wortlaut: Papst Franziskus beim Angelus

Wir dokumentieren hier in einer Arbeitsübersetzung die Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet an diesem Sonntag auf dem Petersplatz.

Die offizielle Übersetzung finden Sie wie gewohnt in Kürze auf der Seite www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Evangelium der heutigen Liturgie stellt uns die drei Gleichnisse der Barmherzigkeit vor - sie nennen sich so, weil sie das barmherzige Herz Gottes schauen lassen (vgl. Lk 15,4-32). Jesus gibt mit ihnen Antwort auf das Murren der Pharisäer und Schriftgelehrten, die sagen: ‚Er nimmt die Sünder auf und isst mit ihnen‘ (V. 2)... Wenn dies für sie ein religiöser Skandal ist, so offenbart uns Jesus, indem er die Sünder aufnimmt und mit ihnen isst, dass Gott genau so ist: Gott schließt niemanden aus, er will alle bei seinem Festmahl dabeihaben, weil er alle wie seine Kinder liebt. Alle - keinen ausgeschlossen. Alle! Die drei Gleichnisse fassen also den Kern des Evangeliums zusammen: Gott ist Vater und kommt immer wieder, um uns zu suchen, wenn wir verloren sind.

Die Handelnden der Gleichnisse, die für Gott stehen, sind ein Hirte, der das verlorene Schaf sucht, eine Frau, die die verlorene Münze findet, und der Vater des verlorenen Sohnes. Halten wir bei einem Aspekt inne, der diesen dreien gemeinsam ist ... und den wir wie folgt definieren könnten: die Unruhe durch Mangel... Alle drei könnten sich beruhigt zurücklehnen, wenn sie ein wenig rechnen würden: Dem Hirten fehlt ein Schaf, aber er hat neunundneunzig andere...; der Frau fehlt eine Münze, aber sie hat neun andere; und selbst der Vater hat noch einen gehorsamen Sohn, dem er sich widmen kann. Warum also an den anderen denken, der davongegangen ist...? Stattdessen herrscht in ihren ... Herzen die Angst um das, was fehlt: das Schaf, die Münze, der Sohn, der weg ist. Wer liebt, sorgt sich um den, der fehlt, sehnt sich nach dem, der abwesend ist, sucht den, der verloren ist, wartet auf den, der sich verirrt hat. Denn er will, dass niemand verloren geht. Niemand soll verloren gehen.

„Gott ist nicht ‚ruhig‘“

Brüder und Schwestern, so ist Gott: Er ist nicht ‚ruhig‘, wenn wir uns von ihm entfernen, er ist betrübt, er zittert in seinem Innersten, und er macht sich auf die Suche nach uns, bis er uns wieder in seine Arme nimmt. Der Herr kalkuliert nicht mit Verlust und Risiko, er hat das Herz eines Vaters und einer Mutter, und er leidet unter dem Verlust geliebter Kinder... Ja, Gott leidet unter unserer Entfernung, und wenn wir in die Irre gehen, wartet er auf unsere Rückkehr. Erinnern wir uns: Gott wartet immer, Gott wartet immer mit offenen Armen auf uns, egal in welcher Lebenssituation wir uns befinden. Wie ein Psalm sagt, schläft er nicht, sondern er wacht immer über uns (vgl. 121,4-5).

Schauen wir nun auf uns selbst und fragen uns: Ahmen wir den Herrn darin nach, spüren wir die Unruhe angesichts des Mangels? Haben wir Sehnsucht nach denen, die abwesend sind, nach denen, die sich vom christlichen Leben abgewendet haben? Tragen wir diese innere Unruhe in uns, oder bleiben wir gelassen und ungestört unter uns? Mit anderen Worten: Vermissen wir wirklich den, der in unseren Gemeinschaften fehlt, oder tun wir nur so...? Oder fühlen wir uns unter uns wohl, ruhig und selig in unseren Gruppen..., ohne Mitgefühl für die, die weit weg sind? Es geht nicht nur darum, ‚offen für andere‘ zu sein… das ist Evangelium!

„Bete ich für den Ungläubigen, für den Fernstehenden?“

Der Hirte in dem Gleichnis sagt nicht: ‚Ich habe ja schon neunundneunzig Schafe, wer zwingt mich, das verlorene zu suchen?‘ Er macht sich auf! Lassen Sie uns also über unsere Beziehungen nachdenken: Bete ich für den Ungläubigen, für den Fernstehenden, den Verbitterten? Ziehen wir die Fernstehenden durch Gottes Stil an, der aus Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit besteht? Der Vater bittet uns, besonders auf diejenigen seiner Kinder zu achten, die er am meisten vermisst. Denken wir an eine Person, die wir kennen, die uns nahesteht und die vielleicht noch nie gehört hat, dass jemand zu ihr gesagt hat: ‚Weißt du, dass du wichtig bist für Gott?‘... Vielleichst suchst du ihn nicht, aber er sucht dich! ...

Lassen wir uns von diesen Fragen beunruhigen und beten wir zur Muttergottes, die nicht müde wird, uns zu suchen und sich um uns, ihre Kinder, zu kümmern!

(vatican news-wd)

 

 

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11. September 2022, 12:08

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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