Generalaudienz: Nicht Zerstörer, sondern Hüter der Erde sein
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Bei seinen Überlegungen ging der Papst von der Passage im Johannesevangelium aus, die von der Begegnung Maria von Magdalas mit dem auferstandenen Herrn erzählt (vgl. 20,1-18). Dort werde die Szene geschildert, in der Maria am leeren Grab weint, weil sie den auferstandenen Jesus zunächst nicht erkennt. Johannes hebt dabei besonders hervor, dass Maria ihn zunächst für den Gärtner hält – ein Bild, das symbolisch für unsere Aufgabe steht, die Schöpfung zu bewahren und zu pflegen (Joh 19,41-42; Joh 20,1-18). Und das zeige uns auch den Zusammenhang zwischen der Auferstehung Christi und den Herausforderungen der heutigen Welt.
„Manchmal möchte Jesus, der Lebendige, auch uns fragen: „Warum weinst du? Wen suchst du?“ Herausforderungen kann man nämlich nicht alleine bewältigen, und Tränen sind ein Geschenk des Lebens, wenn sie unsere Augen reinigen und uns den Blick freimachen,“ gab der Pontifex zu bedenken.
Die kontemplative Sicht auf die Schöpfung
Papst Franziskus habe in seiner Enzyklika Laudato si’ auf die Notwendigkeit hingewiesen, diese geistliche und ökologische Verantwortung zu verstehen und aktiv zu leben. Nur durch eine kontemplative Sicht auf den Garten – unser gemeinsames Haus, die Erde – werde die Zerstörung überwunden und eine ganzheitliche Spiritualität erfahrbar, die Glaube, Wissenschaft und Alltag miteinander verbindet (vgl. Laudato si’,111).
Wörtlich sagte Papst Leo:
„Wenn der Mensch nicht Wächter des Gartens ist, wird er zu dessen Zerstörer. Die christliche Hoffnung antwortet also auf die Herausforderungen, vor denen die gesamte Menschheit heute steht, indem sie in dem Garten verweilt, in dem der Gekreuzigte wie ein Samenkorn niedergelegt wurde, um aufzuerstehen und reiche Frucht zu bringen. Das Paradies ist nicht verloren, sondern wurde wiedergebracht.“
Die notwendige Umkehr
Das Osterereignis bilde also die Grundlage für eine Spiritualität ganzheitlicher Ökologie und für eine Umkehr zum Herrn. Maria von Magdala stehe exemplarisch für diese Umkehr, die notwendig ist: Sie erkennt erst durch eine innere Wandlung den Auferstandenen und wird so zur Zeugin der Hoffnung. Und diese persönliche Umkehr spiegelt sich in der ökologischen Umkehr wider, zu der Christen angesichts der globalen Krisen gefordert sind.
„Nur von Umkehr zu Umkehr können wir aus diesem Tal der Tränen zum neuen Jerusalem gelangen,“ führte Papst Leo aus. „Dieser Übergang, der im Herzen beginnt und spirituell ist, verändert die Geschichte, nimmt uns öffentlich in die Pflicht und setzt Formen von Solidarität in Gang, die von nun an die Menschen und die Geschöpfe vor den Begierden der Wölfe schützt, im Namen und Kraft dessen, der unser Hirte und Opferlamm ist.“
Pilger der Hoffnung
So schlägt das Heilige Jahr 2025 eine Brücke zwischen dem biblischen Paradies und der heutigen Welt: Der Garten ist nicht verloren – er kann durch unser Handeln als Pilger der Hoffnung neu gestaltet werden. Der Schrei der Erde und der Schrei der Armen dürfen nicht ungehört bleiben. Nur so kann ein neuer gemeinsamer Weg entstehen, der das Leiden überwindet und in die Zukunft weist.
„Möge der Heilige Geist uns die Fähigkeit geben, auf die Stimme derer zu hören, die keine Stimme haben. Dann werden wir sehen, was unsere Augen noch nicht sehen können: diesen Garten oder dieses Paradies, dem wir nur entgegengehen können, wenn ein jeder von uns seine Aufgabe annimmt und erfüllt,“ so der abschließende Denkanstoß von Papst Leo bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch.
(vaticannews – skr)
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