Suche

Rosinenbomber auf Ukrainisch

Alle reden von Gaza – zu Recht. Doch auch bei uns in Europa gibt es Menschen, die auf Lebensmittel-Pakete angewiesen sind.

Vor allem die Menschen im Osten der Ukraine, in der Nähe der Front. Sie warten auf Pakete, die ihnen Malteser-Helfer aus dem ruhigeren Nordwesten des Landes schicken. „Wir liefern in Dörfer 100 km von der Frontlinie entfernt, für die bedürftigen Menschen, die dort noch leben, denn dort gibt es praktisch keine Geschäfte und keine Arbeit, also fast gar nichts. Dort wohnen viele Menschen, die alles verloren haben: Wohnung, Arbeit usw.“

Das erzählt Wolodymyr Duchnitsch, ein Malteser-Helfer in Ivano-Frankivsk. In einer Lagerhalle des Städtchens werden Pakete für die Menschen an der Front gepackt. „Insgesamt für vier Jahre wollen wir über 50.000 Lebensmittelpakete von hier nach Osten hin liefern.“ In die Kartons passen etwa zwanzig Produkte: „Öl, Fleisch, Reis, Buchweizen, Nudeln, Konserven und Zucker.“ Zwölf Kilo, die ein halbes Jahr haltbar sind - und für ein paar Wochen reichen sollen.

Lebensmittelpakete für die Menschen an der Front


Jedes Paket soll für ein paar Wochen reichen

Junge Freiwillige packen die Kartons in der Lagerhalle – nicht weit von einem Militärflughafen, auf dem immer wieder mit großem Krach ukrainische Militärjets starten oder landen. Insgesamt machen 1.500 Freiwillige bei dem Projekt mit. „Von hier liefen wir mit großen LKWs, und bis zu diesen Personen liefern wir mit anderen Partnern, die in der Nähe dieser Region wohnen.“

Die Daten der Bedürftigen bekommen die Malteser von den Kommunen: „Wir haben dort in jeder Region – zum Beispiel Charkiw, Saporischschja, Cherson – bekannte Partner, mit denen wir schon seit über zehn Jahren zusammenarbeiten. Und die sagen uns: Die Leute, die die Pakete bekommen, sind sehr dankbar.“


Die Aktion ist nicht ungefährlich

Natürlich ist es nicht ungefährlich, mit den Lebensmittelpaketen in die Nähe der Front zu fahren. „Aber wir versuchen immer mit unserem jeweiligen Partner zusammen ein Zwischenlager zu finden. Das heißt, wir schicken zum Beispiel 30 Paletten per LKW; das sind ungefähr 1.500 Kartons. Die kommen in ein Zwischenlager und werden von dort mit kleinen Autos direkt zu den bedürftigen Menschen gefahren.“ Die Aktion muss schnell vor sich gehen. „In einer Stunde bekommen zum Beispiel 50 bedürftige Menschen ihr Paket geliefert.“

Insgesamt etwa 8.000 Familien in Frontnähe erreichen die Malteser mit ihrer Lebensmittelhilfe – eine Art Rosinenbomber auf Ukrainisch. Es ist nur ein Beispiel für die Hilfe, die der Malteserorden seit 1991 in der Ukraine leistet.

Hintergrund

Unser Autor hat im September 2025 an einer vom Malteserorden organisierten Reise durch die Ukraine teilgenommen. In seiner Podcast-Serie erzählt er von seinen Begegnungen mit Menschen und vom Drama des Kriegs.

Der Malteserorden ist seit mehr als dreißig Jahren in der Ukraine präsent. Seit dem Beginn des Krieges im Februar 2022 stellt er in einer gemeinsamen Anstrengung aller seiner Vereinigungen, Hilfskorps und etwa 1.000 Freiwilligen (sowohl ausländischen als auch ukrainischen) medizinische, soziale und psychologische Hilfe sowie sichere Unterkünfte für Vertriebene in der Ukraine und den Nachbarländern bereit.

Die Hilfe erreichte bislang etwa vier Millionen Menschen. Mehr als 10.000 Tonnen Hilfsgüter wurden an über 70 verschiedenen Orten verteilt; 300.000 Menschen wurden an den Grenzen versorgt und mehr als sechzig Unterkünfte für Vertriebene eingerichtet. Darüber hinaus hat der Orden 2022 zur Eröffnung einer Prothesenklinik in Lemberg beigetragen, um Opfern von Minenexplosionen zu helfen. Bis heute wurden dort mehr als 250 Prothesen bereitgestellt. Mit mehr als achtzig Millionen Euro ist das Engagement des Malteserordens in der Ukraine das bedeutendste seit dem Zweiten Weltkrieg.

(vatican news)

Die weiteren Folgen dieses Podcasts werden von nun an in täglicher Abfolge veröffentlicht.

30. September 2025