Ritter-Grepl: „Sicher, dass Leo sich mit Frauenthema auseinander gesetzt hat"
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Rund 2.000 Katholikinnen und Katholiken, die sich in allen Teilen der Weltkirche für das Vorankommen der Synodalität in der Kirche einsetzen, waren zum Heiligen Jahr auf Einladung des Generalsekretariats der Synode nach Rom gekommen. Frau Ritter-Grepl, Sie waren als Teil des österreichischen Synodalteams dabei, was nehmen Sie mit nach Hause?
Ritter-Grepl: Ich nehme viele Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen aus der ganzen Welt mit und ich nehme vor allem die Gewissheit mit, dass die Hoffnung, die verbunden ist mit dem Synodalen Prozess, die Hoffnung, dass wir mehr Teilhabe haben von Laien in der Kirche, Wirklichkeit werden wird.
Woran machen Sie diese Hoffnung fest?
Ritter-Grepl: Wir hatten ein Podium, in dem Papst Leo und Vertreter aus allen Kontinenten miteinander diskutiert haben über Synodalität. Dabei wurde sehr betont, dass es weitergehen wird, dass Papst Leo hinter diesem Prozess steht und dass er auch den Auftrag gibt an alle, die guten Willens sind, in der ganzen Welt sich an diesem Prozess zu beteiligen.
Hat es Sie überzeugt, was Ihnen Papst Leo am Freitagabend über die Teilhabe speziell von Frauen in der Kirche gesagt hat?
Ritter-Grepl: Ich bin überzeugt davon, dass Papst Leo sich mit dieser Thematik von Frauen auseinandergesetzt hat. Er hat ja darauf hingewiesen, dass es vor allem die Herausforderungen sind, die durch unterschiedliche Kulturen entstehen, die daran uns hindern, Frauen gleich zu behandeln wie Männer. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die da von Papst Leo selber veröffentlicht wurde. Und ich glaube auch, dass das für uns als Kirche eine große Herausforderung ist, wie gehen wir mit dieser Erkenntnis um.
Wenn wir den Frauendiakonat einmal ausklammern, wie das auch Papst Leo am Freitag getan hat, und auf die Teilhabe von Frauen in der Kirche heute schauen: Leo hat die Ungleichbehandlung nicht theologisch begründet, nicht vom Evangelium her. Mehr noch, er hat gesagt, die Kirche kann und soll daran arbeiten, dass solche kulturell bedingten Diskriminierungen verschwinden.
Ritter-Grepl: Das ist für mich eben ein Zeichen der Weiterentwicklung, und diese Weiterentwicklung führe ich im Letzten auf den Synodalen Prozess zurück. Als der Synodale Prozess gestartet hat, war das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in der katholischen Kirche einfach als „komplementäres“ Verhältnis gedacht. Jetzt aber ist, auch in den Abschlusspapieren, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen als „reziprokes“ Verhältnis beschrieben. Und dieses Verhältnis wird ja auch verwendet für andere Unterschiede im sozialen Bereich, im ethnischen Bereich, im Verhältnis zwischen Armen und Reichen. Dieses Zueinander in einem reziproken Verhältnis kann, denke ich, sehr zukunftsträchtig sein.
Papst Leo bei der Begegnung mit den Synodenteams am Freitag letzter Woche auch die Studiengruppen erwähnt, die im Vatikan-Auftrag besonders strittige Fragen, wie sie in der Synode aufgetaucht sind, gesondert vertiefen. Eines dieser Themen ist der Diakonat der Frau. Wie stehen die Gläubigen und die Bischöfe in Österreich zu diesem Thema - was wird gewünscht?
Ritter-Grepl: Was wir wünschen, ist sehr eindeutig formuliert: Wir möchten den Ständigen Diakonat für die Frauen. Ich freue mich, dass auch die Bischöfe hinter dieser Forderung stehen, und zwar alle Bischöfe. Das weiß man deswegen, weil der Wunsch nach dem Ständigen Diakonat für Frauen aus Österreich nach Rom getragen wurde, in Form der Erhebung für die Weltsynode. Ich finde es außergewöhnlich, dass wir dazu in Österreich eine einheitliche Meinung haben und eine gemeinsame Vorgangsweise. Und ich finde es großartig auch vom Erzbischof von Salzburg, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dass er diese gemeinsame Arbeit und die Meinung ebenfalls vertritt.
Das Jubiläum der Synodenteams in Rom war nicht nur mit Austausch und Papstbegegnung verbunden, sondern war wirklich auch eine Heilig-Jahr-Feier. Wie war das für Sie?
Ritter-Grepl: Das war für mich sehr eindrücklich, nachdem ich ja nicht gewohnt bin im Petersdom einer heiligen Messe beizuwohnen und dann auch noch mit dem Heiligen Vater – das war etwas Besonderes. Auch das Durchschreiten der heiligen Pforte war für mich ein sehr spiritueller Moment. Wir haben in der katholischen Frauenbewegung Katharina von Siena als unsere Patronin, und als Symbol für Katharina von Siena haben wir ein sogenanntes Katharinen-Tor, das wir manchmal bei unseren Liturgien einsetzen. Das Durchschreiten eines Tors ist für uns als katholische Frauen immer ein besonderer spiritueller Moment - und das war es jetzt noch einmal ganz besonders in der heiligen Pforte des Petersdoms.
Heilig-Jahr-Feier der Synodenteams in Rom
Die Heilig-Jahr-Begegnung der Synodenteams markierte einen ersten gemeinsamen Schritt in der Umsetzungsphase der Weltsynode für eine synodale Kirche. Das dreitägige Programm begann am Freitagabend mit einer Begegnung mit Papst Leo in der Audienzhalle und endete mit einer Papstmesse im Petersdom am Sonntag.
Das von Papst Franziskus (2013-2025) angestoßene weltweite katholische Reformprojekt der Synodalität endete im vergangenen Oktober vorläufig mit einem Abschlussdokument. Die darin enthaltenen Leitlinien sollen unter dem neuen Papst Schritt für Schritt in der Weltkirche eingebaut werden. Leo XIV. nahm selbst zunächst als Bischof des peruanischen Chiclayo, danach als Leiter des vatikanischen Bischofsdikasteriums an der Weltsynode teil.
(vatican news – gs)
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