Parolin: KI muss den Arzt unterstützen, nicht seine Menschlichkeit ersetzen
Benedetta Capelli und Mario Galgano - Vatikanstadt
Die KI sei ein „Horizont voller Versprechen“, aber auch eine „Weggabelung“, so Parolin. Sie zwinge die Gesellschaft zur Wahl: entweder eine auf „unmenschliche“ Effizienz ausgerichtete Technologie, die „am Ende die Schwächsten aussondert“, oder eine KI, die von der Ethik erleuchtet und „im Dienste“ des integralen Wohls jeder einzelnen Person steht.
Zusammenarbeit mit dem Vatikan und päpstliche Mahnung
Parolin sicherte zu, dass Experten, die vom Heiligen Stuhl benannt werden, an der Arbeit des neuen KI-Zentrums mitwirken werden.
Er wiederholte die Haltung des Vatikans, die Technologie als ein mächtiges Mittel zu sehen, „um eine gerechtere, geschwisterlichere und menschlichere Welt aufzubauen“, und nicht als Selbstzweck. Er erinnerte daran, dass die menschliche Würde „keine Maschine jemals nachahmen oder ersetzen kann“.
Papst Leo XIV. hatte bereits am 2. Oktober in einer Audienz betont: „Die KI ersetzt keinen Arzt, die Beziehung zum Patienten ist wichtig.“
Potenzial und die Gefahr des „Gesundheits-Apartheid“
Der Kardinal hob die großen Ressourcen der KI im medizinischen Bereich hervor: Sie könne Radiographien präziser lesen als das menschliche Auge, bei der Suche nach neuen Medikamenten helfen und die Verwaltung von Krankenhausressourcen optimieren, um einen gerechteren Zugang zur Versorgung in ärmeren Regionen zu ermöglichen.
„Das ist die Künstliche Intelligenz, die wir wollen: ein mächtiges Werkzeug im Dienste des Lebens, ein Verbündeter des Menschen im Kampf gegen Krankheit und Leid“, erklärte der Staatssekretär.
Als Hauptrisiko nannte Parolin die „De-Humanisierung der Behandlung“ und den Verlust des therapeutischen Bündnisses zwischen Arzt und Patient. Die Gefahr bestehe, dass Ärzte aufgrund von bürokratischem Druck die Urteilsfindung an die Maschine delegierten und vom „weisen Kliniker zum bloßen Supervisor eines automatisierten Prozesses“ degradiert würden.
Ein weiteres Risiko sei die „algorithmische Diskriminierung“, die durch die Übernahme gesellschaftlicher Vorurteile in die Daten einen regelrechten „Gesundheits-Apartheid“ schaffen könnte.
Würde steht vor Leistung
Parolin fragte eindringlich nach dem Wert, den ein Algorithmus dem Leben eines schwerkranken oder ungeborenen Menschen zuweisen würde, und warnte vor der „Kultur der Aussonderung“:
„Hier berühren wir das Herzstück unserer Ethik. Für uns hat jedes Leben vom Empfängnis bis zum natürlichen Tod einen unendlichen Wert – einen Wert, der nicht von seinem Nutzen, seiner Produktivität oder seiner körperlichen Perfektion abhängt.“
Die Entscheidung über Leben und Tod müsse immer in den Händen eines Menschen bleiben, der „die Daten der Maschine mit den Werten der Klugheit, des Mitgefühls und der Weisheit integrieren kann.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.