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Erzbischof Diquattro im Gespräch mit Silvonei Protz (r., Radio Vatikan) in Belém Erzbischof Diquattro im Gespräch mit Silvonei Protz (r., Radio Vatikan) in Belém 

COP30: Vatikan hofft auf „Kurswechsel“ in Klimapolitik

Hohe Dringlichkeit, niedrige Erwartungen: In Belém (Brasilien) hat an diesem Montag der 30. Klimagipfel der Vereinten Nationen begonnen.

Der Vatikan nimmt an der COP30 mit einer zehnköpfigen Delegation unter der Leitung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin teil. Stellvertretender Leiter der Delegation ist der Apostolische Nuntius in Brasilien, Erzbischof Giambattista Diquattro. Er hofft, wie er im Interview mit Radio Vatikan sagt, auf einen „Kurswechsel“ in der internationalen Klimapolitik.

„Die Überlegung, die Papst Franziskus vor zwei Jahren in seiner Botschaft an die COP 28 anstellte, scheint mir aktueller denn je: ‚Es ist ein Kurswechsel erforderlich – nicht nur eine teilweise Änderung des Kurses, sondern eine neue Art, gemeinsam voranzugehen‘. Das Pariser Klima-Abkommen hat eine Art Neuanfang markiert, jetzt muss der Weg neu beschritten, jetzt muss ein konkretes Zeichen der Hoffnung gesetzt werden!“

Das Pariser Abkommen, das Diquattro erwähnt, wurde vor genau zehn Jahren geschlossen – vorbereitet unter anderem durch eine beispiellose Umwelt-Enzyklika aus dem Vatikan, ‚Laudato si‘‘ von Papst Franziskus.

  (AFP or licensors)

Für eine deutliche Beschleunigung des ökologischen Wandels

„Auch diese COP (von Belém) sollte ein Wendepunkt sein: Sie sollte einen klaren und greifbaren politischen Willen zum Ausdruck bringen, der zu einer deutlichen Beschleunigung des ökologischen Wandels führt!“

Konkret hofft der Papst-Vertreter in Belém auf Maßnahmen, die drei Merkmale aufweisen: Sie sollten „effizient, verbindlich und leicht überprüfbar“ sein. „Und sie müssen in vier Bereichen umgesetzt werden: Energieeffizienz, erneuerbare Energiequellen, Abschaffung fossiler Brennstoffe und Aufklärung über einen weniger von diesen abhängigen Lebensstil.“

Zum Nachhören

Ein Wunschzettel für Belém

Der Vatikan will mit seiner Anwesenheit auf dem internationalen Klimagipfel im Amazonasgebiet dafür sorgen, dass bestimmte Themen nicht untergehen.

„Erstens scheint die Erziehung zu einer ganzheitlichen Ökologie ein entscheidender Bereich zu sein, um die Klimakrise anzugehen. Dieses Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung, da viele Länder die Bildungsdimension in ihre nationalen Beiträge (NDCs) bis 2035 aufnehmen. Es wird daher von entscheidender Bedeutung sein, diesen Prozess aufmerksam zu verfolgen.“

Ein zweiter Aspekt betrifft nach Diquattros Angaben die Umsetzung der auf einem früheren Klimagipfel beschlossenen Verpflichtung, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen global zu verringern. „Der Heilige Stuhl betont die Notwendigkeit einer konsequenten Anwendung dieses Instruments und bekräftigt, dass Bildung eine wesentliche Säule für die Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens in der nächsten Überprüfungsphase darstellt.“

Papst Franziskus (2013-25) verfasste vor zehn Jahren als erster Papst eine Umwelt-Enzyklika
Papst Franziskus (2013-25) verfasste vor zehn Jahren als erster Papst eine Umwelt-Enzyklika   (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Ruf nach Umbau der globalen Finanzarchitektur

Ein weiterer Punkt auf der Vatikan-Wunschliste von Belém wäre eine Reform der globalen Finanzarchitektur und ihrer Verbindung zur Klimafinanzierung. Aus der Sicht des Heiligen Stuhls sollte die Auslandsverschuldung armer Staaten gegen die ökologische Schuld entwickelter Staaten gewissermaßen aufgerechnet werden.

„Ein weiteres Thema wird der gerechte Übergang sein, der nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale und ökologische Kriterien umfassen muss… Schließlich wird die Debatte über den Gender-Aktionsplan Gelegenheit bieten, die unverhältnismäßige Belastung von Frauen durch den Klimawandel zu bekräftigen und zu ihrer aktiven Beteiligung an der Umsetzung des Pariser Abkommens aufzurufen.“

Der Nuntius nennt noch einige weitere Punkte, für die sich die Vatikan-Delegation in Belém interessieren wird, etwa die Dossiers zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes, der Landwirtschaft und der Ernährungssicherheit. Mit einer Rede auf dem der COP vorgeschalteten Klimagipfel hat Kardinal Parolin die Positionen des Heiligen Stuhls schon öffentlich markiert. In den nächsten Tagen wird die Delegation vor allem auf Hintergrundgespräche setzen.

(vatican news – sk)

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10. November 2025, 11:03