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Die Kuppel des Petersdoms in Rom Die Kuppel des Petersdoms in Rom 

Frauendiakonat: Ist das nun ein Nein oder ein Jein?

Frauen können nach jetzigem Stand nicht zur Diakonenweihe zugelassen werden: Zu diesem Schluss kommt eine Kommission, die noch von Papst Franziskus eingesetzt worden war und die jetzt ihre Ergebnisse vorgestellt hat. Allerdings sei noch kein „endgültiges Urteil“ möglich. Was bedeutet das? Fragen an unseren Redaktionsleiter Stefan v. Kempis.

Frauen können nach jetzigem Stand nicht zur Diakonenweihe zugelassen werden: Zu diesem Schluss kommt eine Kommission, die noch von Papst Franziskus eingesetzt worden war und die jetzt ihre Ergebnisse vorgestellt hat. Allerdings sei noch kein „endgültiges Urteil“ möglich. Was bedeutet das? 

Das bedeutet, dass die Frage Frauendiakonat Ja oder Nein die katholische Kirche noch eine Weile beschäftigen wird. Nach der ersten hat nämlich auch die zweite Kommission, die sich mit diesem Thema beschäftigt hat, sich nicht zu einem endgültigen Urteil imstande gesehen. Was heute aus Rom kam, ist also ein Einerseits-Andererseits. Der Leiter der Kommission schreibt wörtlich: „Die Fragen im Zusammenhang mit der Diakonatsweihe von Frauen bleiben offen, für weitere theologische und pastorale Vertiefungen“.

„Im Lichte der Heiligen Schrift, der Tradition und des kirchlichen Lehramtes ist diese Einschätzung eindeutig, auch wenn sie es derzeit nicht erlaubt, ein endgültiges Urteil zu fällen“

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Was steht denn genau in dem Bericht, der heute veröffentlicht wurde?

Vor allem zwei Sätze. Erstens: „Der Status quaestionis in Bezug auf die historische Forschung und die theologische Untersuchung, unter Berücksichtigung ihrer gegenseitigen Auswirkungen, schließt die Möglichkeit aus, in Richtung einer Zulassung von Frauen zum Diakonat als Stufe des Weihesakraments voranzuschreiten.“ (Dafür werden historische, theologische, biblische, kirchlich-traditionelle und lehramtliche Gründen angeführt.) Zweitens: „Im Lichte der Heiligen Schrift, der Tradition und des kirchlichen Lehramtes ist diese Einschätzung eindeutig, auch wenn sie es derzeit nicht erlaubt, ein endgültiges Urteil zu fällen, wie es bei der Priesterweihe der Fall ist“. Die Tür zur Frauenweihe bleibt damit tatsächlich offen, wie die KNA in einer ersten Zusammenfassung titelt.

Aber es hat doch im Lauf der Kirchengeschichte durchaus den Titel Diakonin gegeben. Und Diakoninnen.

Ja, und damit hat sich die Kommission auch schon 2021, kurz nach ihrer Gründung durch den damaligen Papst Franziskus, beschäftigt. Die Crux ist nur: Es gab nie eine eindeutige Bedeutung für diesen Begriff Diakonin. Es war also nicht definiert, was eine Diakonin war und was sie tun durfte. Und der Kommission war von Anfang an auch klar: Wenn man das Thema Frauendiakonat durch die Brille der Theologie des Weihesakraments sieht, dann kommen ernste Fragen auf, ob ein Frauendiakonat mit der katholischen Lehre vom geweihten Amt übereinstimmt.

„Aus dem Bericht geht sogar hervor, dass man sich mit der Begründung eines Ausschlusses der Frauen vom Diakonat schwergetan hat“

Aber auch die katholische Weltsynode – mal ganz abgesehen vom deutschen „Synodalen Weg“ – hat doch deutlich dazu aufgerufen, die Einführung eines Frauendiakonats zu prüfen.

Das stimmt. Und auch der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper sagt sehr klar, dass ein Frauendiakonat aus seiner Sicht theologisch möglich und pastoral sinnvoll wäre. Die Kommission, die vom früheren Erzbischof der italienischen Stadt L’Aquila geleitet wurde, hat sich durchaus mit den Beiträgen auseinandergesetzt, die nach der Weltsynode bei ihr eingegangen sind. Man entnimmt dem Bericht, der jetzt veröffentlicht wurde, dass sich die Kommission ernsthaft mit den Argumenten der Befürworter des Frauendiakonats beschäftigt hat, also vor allem mit dem Hinweis auf die „Gleichheit von Mann und Frau als Ebenbild Gottes“ und auf die „gleiche Würde beider Geschlechter“.

Aus dem Bericht geht sogar hervor, dass man sich mit der Begründung eines Ausschlusses der Frauen vom Diakonat schwergetan hat. Dazu gab es einen Absatz, in dem es hieß: „Das Mannsein Christi und damit das Mannsein derer, die die Weihe empfangen, ist kein Zufall, sondern integraler Bestandteil der sakramentalen Identität, die die göttliche Ordnung der Erlösung in Christus bewahrt. Diese Realität zu verändern, wäre keine einfache Anpassung des Dienstes, sondern ein Bruch mit der bräutlichen Bedeutung der Erlösung“. Dieser Absatz wurde innerhalb der Kommission zur Abstimmung gestellt, und er erhielt 5 Ja- und 5 Nein-Stimmen. Ein Patt also.

„Den Zugang von Frauen zu den für den Dienst an der Gemeinschaft eingerichteten Ämtern erweitern“

Wird es also auch künftig keine größere Rolle von Frauen in der katholischen Kirche geben? Kein Amt?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Denn die Kommission hat sich, wie sich aus dem Bericht ergibt, dafür ausgesprochen, „den Zugang von Frauen zu den für den Dienst an der Gemeinschaft eingerichteten Ämtern zu erweitern und damit auch eine angemessene kirchliche Anerkennung der Diakonie der Getauften, insbesondere der Frauen, zu gewährleisten“.

Was soll dieser Hinweis auf die „Ämter“, die „dem Dienst an der Gemeinschaft“ gelten?

Dahinter steckt, dass es mit Blick auf den Frauendiakonat zwei theologische Schulen gibt, die sich konträr positionieren. So schreibt es jedenfalls der emeritierte Erzbischof von L’Aquila, Kardinal Petrocchi, als Leiter der Kommission in seinem Bericht. Die erste Schule legt eben Wert darauf, dass das Wesentliche an der Diakonweihe die Ausrichtung auf den Dienst ist, nicht die auf das Priestertum. „Dieser Faktor würde den Weg für die Weihe von Diakoninnen ebnen“, urteilt der Kardinal. Die zweite Schule hingegen erklärt: Nein, das Weihesakrament in seinen drei Stufen Diakon-Priester-Bischof ist unteilbar – und wenn man Frauen zur ersten Stufe der Weihe zulassen würde, also zur Diakonweihe, dann wäre der Ausschluss von den anderen Stufen „nicht zu begründen“.

„Das ist eine Hausaufgabe für die Theologie“

Wie kommt man denn aus der jetzigen Lage des Einerseits-Andererseits heraus? Muss Papst Leo noch eine weitere Kommission zum Thema Frauendiakonat gründen?

Also, auf jeden Fall muss die Untersuchung in irgendeiner Form fortgesetzt werden, dafür plädiert auch Kardinal Petrocchi in seinem Bericht. Und zwar muss aus seiner Sicht der Diakonat an sich einmal sehr genau durchleuchtet werden, einschließlich „seiner sakramentalen Identität“. Das ist also eine Hausaufgabe für die Theologie. Der Kardinal schreibt: „Letztendlich muss die Frage auf doktrinärer Ebene entschieden werden“. Zur Präzisierung: Was die Priesterweihe von Frauen betrifft, hat Papst Johannes Paul II. schon im Jahr 1994 dazu endgültig Nein gesagt.

Noch eine letzte Frage: Was ist denn nach jetziger katholischer Lehre ein Diakon, und was darf er?

Diakon ist ein Weiheamt – wie Priester und Bischof. Diakone dürfen taufen, verheiraten, beerdigen und predigen, aber nicht die Messfeier leiten. Das dürfen nur Priester. Nach dem gültigen Kirchenrecht sind alle Weiheämter in der katholischen Kirche Männern vorbehalten.

Wirklich? Und was ist mit Äbtissinen? Die werden doch auch geweiht...

Ja, aber das ist keine Weihe im sakramentalen Sinn - wie bei Äbten übrigens auch. Sondern ein feierlicher Segen.

(vatican news)
 

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04. Dezember 2025, 12:21